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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0347
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290

Kreis Naumburg.

abgedeckt, die auf sechs Wandpfeilerchen ruhen. Dies durften die Platten und
Docken von 1547 sein. In der Mitte erhebt sicli eine kurze Säule mit freiem
Blatt- und Yolutenkapitäl. Auf diesem steht der hl. Wenzel in antikisierender
Rüstung, in der einen Hand den aufrecht gestellten Spieß, die andere auf den
Schild mit dem Stadtwappen gestemmt. Der linke Fuß ist im Schreiten nach-
geschleift. Ein mächtiger, geteilter Bart wird über die Schulter zurückgeweht.
Das Gesicht ist sehr würdig, die Gestalt schlank und hochhüftig, Arme und
Hände aber steif. Obwohl die Figur im ganzen gut erhalten ist, so läßt doch
die Verwitterung eine genauere Analyse nicht mehr zu. Als Schöpfer kann
neben Hans AVeis auch IST. S. in Betracht kommen.

Ein anderer Brunnen bei der Othmarskirche unterhalb der sog. Klingel-
stüfchen war wohl 1593 erbaut und wurde 1667 renoviert. Er ist nunmehr
erneuert, jedoch findet sich in einer Mauer daneben noch eine Schrifttafel
desselben:

Aö 1667 IST DIESER
BRUN RENOUIRET WOR
DEN . DAMALS GASSE .

M (Gassenmeister) -.WILHELM MÜL,,

LER V. MICHAEL
HOFMAN.

Bürgerhäuser,

Durch die beiden großen Brände von 1517 und 1532 ist das mittelalterliche
Stadtbild vernichtet. Der Wiederaufbau vollzog sich in jener gärenden Zeit,
wo Gotik und Renaissance zu einer unklaren Mischung zusammenflossen. Dieser
Übergang beherrscht die Naumburger Profanarchitektur bis zum Ausgang des
16. Jahrhunderts und verleiht ihm noch heute das eigene Gepräge. Die Renais-
sance ist auch dann nicht mehr zu entscheidendem Durchbruch gekommen, und
was Barock und Zopf geleistet haben, ist wenig bedeutend. Obwohl in den
letzten Jahrzehnten recht viele Häuser ganz oder teilweise erneuert worden sind,
ist zur Zeit noch ein verhältnismäßiger Reichtum vorhanden. Wir gehen vom
Markt aus, um dann die strahlenförmig mündenden Straßen und zuletzt die Frei-
heit zu durchwandern. Die Vorgesetzten Zahlen bezeichnen die Hausnummern.

1. Markt.

2. Löwenapotheke im ausgesprochensten Mischstil, doch so wesentlich er-
neuert, daß ohne Kenntnis des früheren Zustandes kein Urteil gefällt werden kann.

3. Barock um 1700, durch ein Mittelrisalit geteilt und mit Stuckornament
verziert. Unter den Fenstern finden sich zwei geneigte, wild gezeichnete Schilde,
von Bändern und Ranken umgeben, im Giebelfeld ein geschweiftes Muschel-
fenster in Voluten- und Akanthusrahmen. Im Ornament spielen Akanthus-,
Muschel- und Ohrenmotive durcheinander.

4. Tür von 1542, rechteckig mit Stab- und Astwerk umrahmt, im Gewände
Sitzkonsolen. Mehrere Schildchen sind leer, andere mit Stadtwappen, Kur-
schwertern und Monogramm K. B. Oben die Inschrift: VERBVM . DOMIHI .
 
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