Naumburg. Dom. Grabdenkmäler. Im Westebor und in der Vorhalle.
191
57. Grabstein des Heinrich Burckhart Cannewurff, f 1702, in rechteckiger
Einfassung ein Schriftfeld mit Palmenlaub, in den Ecken vier Wappen, unten
Stundenglas und Totenkopf.
58. Grabstein des Magister Christian Günther, f 1693. Zwei dicke Engel
halten eine Kartusche mit Wappen (drei blühende Lilien), darunter ein Schrift-
teppich, der in Rosetten hängt, vor geraden Pilastern, die unten mit Ranken im
Flachstil belegt sind. Dazwischen ein Palmenkranz. Die Inschrift ist witzig:
Viator, in hoc lapide, si lapis non es,
scholam invenis, in schola doctorem,
in doctore sapientiam etc. — Denn Gün-
ther war Professor in Pforte.
59. Epitaph der Maria Agnes von
Burgsdorff, f 1709, welches bis zur
Restauration im Westchor links neben Ger-
burg eingelassen war, prachtvolle Arbeit in
schwarzem, roten und weißen Marmor.
Eine urnenförmige Schriftplatte wird von
reichen und frei gearbeiteten Akanthus-
wangen eingefaßt. Darunter breitet ein
Totenkopf breite Fledermausflügel aus, ein
Schriftband um den Hals: EX MORTE
PERENNITAS. Darunter wieder eine Urne
mit Aufschrift der Maria Agnes, f 1. Sept.
1709, und ihres Gemahls Christoph Ludolf,
f 27. Eovbr. 1720. Über der Schriftplatte
findet sieb ein steifer Aufsatz mit rundem
Giebel, im Felde das Allianzwappen der
Gatten und Zweige von Eiche und Palme.
Zur Seite des Aufsatzes (ursprünglich auf
dem Laufgang des Chores) sitzen zwei alle-
gorische Gestalten, links Glaube, einen Kelch
in der Linken erhebend, rechts Hoffnung,
den Anker neben sich, auf dem Giebel
aber, der ursprünglich wie das Dach einer
Sänfte gewölbt und mit Stoffbehängen
drapiert war, sitzt die Liebe, ein größeres
Kind neben sich, welches nach rückwärts
in ihren Busen greift, ein kleineres auf dem
entblößten rechten Knie. (Fig. 91.) Es ist wohl darin zugleich die Verstorbene
verkörpert, in qua species, honestas et pietas paribus consedere fascibus. Für
ihre Zeit ist die Arbeit durch vornehme Ruhe und Einfachheit ausgezeichnet, die
sich sowohl in abgemessenen Bewegungen wie in klassischer Gewandung offen-
bart. Denn das Beste seines Könnens verdankt der Künstler dem Studium der
Antike. Hieran erinnert das streng griechische Profil der Gesichter, die hohen
Augen, der geschwungene Mund, die feine Faltung der dünnen Gewänder, die
Entblößung der Beine. Freilich ist der Stil noch unfertig, wirklicher Freiheit
H- B. o
Fig. 91. Epitaph der M. A.. v. Burgsdorff.
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57. Grabstein des Heinrich Burckhart Cannewurff, f 1702, in rechteckiger
Einfassung ein Schriftfeld mit Palmenlaub, in den Ecken vier Wappen, unten
Stundenglas und Totenkopf.
58. Grabstein des Magister Christian Günther, f 1693. Zwei dicke Engel
halten eine Kartusche mit Wappen (drei blühende Lilien), darunter ein Schrift-
teppich, der in Rosetten hängt, vor geraden Pilastern, die unten mit Ranken im
Flachstil belegt sind. Dazwischen ein Palmenkranz. Die Inschrift ist witzig:
Viator, in hoc lapide, si lapis non es,
scholam invenis, in schola doctorem,
in doctore sapientiam etc. — Denn Gün-
ther war Professor in Pforte.
59. Epitaph der Maria Agnes von
Burgsdorff, f 1709, welches bis zur
Restauration im Westchor links neben Ger-
burg eingelassen war, prachtvolle Arbeit in
schwarzem, roten und weißen Marmor.
Eine urnenförmige Schriftplatte wird von
reichen und frei gearbeiteten Akanthus-
wangen eingefaßt. Darunter breitet ein
Totenkopf breite Fledermausflügel aus, ein
Schriftband um den Hals: EX MORTE
PERENNITAS. Darunter wieder eine Urne
mit Aufschrift der Maria Agnes, f 1. Sept.
1709, und ihres Gemahls Christoph Ludolf,
f 27. Eovbr. 1720. Über der Schriftplatte
findet sieb ein steifer Aufsatz mit rundem
Giebel, im Felde das Allianzwappen der
Gatten und Zweige von Eiche und Palme.
Zur Seite des Aufsatzes (ursprünglich auf
dem Laufgang des Chores) sitzen zwei alle-
gorische Gestalten, links Glaube, einen Kelch
in der Linken erhebend, rechts Hoffnung,
den Anker neben sich, auf dem Giebel
aber, der ursprünglich wie das Dach einer
Sänfte gewölbt und mit Stoffbehängen
drapiert war, sitzt die Liebe, ein größeres
Kind neben sich, welches nach rückwärts
in ihren Busen greift, ein kleineres auf dem
entblößten rechten Knie. (Fig. 91.) Es ist wohl darin zugleich die Verstorbene
verkörpert, in qua species, honestas et pietas paribus consedere fascibus. Für
ihre Zeit ist die Arbeit durch vornehme Ruhe und Einfachheit ausgezeichnet, die
sich sowohl in abgemessenen Bewegungen wie in klassischer Gewandung offen-
bart. Denn das Beste seines Könnens verdankt der Künstler dem Studium der
Antike. Hieran erinnert das streng griechische Profil der Gesichter, die hohen
Augen, der geschwungene Mund, die feine Faltung der dünnen Gewänder, die
Entblößung der Beine. Freilich ist der Stil noch unfertig, wirklicher Freiheit
H- B. o
Fig. 91. Epitaph der M. A.. v. Burgsdorff.