Kreis Naumburg.
übereck gesetzte Strebe am jetzigen Ende des Ostarms lehren, daß hier Gebäude
nicht mehr anschlossen. Der Zwischenraum zwischen B. M. V. und Trium regum
ist um 1800 mit einem nüchternen Verwaltungsgebäude ausgefüllt worden, das
bei der Restauration wieder abgetragen wurde.
Der westliche und südliche Trakt des Kreuzgangs sind dagegen samt den
an- und übergebauten Flügeln der Klausur in leidlicher Erhaltung auf uns
gekommen. Fassen wir zunächst den Kreuzgang ins Auge, so ist an den
Arkaden das System des nördlichen Trakts beibehalten, kurze, stämmige Pfeiler
auf der Futtermauer, nach innen mit engagierten Ecksäulchen besetzt, dann über
Kämpfersimsen breite Spitzbögen, an der Innenseite mit Rundstäben besetzt.
Nur die äußeren kurzen Streben fehlen. Die Bedeckung scheint jedoch vorerst
nur in Holz erstellt worden zu sein. Denn die jetzigen Kreuzrippengewölbe
tragen ganz die Art der Westchorwölbung, die man doch um 1270 richtig
ansetzen wird, an sich: Die Gurte und Schildbögen zeigen Kehle und Platte,
die Rippen Kehle und Rundstab mit Schneide. Die Schlußsteine sind glatte
Scheiben bis auf die beiden südlichen des aus zehn Jochen bestehenden West-
arms, deren ersterer vier von der Mitte nach außen gedrehte Anemonenbiätter
zeigt, während der zweite vier von außen nach innen gestellte Maßholderblätter
und der zweite des Südarms einen flachen Stern trägt. Als Wandvorlagen
erscheinen im Westarm abgeeckte Halbpfeiler mit ebensolchen Basen und qua-
dratischen Sockeln, die auf der durchlaufenden Sitzbank fußen. Erinnert dies
schon stark an spätgotische Manier, so muß es doppelt befremden, daß Rippen
und Gurte ohne Kapitale in die Wandpfeiler verlaufen, und die Möglichkeit
bleibt offen, daß die Wandvorlagen wirklich erst in spätgotischer Zeit, etwa
nach dem Brande von 1532 eingezogen worden sind. Denn im südlichen, aus
fünf Jochen bestehenden Arme finden wir statt deren schlichte Pyramiden-
konsolchen und zwei bauchige, daran rohe und schon sehr verknorpelte Eichen-
blätter mit Früchten und ein umgürtender Zweig mit unkenntlichen, stehenden
Dreiblättern auftauchen.
Das Kapitels- und Schlafhaus von 1223 haben wir zweifelsohne in dem
massiven westlichen Flügel zu suchen, der selbständig bis zur Südfront durch-
geht. Dem fallenden Gelände entsprechend ist er auf einem Kellergeschoß
erbaut, jetzt Bibliothek. Das erste Geschoß bietet zunächst am Südwestturm
einen offenen Durchgang mit Tonnengewölbe, breiten Toren und einem kleinen
Fensterschlitz neben der Westtür, dann folgte wohl das eigentliche Kapitel mit
vier gepaarten Spitzbogenschlitzen und rundem Oberlicht, durch eine Spitzbogen-
nische mit geradem Gewände zusammengefaßt, die teilweise vermauert und erst
1901 in der alten Form wiederhergestellt sind. Und daran stießen nach Süden
mehrere Zimmer mit vier gepaarten Schlitzen, welche etwas tiefer sitzen und
ohne Nischen sind. Das Obergeschoß zeigt neuere große Rechteckfenster. Der
Dachfries ist ein grober Wulst aus Backsteinen. Die Hofseite ließ aber bis 1895
(Meßbild II. 39bc; s. a. Fig. 35) noch gotische Rechteckschlitze mit rundem Ober-
licht, darin ein Yierpaß, erkennen, von welchen zur Zeit nur der nördliche zur
Hälfte erhalten ist. Das Schlafhaus wird demnach in Zellen eingeteilt gewesen
seim Interessanter ist die südliche Giebelfront (Fig. 106). Hier stehen noch die
Verzahnungen eines schmalen Baues heraus, innerhalb dessen drei Flachbogen-
übereck gesetzte Strebe am jetzigen Ende des Ostarms lehren, daß hier Gebäude
nicht mehr anschlossen. Der Zwischenraum zwischen B. M. V. und Trium regum
ist um 1800 mit einem nüchternen Verwaltungsgebäude ausgefüllt worden, das
bei der Restauration wieder abgetragen wurde.
Der westliche und südliche Trakt des Kreuzgangs sind dagegen samt den
an- und übergebauten Flügeln der Klausur in leidlicher Erhaltung auf uns
gekommen. Fassen wir zunächst den Kreuzgang ins Auge, so ist an den
Arkaden das System des nördlichen Trakts beibehalten, kurze, stämmige Pfeiler
auf der Futtermauer, nach innen mit engagierten Ecksäulchen besetzt, dann über
Kämpfersimsen breite Spitzbögen, an der Innenseite mit Rundstäben besetzt.
Nur die äußeren kurzen Streben fehlen. Die Bedeckung scheint jedoch vorerst
nur in Holz erstellt worden zu sein. Denn die jetzigen Kreuzrippengewölbe
tragen ganz die Art der Westchorwölbung, die man doch um 1270 richtig
ansetzen wird, an sich: Die Gurte und Schildbögen zeigen Kehle und Platte,
die Rippen Kehle und Rundstab mit Schneide. Die Schlußsteine sind glatte
Scheiben bis auf die beiden südlichen des aus zehn Jochen bestehenden West-
arms, deren ersterer vier von der Mitte nach außen gedrehte Anemonenbiätter
zeigt, während der zweite vier von außen nach innen gestellte Maßholderblätter
und der zweite des Südarms einen flachen Stern trägt. Als Wandvorlagen
erscheinen im Westarm abgeeckte Halbpfeiler mit ebensolchen Basen und qua-
dratischen Sockeln, die auf der durchlaufenden Sitzbank fußen. Erinnert dies
schon stark an spätgotische Manier, so muß es doppelt befremden, daß Rippen
und Gurte ohne Kapitale in die Wandpfeiler verlaufen, und die Möglichkeit
bleibt offen, daß die Wandvorlagen wirklich erst in spätgotischer Zeit, etwa
nach dem Brande von 1532 eingezogen worden sind. Denn im südlichen, aus
fünf Jochen bestehenden Arme finden wir statt deren schlichte Pyramiden-
konsolchen und zwei bauchige, daran rohe und schon sehr verknorpelte Eichen-
blätter mit Früchten und ein umgürtender Zweig mit unkenntlichen, stehenden
Dreiblättern auftauchen.
Das Kapitels- und Schlafhaus von 1223 haben wir zweifelsohne in dem
massiven westlichen Flügel zu suchen, der selbständig bis zur Südfront durch-
geht. Dem fallenden Gelände entsprechend ist er auf einem Kellergeschoß
erbaut, jetzt Bibliothek. Das erste Geschoß bietet zunächst am Südwestturm
einen offenen Durchgang mit Tonnengewölbe, breiten Toren und einem kleinen
Fensterschlitz neben der Westtür, dann folgte wohl das eigentliche Kapitel mit
vier gepaarten Spitzbogenschlitzen und rundem Oberlicht, durch eine Spitzbogen-
nische mit geradem Gewände zusammengefaßt, die teilweise vermauert und erst
1901 in der alten Form wiederhergestellt sind. Und daran stießen nach Süden
mehrere Zimmer mit vier gepaarten Schlitzen, welche etwas tiefer sitzen und
ohne Nischen sind. Das Obergeschoß zeigt neuere große Rechteckfenster. Der
Dachfries ist ein grober Wulst aus Backsteinen. Die Hofseite ließ aber bis 1895
(Meßbild II. 39bc; s. a. Fig. 35) noch gotische Rechteckschlitze mit rundem Ober-
licht, darin ein Yierpaß, erkennen, von welchen zur Zeit nur der nördliche zur
Hälfte erhalten ist. Das Schlafhaus wird demnach in Zellen eingeteilt gewesen
seim Interessanter ist die südliche Giebelfront (Fig. 106). Hier stehen noch die
Verzahnungen eines schmalen Baues heraus, innerhalb dessen drei Flachbogen-