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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 7/8
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Schmädel, J. R. von: Festons und dekorative Gruppen: Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-Verein am 28. Februar 1893
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0055

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„Wie bei Ihren früheren Publikationen, so haben Sic auch mit
diesem werke einen glücklichen Griff gcthan, indem Sie der jetzigen
Stimmung folgend ein Material zu schaffen wußten, welches für die
so vielseitigen Gebiete künstlerischer wie kunstgewerblicher Bcthätig-
ung eine Fülle nutzbringender Anregung zu bieten vermag. Ins-
besondere dürsten aber die Schulen sür das, was sie gerade jetzt mit
dem Studium der Naturformen anstrebcn, Ihre Vorbilder warm
begrüßen."

In der Einleitung zu den, Werke sagt Or. Rich. Graul u. A.:
„wir müssen unabhängig von Anderen am unerschöpflichen
Born der Natur schöpfen, wenn der Phantasie unserer deeorativen
Künstler neue Belebung, neue Anregung soll zngeführt werden. In
ihr, der unablässig schaffenden, liegt das kjeil unserer Kunst nnd
unseres Kunstgewerbcs. wer sie nur recht zu befragen weiß und
mit aufrichtigem Bemühen sich ihrem Studiuin hingibt, dem wird
sie nicht untreu werden und ihm geben unendlich mehr, als er zu
fassen vermag. Und wer, frei von den Fesseln akadcinischcr Ge-
wöhnung, mit naivem Sinne eingcht auf die Betrachtung ihres
formalen Reichthums, wird nicht nur in der Gestaltung der Pflanze
das Walten eines überaus feinen (Organismus nach ewig gleichen
Gesetzeti erkennen lernen, er wird sich auch bewußt werden, daß eine
ans künstlerilcher Empsinduug hervorgehende Grdnung der natür-
lichen Pflanzenformen hinreicht, um die köstlichsten dekorativen Wirk-
ungen hervorzubringen."

Derartige Aeußcrungen liegen noch eine ganze Reihe vor. Es würde
zu weit führen, sie zu excerpiren, genügt doch schon das eben mit-
getheilte, um klar zu erkennen, daß die Gerlach'schc Schöpfung überall,
wo sie bekannt geworden ist, mit der größten Begeisterung aufgcnominen
wurde. Ich bin fest überzeugt, daß Gerlach auch bei uns in München
reiche Anerkennung und lebhaftesten Dank finden wird, wenn ich
nun auch noch seines Kompagnons gedenke, der allerdings nicht nach
der künstlerischen Seite hin an dcnr Werke betheiligt ist, so geschieht
dies deshalb, weil es von hohen, Muthe zeigt, ein so schwieriges und
kostspieliges Unternehmen mit zu wagen und weil solcher wagcmuth
bei unseren deutschen Verlegern leider so selten getroffen wird. Ich
schließe mit dem Wunsche — und glaube dabei im Sinne aller An-
wesenden zu sprechen — die Firma Gerlach & Schenk, welche sich durch
die Herausgabe und die Verlegung dieses epochemachenden Werkes neuer-

Aon Ser Jettausstellung in Micags.

Rähmchen.

gn kindenholz geschnitzt; von L. Rndspieler & Cie., München.

dings so hohe Verdienste um die Förderung der Kunst und des Kunst-
handwerkes erworben hat, möge nicht nur in ideeller, sondern auch in
materieller Beziehung recht glänzende Erfolge erzielen.

ÖCnIWo kunstgewerblichen <I)usterblMer.

In diesem und den folgenden Heften bringen wir eine Reihe
von Gegenständen, welche in Lhieago ausgestellt sind; dahin gehören
nicht nur die Tafeln 20—25, sondern auch die Textabbildungen auf
den Seiten —52.

Taf. 20. Tafelaufsatz, von Juwelier Earl Winterhalter,
München. Nach Photographie gezeichnet von L. F. Weysse r, München.

Außer mehreren kleineren Arbeiten hat wintcrhalter ans die
Lolumbische Weltausstellung auch das auf unserer Tafel dargestellte
Kunstwerk gesandt; — es ist ein silberner, zur Aufnahme von Liqucnren
bestimmter Tafelaufsatz von etwa ; Meter Höhe, der die ganze Phan-
tasie und Kunstfertigkeit des Meisters zur Geltung bringt. Auf vielfach
gebuckeltem Fuß erhebt sich ein schlanker Schaft, dessen aus Laubwerk
gebildeter Knauf das fllnftheilige etwa kopfgroße Gefäß trägt; frei
getriebene Ranken und Blumen umspinnen das letztere und dazwischen
strecken die fünf durchweg verschieden gestalteten Hähne ihre langen
kjälse hervor. Lin durchbrochenes (Ornament zieht sich um den Gcfäß-
rand; innerhalb desselben baut sich ein reicher Deckel auf. welcher nicht
allein im wirklichen, sondern auch tm bildlichen Sinn den Gipfel der
Arbeit bildet. Der Kern des Deckels besteht aus der Wurzel eines
Elephantcnzahnes, dessen merkwürdige Verwachsungen und Durch-
löcherungen denselben in der Phantasie des Meisters zu einer Felskuppe
werden ließ, auf welcher derselbe nun eine ganze mittelalterliche Burg
sainmt Thürmen und Thoren, Mauern und Erkern u. s. w. in Silber
darstellte; es fehlen hier weder der steile Burgwcg init deni bewehrten

Thor, noch der Burghof mit dem Brunnen, weder die Palas, noch
die Schloßkapelle — und darunter in einer Felsenhöhle hat ein Ein-
siedler sich Behausung und Kirchlein eingerichtet. — In einem der
folgenden Hefte werden wir eine Sonderansicht des Gbertheils bringen
und zwar in Kupferdrnck(Doppclblatt), aus welcher die reizvollen Einzel-
heiten deutlich zu erkennen sind. — Durchmesser der Schüssel — 80 cm.

Taf. 2t. Schmuckkästchen, von Karl Rothmüller, Bild-
hauer und Eiscleur, München und G. Pezold, Bildhauer, München.

Das in ungefähr zwei Drittel der wirklichen Größe dargestellte
Kästchen besteht in seinem Kern ans Eichenholz, welches mit Hellem
Perlmutter und (an den dunkler erscheinenden Stellen) mit Lapislazuli
belegt ist; das Ganze ist mit eineni äußerst feinen Gespinnst von ver-
goldeten Silberornamenten überzogen, in welchem verschiedene Edel-
steine — Diamanten, Rubinen, Smaragde — eingesetzt sind. — Die
Eckfiguren symbolischen die vier Elemente — Feuer, Wasser, Luft und
Erde —, deren jedes seinen Antheil an der Gestaltung eines Schmuckes
hat; den Deckel ziert eine dem Meere entsteigende Venus, welche sich
mit Blumen schmückt. Die Kindcrscencn in den Reliefs stellen Tanz,
Musik. Schauspiel und andere Unterhaltungen dar, bei welchen der
Schmuck von Bedeutung ist. — Den Perlmutterbelag fertigte Karl
Krehahn in Wien.

Taf. 22. Geschnitzter Rahmen, von F. Radspieler &
Eie., München. Dieser Rahinen ist ebenso wie die beiden auf S. ^9
und 5; dargestellten Rähmchen aus Lindenholz geschnitzt.
 
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