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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 1/2
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Haushofer, Max: Ueber Trophäen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0015

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In Pergamon stand ein Tempel, der Athene
Polias Nikephoros geweiht, von einer palte umgeben,
deren Brüstungen mit steingehauenen Trophäen ge-
schmückt waren. Was von diesen Sculpturen noch
erhalten ist, erscheint kunst- und kulturgeschichtlich als
hochwichtig, weil diese Bildwerke altgriechische Waffen-
stücke und Rriegsgeräthe in einem Reichthum und
einer Mannigfaltigkeit darstellen, wie man sie vor
den pergamenischen Ausgrabungen nicht kannte. Auf
diesen Reliefs finden sich pelme von verschiedenen Grund-
formen, mit Federn oder Roßschweifen geschmückt,
ferner verschiedene Gattungen von Panzern, nämlich
Rettenpanzer aus Metallringen, Metallpanzer und
Lederpanzer; dann Brust und Schulterstücke, Feld
binden, Beinschienen, Stulpen; vor Allen: zahlreiche
Schilde. Diese Schilde sind meist oval, einzelne auch
kreisrund oder viereckig, großentheils war ihr Material
wohl Metall. Wir finden auf diesen Sculpturen
auch Schwerter, und zwar nicht blos gerade, wie sie
die Griechen trugen, sondern auch krumme, barbar-
ischen Ursprungs; Lanzen für Wurf und Stoß, Rächer
und Pfeile, Schleudern. Die cavalleristifche Waffe ist
durch verschiedene Theile von Streitwagen, Stirn und
Brustpanzer für Pferde u. dgl. vertreten. Auch Theile
von Rriegsschiffen, Schiffsschnäbel und Schiffszeichen
finden sich; sogar Bestandtheile eines althellenischcn
Geschützes, eines sogenannten Tuthytonon.

Tharakteristisch für die pergamenischen Trophäen
ist ihre Gruppirung. Fast alle Waffenstücke finden
sich daselbst in einer Lage dargestellt, in welcher
sie unmöglich liegen oder stehen können. Tin Schwer-
punkt existirt für den griechischen Rünstler, der diese

Gitterthüre aus
Dietramszell;
Mitle des ;8. Jahrh.

(Maaßstab f. unten
in der Fußleiste der Thüre).

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