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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 3/4
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Riehl, Berthold: Studien über Barock und Rokoko in Oberbayern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0021

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wappcnfties an der Casa de Castril in Granada.
Ausgenommen und gezeichnet von L. L. weysser.

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6^T in SökköllPW. 6^sßr©@*®

von Prof. Dr. Berthold Riehl.

(Schluß.)

bedeutendste Airche Gberbayerns aus der
ersten Hälfte des (8. Jahrhunderts ist die
von Fürstenseld. Als glänzender Vertreter
der Aunst ihrer Zeit ist sie, die schon damals
in gewissem Sinne als Münchner hoskirche
betrachtet werden kann, würdig, neben die
Theatiner-, ja neben die Michaelskirche gestellt
zu werden. Der direkte Einfluß, den die Airche von Fürsten
seid übte, war aber, obgleich er, wie schon Dietramszell und
Neustist bei Freising zeigen, keineswegs unterschätzt werden
darf, doch entschieden geringer als bei jenen, was zu einem
guten Theil schon darin gründet, daß die Airche eben nicht
in der Hauptstadt selbst steht, sondern säst fünf Stunden
von ihr entfernt ist. Die Alosterkirche zu Fürstenseid wurde
tchon im (7. Jahrhundert ((673) begonnen, aber für den
Tharakter derselben war die Leitung des Baues durch vis-
cardi, welche dieser (7(H oder (7(6 übernahm, maßgebend;
(732 soll die Airche vollendet gewesen sein. Bei der hos-
kirche war natürlich ein Italiener Baumeister und auch als
s>tukkator wird ein solcher, nämlich Franz Appiani, genannt,
^er für die Slukkaturcn im Thor (800 Gulden erhielt. *)
Stukkaturen zeigen jedoch durchaus keinen italienischen
Charakter, wie schon die hübsche Wanddekoration (Tas. 5)
beweist. Tharakteristisch für das (8. Jahrhundert, wo
im Gegensatz zu der gewöhnlich herrschenden An
lchauung, die fremden Meister immer mehr in den Hinter-
grund treten, sind die aussührenden Aünstler in Fürstenfeld

Nachdruck verboten.


) Roekel: Beschreibung des Klosters Fürstenfeld. München

P. 72.

sonst Bayern. Der Bauführer ist Stadtbaumeister Etten
hoser aus München, die Dekoration wurde, abgesehen von
Appianis Stukkaturen im Thor, durch die Brüder Asam
aus München besorgt, als Plastiker sind noch Schaidaus,
ein Gberbayer, und Ronran Anton Boos aus München,
als Maler der Altarbilder der Münchner Andreas Wolf,
der Straubinger Ioh. Adam Schöps und Baldaus aus Augs-
burg zu nennen.

Weil die Airche zu Fürstenseld im (7. Jahrhundert
begoitnen wurde, geht die Aitlage derselben noch von dem
Grundgedanken aus, der seit der Michaelskirche als der
herrschende bezeichnet wurde: sie ist eiitschiffig und Aapellen,
die durch die eingezogenen Streben gebildet werden, begleiten
das Schiff. Daß diese Anlage in: (8. Jahrhundert noch
vielfach beibehalten wurde, ist natürlich; so finden wir sie
beispielsweise in der ersten Hälfte desselben in Dießen
((7(9—(728), in der zweiten Hälfte in Baumburg ((737
vollendet).oder in Raitenhaßlach und, wohl im Zusammen-
hang mit Fürstenfeld, in Dietramszell ((728—(73H) und
Neustist bei Freising ((75(—(756). Gleichwohl ist diese
Anlage im (8. Jahrhundert nicht mehr die eigentlich
charakteristische, die dem Wesen des Stils am meisten ent
sprechende und bei einer Airche, welche, wie die zu Fürsten
seid, an der Spitze der Aunst ihrer Zeit steht, würde sie,
wenn der Bau erst im (8. Jahrhundert begonnen worden
wäre, wohl nicht mehr aufgegriffen worden sein.

wenn wir aber die Airche zu Fürstenseld betreten, so
ist der ganze Eindruck des Baues uneingeschränkt der eines
Aunstwerkes des (8. Jahrhunderts. Den Grund hiesür

Zeitschrift des bcr^rr. Aunstgewerbe-Vercins München.

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