Jahrhunderts, aber es gelingt noch keineswegs, sich von ihr
zu befreien, weil man im Ganzen, wie im Detail doch noch
viel zu abhängig von ihr ist.
Weitaus am glänzendsten entwickelte diesen Stil die
berühmte Stukkatur-Schule von Wessobrunn, die jetzt ihre
höchste Blüthe erreichte, aber auch weiterhin für die Hebung
dieser Technik in Bayern eine hervorragende Bedeutung
besitzt. I 3n der Umgegend von Wessobrunn finden sich
daher zahlreiche, bedeutende Kirchen, deren Stukkaturen wie
in vilgertshofen (Ende des (7. Jahrhunderts), Kaufering
I70q>—(706) stets sofort die Schule, der sie entstammen,
erkennen lassen. Die glänzendsten Beispiele dieser Dekora-
tion bieten die überreichen Stukkaturen an den Decken und
Thüren der ehemaligen Klostergebäude von Wessobrunn
(Abbildung S. 20), in denen
sich das (7. und (8. Jahr-
hundert in merkwürdigster
weise die bsand reichen und bei
denen wir dadurch das Zu
nehmen leichterer, zierlicherer
Formgebung trotz des Fest-
Haltens an den alten, orna-
mentalen Hauptmotiven deut-
lich verfolgen können. Die
Wessobrunner waren so recht
die Virtuosen dieses Stils; wir
bewundern daher vor allein
ihre außerordentliche Geschick
lichkcit, ihre brillante Technik;
aber auch die Schwächen des
Virtuosenthums zeigen sich bei
ihnen deutlich genug, es ist ein
ewiges Spielen mit denselben
zuletzt doch recht monotonen
Formen, ein geschmackloses
Käufen der gleichen Motive
und der ganzen Dekoration, vor allem aber ein äußer-
liches Schaustellen der technischen Bravour. Wenn man daher
zahlreiche Kirchen der Art studirt hat, athmet man trotz
aller Anerkennung für die tüchtigen Arbeiten und trotz des
historischen Interesses derselben doch frei aus, wenn man in
eine Kirche tritt, die neue, originale Gedanken und damit
eine Kunst erkennen läßt, die weiterer Entwickelung fähig.
Ein solcher Bau ist der Dom zu Freising, der an der
Spitze der zweiten Periode des Jahrhunderts steht. Durch
seine hervorragende kirchliche und künstlerische Bedeutung
war er ebenso wie durch das große Fest, bei dem die neue
Dekoration enthüllt wurde und zu dem die Geistlichkeit aus
aller Herren Länder herbeiströmte, geeignet, eine weitgreifende
Wirkung auszuüben, die Namen seiner Künstler in den
weitesten Kreisen bekannt zu machen.
Der ursprünglich romanische, während der Gothik viel-
fach veränderte Dom wurde von den Brüdern Asam (725
auf (72^ zu Ehren des in dem letzteren Jahre zu feiernden
tausendjährigen Jubiläums von Freising völlig umgestaltet *)
*) Heber diese erschien, als vorliegende Studien bereits ab-
geschlossen waren, ein höchst lehrreicher Aufsatz von Or. G. kjager, Bei-
lage zur Allgemeinen Zeitung ^893, Nr. 23—25, der namentlich da-
durch interessant, daß er ein ganz neues Bild einer echt volksthümlichen
—oFalfcfjnie dieser Zeit bietet.
zu einem glänzenden, höchst charakteristischen Denkmal der
Dekorationskunst dieser Zeit. In dem Deckengemälde der
Dreifaltigkeitskirche in München (um (7(8) steht Tosmas
Afam noch wesentlich auf dem Boden feiner Vorgänger,
es erinnert entschieden an das Kuppelgemälde seines Vaters
in Tegernsee, in Freising dagegen erscheinen die beideit
Brüder als die kühnen Neuerer. Die Dekoration des Doms
wird jeder sofort als eilt Werk des j8. Jahrhunderts er-
kennen, dessen heitere, jubelnde kirchliche Kunst so gern nach
glänzenden Effekten strebt. Im Vergleich mit späteren
Werken der Asam erscheint der Don: zu Freising allerdings
noch etwas schwer in der Wirkung, es hängt dies eines-
theils mit der romanischen Anlage des Baus zusammen,
andererseits damit, daß die Künstler ihre Eigenart doch
noch nicht ganz entwickelt, daß noch mehr als später der
italienische Einstuß herrscht, obgleich sich dieser auch in den
reifsten Werken der Asam namentlich durch die lieferen
Farben, den prunkvolleren Tharakter des Ganzen geltend
macht. Gerade dadurch treten die Afam in einen sehr be-
stimmten Gegensatz zu mancheti Zeitgenosseu wie namentlich
Zimmermann und Albrecht, ebenso wie auch die reichere
und selbständigere Verwerthung der Stukkaturen bei Öen
Asam besonders in den zahlreichen Putten, Genien und
Karyatiden zu einer wesentlich anderen Wirkung führt, als
die sehr ziclbewußte Unterordnung der in der Regel rein
ornamentalen Stukkaturen bei Zimmermann.
Der Eindruck des Doms war früher, als die Decken-
gemälde noch nicht so gelitten, allerdings noch lichter und
glänzender als heute, aber schon die Ornamentformen, die
Kapitäle, Gesimse, Umrahmungen der Fenster, vor allem
auch die Eonsolen unter der Wölbuitg zeigen, ebenso wie
zu befreien, weil man im Ganzen, wie im Detail doch noch
viel zu abhängig von ihr ist.
Weitaus am glänzendsten entwickelte diesen Stil die
berühmte Stukkatur-Schule von Wessobrunn, die jetzt ihre
höchste Blüthe erreichte, aber auch weiterhin für die Hebung
dieser Technik in Bayern eine hervorragende Bedeutung
besitzt. I 3n der Umgegend von Wessobrunn finden sich
daher zahlreiche, bedeutende Kirchen, deren Stukkaturen wie
in vilgertshofen (Ende des (7. Jahrhunderts), Kaufering
I70q>—(706) stets sofort die Schule, der sie entstammen,
erkennen lassen. Die glänzendsten Beispiele dieser Dekora-
tion bieten die überreichen Stukkaturen an den Decken und
Thüren der ehemaligen Klostergebäude von Wessobrunn
(Abbildung S. 20), in denen
sich das (7. und (8. Jahr-
hundert in merkwürdigster
weise die bsand reichen und bei
denen wir dadurch das Zu
nehmen leichterer, zierlicherer
Formgebung trotz des Fest-
Haltens an den alten, orna-
mentalen Hauptmotiven deut-
lich verfolgen können. Die
Wessobrunner waren so recht
die Virtuosen dieses Stils; wir
bewundern daher vor allein
ihre außerordentliche Geschick
lichkcit, ihre brillante Technik;
aber auch die Schwächen des
Virtuosenthums zeigen sich bei
ihnen deutlich genug, es ist ein
ewiges Spielen mit denselben
zuletzt doch recht monotonen
Formen, ein geschmackloses
Käufen der gleichen Motive
und der ganzen Dekoration, vor allem aber ein äußer-
liches Schaustellen der technischen Bravour. Wenn man daher
zahlreiche Kirchen der Art studirt hat, athmet man trotz
aller Anerkennung für die tüchtigen Arbeiten und trotz des
historischen Interesses derselben doch frei aus, wenn man in
eine Kirche tritt, die neue, originale Gedanken und damit
eine Kunst erkennen läßt, die weiterer Entwickelung fähig.
Ein solcher Bau ist der Dom zu Freising, der an der
Spitze der zweiten Periode des Jahrhunderts steht. Durch
seine hervorragende kirchliche und künstlerische Bedeutung
war er ebenso wie durch das große Fest, bei dem die neue
Dekoration enthüllt wurde und zu dem die Geistlichkeit aus
aller Herren Länder herbeiströmte, geeignet, eine weitgreifende
Wirkung auszuüben, die Namen seiner Künstler in den
weitesten Kreisen bekannt zu machen.
Der ursprünglich romanische, während der Gothik viel-
fach veränderte Dom wurde von den Brüdern Asam (725
auf (72^ zu Ehren des in dem letzteren Jahre zu feiernden
tausendjährigen Jubiläums von Freising völlig umgestaltet *)
*) Heber diese erschien, als vorliegende Studien bereits ab-
geschlossen waren, ein höchst lehrreicher Aufsatz von Or. G. kjager, Bei-
lage zur Allgemeinen Zeitung ^893, Nr. 23—25, der namentlich da-
durch interessant, daß er ein ganz neues Bild einer echt volksthümlichen
—oFalfcfjnie dieser Zeit bietet.
zu einem glänzenden, höchst charakteristischen Denkmal der
Dekorationskunst dieser Zeit. In dem Deckengemälde der
Dreifaltigkeitskirche in München (um (7(8) steht Tosmas
Afam noch wesentlich auf dem Boden feiner Vorgänger,
es erinnert entschieden an das Kuppelgemälde seines Vaters
in Tegernsee, in Freising dagegen erscheinen die beideit
Brüder als die kühnen Neuerer. Die Dekoration des Doms
wird jeder sofort als eilt Werk des j8. Jahrhunderts er-
kennen, dessen heitere, jubelnde kirchliche Kunst so gern nach
glänzenden Effekten strebt. Im Vergleich mit späteren
Werken der Asam erscheint der Don: zu Freising allerdings
noch etwas schwer in der Wirkung, es hängt dies eines-
theils mit der romanischen Anlage des Baus zusammen,
andererseits damit, daß die Künstler ihre Eigenart doch
noch nicht ganz entwickelt, daß noch mehr als später der
italienische Einstuß herrscht, obgleich sich dieser auch in den
reifsten Werken der Asam namentlich durch die lieferen
Farben, den prunkvolleren Tharakter des Ganzen geltend
macht. Gerade dadurch treten die Afam in einen sehr be-
stimmten Gegensatz zu mancheti Zeitgenosseu wie namentlich
Zimmermann und Albrecht, ebenso wie auch die reichere
und selbständigere Verwerthung der Stukkaturen bei Öen
Asam besonders in den zahlreichen Putten, Genien und
Karyatiden zu einer wesentlich anderen Wirkung führt, als
die sehr ziclbewußte Unterordnung der in der Regel rein
ornamentalen Stukkaturen bei Zimmermann.
Der Eindruck des Doms war früher, als die Decken-
gemälde noch nicht so gelitten, allerdings noch lichter und
glänzender als heute, aber schon die Ornamentformen, die
Kapitäle, Gesimse, Umrahmungen der Fenster, vor allem
auch die Eonsolen unter der Wölbuitg zeigen, ebenso wie