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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0259
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218

Kreis Naumburg.

Landgraf Ludwig IV. gelang ihm, die vorher von den Schenken zu Saaleck ver-
waltete Advokatie zu erwerben, und wurde dem Abt die Inful verliehen. Auch
hier vermochten die Bursfelder Reformversuche den schleichenden Verfall des
mönchischen Lebens nicht aufzuhalten. Und nachdem das Kloster schon 1492
durch Brand gelitten, legte der große Brand von 1532 die Hälfte des Kreuz-
gangs und einen Teil der Kirche in Asche, worauf der Abt die große Glocke
und die Orgel dem Dom zu verkaufen genötigt war. Der Konvent scheint sich
langsam aufgelöst zu haben. Der letzte Abt Thomas Hebenstreit, eifriger
Lutheraner, versuchte die Stiftung in eine Klosterschule umzugestalten, die doch
nach seinem Tode 1542 verfiel. 1547 verwüsteten die Spanier die Gebäude,
nachdem schon 1544 vom Kurfürsten die Güter sequestriert und zum Teil an den
Kat, der Rest 1574 an Private verkauft worden war. Die Gebäude wurden
1637 von den Kaiserlichen eingeäschert, 1656 das Kirchendach abgetragen, 1663
der Platz an Herzog Moritz verkauft und 1670 die letzten Mauern mit vieler
Mühe „aus dem Grunde gehoben“ und gesprengt.

Das Kloster lag auf dem noch heute Georgenberg genannten Hügel, und
ein offenbar nach der Erinnerung gezeichneter Kupferstich bei Schamei (1728)
mag .wenigstens im allgemeinen der Wirklichkeit entsprechen. (Eig. 112.) Wir
sehen das Kloster von einer starken Ringmauer umgeben, die nach der Stadtseite
zu nur aus Lehm war. Ein von zwei runden Türmen mit Schießscharten
flankiertes Tor führte auf die Kirche, die Mauer daneben war mit Zinnen und
Schießscharten befestigt. Dahinter erhob sich ein runder, abgesetzter Turm vom
Typus eines Bergfrieds. Die Kirche war kreuzförmig mit Zentralturm gestaltet.
Östlich von ihr, außerhalb der Mauer lag die Propstei. Leider stimmt Schameis
Beschreibung sehr schlecht dazu. Er nennt ein hohes Tor dem Herrntore ähn-
lich mit einer Pforte, und in demselben Mauerstrich einen anderen kurzen Turm,
darinnen die Gefängnisse benebst dem heimlichen Abtritt. Die Kirche hatte
2 viereckige West türme mittlerer Größe, ringsum von starken (Strebe)pf eilern
umgeben „und bey denen Thürmen runde Wercke.“ Die 2 Türen waren von
Mittag nach Mitternacht. — Vor dem Hochaltar stand das Grabmal Eckardts I.
und seiner Gemahlin Schwanhildis, und Groitsch (1584) sah deren beider Bilder,
Schwanhildis cum aurea corona exsculpta. In der Nähe des Altars wurde 1727
 
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