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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 1/2
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Haushofer, Max: Ueber Trophäen, [1]
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L.: Moderne Frankfurter Silberarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0019

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die Axt des Pioniers und die Trompete, die Trommel und
das Kanonenrohr verwendet! Der Militär wird freilich sagen:
alle diese Sachen sind nicht ganz so. Aber künstlerisch thun
sie volle Wirkung und sind dabei doch kenntlich.

Jene menschliche Thätigkcit, die zunächst mit dem Kriege
Verwandtschaft zeigte, mußte auch zuerst Veranlassung bieten,
die kriegerische Trophäe nachzuahmen. Das war die Jagd.
Wir dürfen annehmen, daß die Zagdtrophäc eben so alt,
wenn nicht noch älter ist, als die kriegerische Trophäe. Die
Iagdtrophäe mußte sich auch in den frühesten Zeiten eben
so vollberechtigt zeigen, als die kriegerische; bot doch die
Zagd Gefahren und eine Beute, die in allen rohen Tultur-
zuständen weit wichtiger erschien, als heutzutage. Was un
genießbar und dafür haltbar war von den erlegten Thieren
des Waldes, konnte als Zagdbeute zur Trophäe verwendet
werden; also vor Allen: das Gehörn — mit oder ohne
Schädelskelet; ferner die Krallen, die Zähne, auch die ganze
paut. Ganz nahe lag es aber auch, solche Beutestücke in
Vereinigung mit den Waffen, durch die inan sie errungen
hatte, aufzuhängen. Kleinere Bestandtheile der Jagdbeute,
namentlich Zähne und dergleichen hängt bei allen Natur-
völkern der Jäger zum Zierrat an seine eigene Person; be-
kanntlich hat sich diese Sitte bis in hochcultivirte Zustände
herein erhalten, wo inan ja häufig bei Zagdfreundcn Gbcr-
zähne und dergleichen am Khrgehäng findet.

Zc mannigfacher mit den Fortschritten der Technik die
Werkzeuge friedlicher Berusszweige wurden, un: so häufiger
inußte inan dahin kommen, auch sie i:ach Art der krieger-
ischen Trophäen zusan:menzustellen und als Zierrat zu ver-
wenden. So nmßte der Landinann auf den Gedanken kommen,
Senfe und Sichel, Rechen, peugabel und Spaten, vielleicht
auch noch eine Garbe Getreides zu einer friedlichen Trophäe
zusannnen zu gruppiren. So konnten die Handwerke in ihren
Zunftstuben und auf ihren Fahnen ihr Handwerkszeug,
vielleicht auch charakteristische Arbeitsprodukte in geschmack-
voller Weise zusammenstellen. Der symbolische Charakter
einer solchen Verzierung ward dabei ein veränderter; denn

Geschnitzte gothische Füllung

aus der ^chloßkapelle von Blutenburg (bei München), jetzt im Nationalmuseum.
Zeichnung von B. Wenig.

an Stelle der Freude über die Kampfesbeute trat der gerecht
fertigte Stolz auf die friedliche Arbeit und deren Erfolge.

Diese Art von sinnbildlichem Mrnament, die man als
Embleme bezeichnet, fällt jedoch aus den: Rahn:en unserer
Betrachtung heraus. Sie mußte hier nur erwähnt werden,
weil sie offenbar aus der kriegerischen Trophäe hervorge
gangen ist. (Schluß folgt.)

rantfurtkr MilSeraröeitN.

US Frankfurt a./m. wird UNS von drei Mouumental-
werkcn der Silberarbeit berichtet, welche daselbst im Lause
des letzten Sommers vollendet worden find und aufs neue
beweisen, daß es in der Luxusstadt am Main so wenig
an tüchtig geschulten Kräften der Ldelschmicdekunst wie
an kunstsinnigen Bestellern fehlt, um dieselben zu Arbeiten von mehr
als gewöhnlichem Werthc anzurcgen. Das erste von dem kjause Laz.
Posen Witw. angefertigte Stück war eine in Silber getriebene Schüssel
von 70 cm. Durchmesser, zu welcher der bekannte Kuustgelehrte, Dom-
kapitular Or. Schneider in Mainz den leitenden Gedanken gegeben
*)ot. <£s handelte sich um ein Iubiläumsgeschenk für den Geheimen

^oinmerzienrath Boch in Mettlach, den Besitzer der bekannten Thon-
a>aarcufabrikcn. So sehen wir innerhalb des Randes, der in schönem ge-
riebenem Barockornamcnt gravierte Darstellungen der Fabrikgebäude rc.
rägt. den inneren Raun: der Schüssel von einem Kinderfries einge-
nommen. Fast unmerklich in drei Gruppen zerlegt, bringt derselbe
bewegter sehr gefälliger Komposition die Arbeiten der keramischen
-ondustrjx, corge um das Wohl der Arbeiter, und landwirthschaft-
^ ^hätigkeit zum Ausdruck. Das zweite aus den Werkstätteu der

gleichen Firma hervorgegangene Geschenk hat die bekannte Gestalt
eines Schiffes: nur tritt uns an Stelle des stilisirten Renaissance-Fahr-
zeuges, wie wir es in den Kompositionen der Münchener Künstler
so oft bewundert haben, hier eine völlig moderne unter Segel gehende
Kriegsfrcgattc entgegen. Ls ist die genaue Nachbildung des Dänischen
Flaggschiffs „Christian VIII.", welches im Jahre in Gegenwart
des Herzogs von Coburg durch die deutschen Batterien von Cckernförde
vernichtet wurde. Wenn wir erfahren, daß der stattliche, über t m
hohe Aufbau zum Geschenk für den genannten Fürsten bestimmt war,
so wird uns diese historische Beziehung deutlich. Das Schiff schwebt
in starker Bewegung auf den Armen eines in kraftvoller Stellung
aufgerichteten Tritons, zu dessen Füßen sich eine Nereide schmiegt.
Die Figurengruppe ist in Bronze gegossen, während das Schiff in
Silber getrieben und an Flagge, Gallionbild rc. nrit Cnrail geschmückt
ist. Der Crfinder und Modelleur beider Arbeiten ist der Bildhauer
Wilh. Schwind. Die dritte Arbeit ist ans der Werkstatt der Firma
Heßenberg & Co. hervor gegangen: ihr geistiger Urheber ist der
Besitzer der Firma Herr Fr. Wirsing und der Bildhauer Prof.
Wilh. Wideinann, dessen Schüler A. varnesi die figürlichen
 
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