Naumburg. Dom. Hauptaltar — Hausaltarclieu — Hieronymusaltar.
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Rechten, ihre Symbole rechts resp. links unter sich, auf hohem, mit Gras
bewachsenen Felsengrunde. Die beiden äußeren Zwischenfelder zeigen auf Roll-
werkkartuschen rechts das Abendmahl, links die Auferstehung.
a) Das Abendmahl. In einem nackten Saal sitzt Christus unter einem
Thronhimmel und reicht dem Verräter den Bissen über den Tisch. Rechts von
ihm sitzen Johannes, kleiner als die übrigen, der den Herrn unter dem Arme
faßt, zwei zur Mitte starrende Langbärte (nach Lionardo), ein Jünger aus der
Scene schauend, mit Becher, die Faust geballt, und zwei auf der vorderen Bank
sitzende, der eine mit Messer, der andere mit Krug und Glas. Nach links sitzen
Petrus und ein Langbart, die Köpfe zusammensteckend, und drei ohne Kot
klein und kümmerlich gebildete Jünger, welche klagend die Hände ringen oder
zusammenschlagen, vorn Judas. So ist Bewegung in der Gruppe, aber man sieht
nicht warum, und Charakter in den Köpfen, aber man versteht ihn nicht,
b) Die Auferstehung. Christus steigt, die Rechte segnend erhoben, in der
Linken die Kreuzfahne, aus dem Sarkophage, dessen Platte querüber geschoben
ist. An den Ecken desselben und auf ihn gestützt, sitzen die schlafenden
Soldaten, die vordersten über ihren Hellebarden, nur der rechts hinten jäh
erwachend; diese frisch beobachtet, in Haltung und Tracht gut dargestellt und
nicht ohne Humor. Oben in den Ecken erscheinen geflügelte Engelsköpfe. —
Über dem Architrave im Rundbogen der Bekrönung stehen die Freifiguren von
Petrus und Paulus, beide einander zugewandt, mit Büchern und Schlüssel resp.
Schwert, größer und dürftiger als die Reliefs, Petrus ein ausgesuchter Kretin
mit tiefen Augen, buschigen Brauen und greisenhaftem Faltengewirr um Stirn,
Augen und Mund. Auf den vier Konsolen der Kielbögen stehen musizierende
Engel, oben ein solcher mit dem Wappen des Stifters.
2. In das mittlere Feld des Bildfrieses ist ein kleines Hausaltärchen,
wahrscheinlich fremder Herkunft, eingesetzt. Ein Holzrahmen mit geschweiftem
Giebel auf Balustersäulchen, mit Mauresken bemalt, umschließt eine Alabaster-
platte mit der Kreuzigung. Christus in der Mitte zwischen den Schächerkreuzen,
ganz Sanftmut, zeigt mit der Rechten, nach Luc.23, 43, empor auf Wolken des
Himmels. Magdalena umfaßt, auf die Knie gesunken, das Kreuz, ein kurzes
Oberkleid mit gezaddelten Säumen, Kopfbund und Sandalen tragend. Links
stehen in ruhiger Gruppe Maria von Johannes gehalten und Salome. Rechts auf
Pferden Longinus, der zum Kruzifixus hinaufzeigt und -schaut, dahinter zwei
Turbanträger, der eine mit Lanze. Im Hintergründe Mauern und Türme, vor
denen ein Reiter auf wildem Roß einherjagt. Die Arbeit wirkt geradezu
unangenehm durch die süßliche antike Form mit den kalten griechischen Ge-
sichtern und der gesuchten Ruhe und Eleganz der Haltung und Kleidung.
Dazu kommen arge Fehler in den Proportionen. Zumal die Pferde sind völlig
verzeichnet und die Perspektive rechtshin grob mißachtet. Kayser gibt an, daß
„vor diesem ein kleines, aus einem kostbaren Stein verfertigtes portrait“ in dem
Altärchen gewesen, „welches von einem gewissen Papste soll seyn geweihet und
darzu verehret worden. Es ist aber solches daraus entwendet worden.“
3. Der Hieronymusaltar (Fig. 80) ist der einzige erhaltene der zahl-
reichen Nebenaltäre des Schiffes, ein schlichter Quaderaufbau mit zwei Stufen
von Westen, die innere Höhle durch eine Holztür verschlossen, die Mensa mit
Kreis Naumburg. 11
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Rechten, ihre Symbole rechts resp. links unter sich, auf hohem, mit Gras
bewachsenen Felsengrunde. Die beiden äußeren Zwischenfelder zeigen auf Roll-
werkkartuschen rechts das Abendmahl, links die Auferstehung.
a) Das Abendmahl. In einem nackten Saal sitzt Christus unter einem
Thronhimmel und reicht dem Verräter den Bissen über den Tisch. Rechts von
ihm sitzen Johannes, kleiner als die übrigen, der den Herrn unter dem Arme
faßt, zwei zur Mitte starrende Langbärte (nach Lionardo), ein Jünger aus der
Scene schauend, mit Becher, die Faust geballt, und zwei auf der vorderen Bank
sitzende, der eine mit Messer, der andere mit Krug und Glas. Nach links sitzen
Petrus und ein Langbart, die Köpfe zusammensteckend, und drei ohne Kot
klein und kümmerlich gebildete Jünger, welche klagend die Hände ringen oder
zusammenschlagen, vorn Judas. So ist Bewegung in der Gruppe, aber man sieht
nicht warum, und Charakter in den Köpfen, aber man versteht ihn nicht,
b) Die Auferstehung. Christus steigt, die Rechte segnend erhoben, in der
Linken die Kreuzfahne, aus dem Sarkophage, dessen Platte querüber geschoben
ist. An den Ecken desselben und auf ihn gestützt, sitzen die schlafenden
Soldaten, die vordersten über ihren Hellebarden, nur der rechts hinten jäh
erwachend; diese frisch beobachtet, in Haltung und Tracht gut dargestellt und
nicht ohne Humor. Oben in den Ecken erscheinen geflügelte Engelsköpfe. —
Über dem Architrave im Rundbogen der Bekrönung stehen die Freifiguren von
Petrus und Paulus, beide einander zugewandt, mit Büchern und Schlüssel resp.
Schwert, größer und dürftiger als die Reliefs, Petrus ein ausgesuchter Kretin
mit tiefen Augen, buschigen Brauen und greisenhaftem Faltengewirr um Stirn,
Augen und Mund. Auf den vier Konsolen der Kielbögen stehen musizierende
Engel, oben ein solcher mit dem Wappen des Stifters.
2. In das mittlere Feld des Bildfrieses ist ein kleines Hausaltärchen,
wahrscheinlich fremder Herkunft, eingesetzt. Ein Holzrahmen mit geschweiftem
Giebel auf Balustersäulchen, mit Mauresken bemalt, umschließt eine Alabaster-
platte mit der Kreuzigung. Christus in der Mitte zwischen den Schächerkreuzen,
ganz Sanftmut, zeigt mit der Rechten, nach Luc.23, 43, empor auf Wolken des
Himmels. Magdalena umfaßt, auf die Knie gesunken, das Kreuz, ein kurzes
Oberkleid mit gezaddelten Säumen, Kopfbund und Sandalen tragend. Links
stehen in ruhiger Gruppe Maria von Johannes gehalten und Salome. Rechts auf
Pferden Longinus, der zum Kruzifixus hinaufzeigt und -schaut, dahinter zwei
Turbanträger, der eine mit Lanze. Im Hintergründe Mauern und Türme, vor
denen ein Reiter auf wildem Roß einherjagt. Die Arbeit wirkt geradezu
unangenehm durch die süßliche antike Form mit den kalten griechischen Ge-
sichtern und der gesuchten Ruhe und Eleganz der Haltung und Kleidung.
Dazu kommen arge Fehler in den Proportionen. Zumal die Pferde sind völlig
verzeichnet und die Perspektive rechtshin grob mißachtet. Kayser gibt an, daß
„vor diesem ein kleines, aus einem kostbaren Stein verfertigtes portrait“ in dem
Altärchen gewesen, „welches von einem gewissen Papste soll seyn geweihet und
darzu verehret worden. Es ist aber solches daraus entwendet worden.“
3. Der Hieronymusaltar (Fig. 80) ist der einzige erhaltene der zahl-
reichen Nebenaltäre des Schiffes, ein schlichter Quaderaufbau mit zwei Stufen
von Westen, die innere Höhle durch eine Holztür verschlossen, die Mensa mit
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