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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 1/2
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Haushofer, Max: Ueber Trophäen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0014

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auch die haltbaren Theile der Jagdbeute, vor Allem Körner
und Geweih vom Büffel, Elch und pirsch; auch Zähne
und Rrallen von Raubthieren. Denn das sind ja die Waffen,
die das wilde Gethier des Waldes und der Wüste auf dem
Kampfplatz lasten mußte. Za mitunter heftet inan den
ganzen Ropf des bfirfches oder des Auerstiers an die Giebel-
front des Blockhauses.

Daß man aber auch bei unseren fernsten Vorfahren
Waffen als Schmuckstücke verwendete: dafür spricht der
Gebrauch, den todten Rriegern Waffen mit in ihre Gräber
zu geben, ein Gebrauch, für welchen in unseren Ländern
zahllose Gräberfunde aus römischer und vorrömischer Zeit
genügend Zeugniß geben.

Wange der Uirchenbänke in Lchäftlarn, aus Eichenholz geschnitzt;
vor \76H.

Uebrigens machte sich die Trophäe als Hausschmuck
eigentlich von selbst. Zeder waffentragende Wann nmßte
ja nothwendig, wenn er nicht gerade auf dem Rriegspfad
ging, feine Waffen aufheben. Waffenkammern oder Schränke
gab es noch nicht; umherliegen lasten konnte man die
spitzigen und schneidigen Dinge auch nicht, schon wegen der
lieben Rleinen; also blieb wohl nichts übrig, als sie an
pflöcken aufzuhängen, die nian dazu in die Wand schlug.
Dabei mußte man nothwendig auch bald einsehen, daß ein
wenig Symmetrie beim Aushängen dem Auge wohlthat.

So lange man keine metallenen Waffen kannte, mußten
die Trophäen nothwendig zienrlich unscheinbar bleiben.

X_

Steinerne Beile, Spcere, deren Spitzen aus Feuerstein oder
aus Knochensplittern gearbeitet sind, Holzkeulen und dergl.
konnten anfangs und wenn sie in geringer Zahl austraten,
keinen besonderen Schmuck der Wand oder des Kaufes
darstellen. Es mußten viele Geschlechter arbeiten, ehe man
allmählich lernte, die Waffen mit Farben, mit Quasten aus
Federn oder Pferdehaar, mit den buschigen Schweifen kleiner
pelzthiere zu verzieren. Ze reicher der Zierrat ward, uni
so mehr mußte man dahin kommen, solche geschmückte
Waffen nicht mehr für den wirklichen Gebrauch, sondern
blos für Feste und als Schinuck anzufertigen, dem praktischen
Dienste dagegen einfachere und darum brauchbarere Dinge
zuzuwenden. So mußten die Waffenvorräthe immer Wannig
fachcres ausnehmen. Dazu kani auch, daß man für die
verschiedenen Arten der Zagd andere Wehr ersinnen mußte,
als für den Rrieg, daß inan leichteres und schwereres Gerätst
brauchte je nach der Flüchtigkeit oder nach der grimmigen
Wucht des Feindes.

Aiit der Zeit mochte es auch üblich werden, daß Frauen
dem Gatten oder dem Geliebten ein Wehrgehäng oder einen
Pfeilköcher aus gegerbter Thierhaut bereiteten und mit
Wufcheln, Federn, pelzwerk und dergleichen schmückten.
Solches Prunkgeräth wurde dann sicher auch nicht dem
täglichen Gebrauch geweiht, sondern an der Wand aufgchängt
und nur etwa bei festlichen Gelegenheiten getragen.

So können wir uns in jener Zeit, als die ersten
Einwanderer von Osten her in unser deutsches Vaterland
eindrangen, ihre rohe Blockhütte ausgeschmückt denken nnt
dem gebleichten, von riesenhaftem Gehörn gekrönten Schädel
eines Elch oder eines Auerochsen, der über der Balkenthür
zwischen mächtigen Holznägeln hing. Znnen aber, in dem
einzigen Raume, welcher der Familie als Rüche, Schlaf
genrach und Wohnraum diente, waren in die Balken ein
paar Pflöcke gekeilt, an welche mittels Riemen und Schnüren
etwa ein Dutzend Sperre sternförmig befestigt waren. Da
zwischen hingen pfcilköcher mit Pfeilen, Steinbeile von
verschiedener Gestalt und ähnliches rohes Gewaffen, wohl
auch ein Schild aus der dicken getrockneten Haut des Auer
ochsen, oder ein Brett, mit einem Wolfsscll überzogen.

Als viele Zahrhunderte später das Rupfer, die Bronze
und endlich das Eisen bei unseren Vorfahren Eingang
fanden, hatten die Griechen längst ihre mit dein feinsten
künstlerischen Geschmacke ausgeschmückten Wetallwaffen.
Schon aus den Gesängen Homers ist deutlich zu entnehmen,
welchen Werth man in der Heroenzeit auf kriegerische
Trophäen legte. Die Waffen des Achilles, die den: gefallenen
patroklos entrissen und dann durch die Schmiedekunst des
Hephaistos ersetzt werden, bilden einen der Angelpunkte der
Zlias. Wan kann sich leicht vorstellen, daß zu einer Zeit,
in welcher die vornehmeren Rämpfer mittels eigener Streit
wagen in den Rampf sich fahren ließen, das Witnehmen
der Waffenbeute keine Schwierigkeiten bot. Der Sieger
konnte sie auf seinen Wagen laden oder durch sein Rriegs
volk heim tragen lasten.

Die Freude an schön gearbeiteten Waffen muß übrigens
in den breitesten Schichten des hellenischen Volkes als künstler
ischer Eharakterzug erscheinen. Ein Beweis dafür sind nicht
allein die homerischen Gesänge, sondern namentlich auch
jene höchst merkwürdigen Trophäen, welche als Sculpturen
in Pergamon gefunden wurden.
 
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