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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0319
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268

Kreis Naumburg.

Gebälke aufgelagert werden, während die Fenster sieh als Bogenreihen dazwischen
öffnen. Diese gefällige Fassadengliederung tritt nun hier in einer ganz ver-
unglückten Abkürzung auf, in Form von Blendarkaden, die mit Fenstern und
Dachsims keine Verbindung haben. Die breit rechteckigen Pilaster, in gutem
Quaderwerk gearbeitet, tragen auf Kämpfersimsen Flachbögen. Die Blenden
dazwischen sind geputzt und die Rechteckfenster darin sehr hoch, eigentlich nur
als Emporenlichter eingesetzt, daher die Seitenschiffe unter den Emporen sehr
dunkel bleiben. Die Fenster und Türen sind mit glatten Quaderleisten umrahmt.

Das Sockelgesims zeigt ein flaues,
spätgotisches Profil. Befriedigend
ist das Dachsims gegliedert. Der
ganze Raum wird von einem
hohen, abgewalmten Dach be-
deckt.

Der Turm tritt rechteckig
über dem östlichen Mitteljoch
und der Altarnische aus dem
Walmdach hervor und ist hier
gleichfalls mit Blendbögen ge-
gliedert. Das folgende Glocken-
geschoß setzt über Zwickeln in
das Achteck um und zeigt unten
in jeder Seite kleine Augen-
fenster, darüber in den geraden
Seiten rundbogige Schallfenster.
Eine beschieferte Haube mit
offener Laterne schließt den Bau.

Die Ausstattung ist im
ganzen ärmlich bis auf den statt-
lichen Schatz älterer Gefäße. Der
Altar ist Heubau in Stein, doch
ist die alte Mensa erhalten, an
der Rückseite mit der Jahres-
zabl = 1494.

dem Duktus nach von dem Bild-
hauer V. R. gemeißelt. Auf einem
Eichenholzunterbau steht ein
Holzkruzifix wohl von ca. 1700, der Korpus kläglich, schwammig gebildet und
vergoldet, darunter früher eine Schrifttafel mit echt mittelalterlichen Wort- und
Reimspielen:

ISTVM NON CHR1STVM . SED CHRISTVM CREDE PER IPSVM
FLECTE GENV PLORA . CRVCIFIXVM SEMPER ADORA

Ein kleines, in Silber getriebenes Kruzifix ist nicht besser geraten. — Zwei
Messingleuchter mit runden Knäufen sind einfach, aber standhaft, ohne Signatur. —
Ein Altarpult ist an den Seiten mit spätgotischem Distelgerank in Flachschnitt
 
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