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die Putten über den Arkadenbögen und die einheitliche Ton-
ung des Stukko, daß die Künstler sich nicht ganz von den
Einflüssen des (7. Jahrhunderts losgesagt, während die
marmorirte Dekoration der Pfeiler und Pilaster, die Be
malung und Vergoldung der Gewölbezwickel und Gewölbe-
gurten gerade für jenen speziell den Asams eigenen Farben
reichthnm charakteristisch ist.
Lehr bald nach Vollendung des Freisinger Doms wirkten
auf die Asam anderweitige Einflüsse, nemlich die der sranzösi
schen Kunst, welche sie mehr zu eleganter und graziöser Form-
gebung führten, nicht selten aber auch zu einer allzu spielenden
Dekoration verführten, so daß Licht- und Schattenseiten der
kirchlichen Kunst des Rokoko uns nicht leicht wo deutlicher ent-
gegentreten, als in den reifsten Werken der Asant (Abb. 5. (8).
Diesen maßgebenden Einfluß der französischen Kunst
empfingen die Asam offenbar in München und hier kann
es wohl kein anderer gewesen sein, der ihnen denselben ver-
mittelte, als der Fran-
zose Tuvilliös, der feit
\724< in München an-
sässig, durch seine Bau-
ten für den kurfürst-
lichen Hof, ebenso wie
sein Lohn durch seine
Kupferstichwerks, die
die trefflichsten Vor-
lagen enthalten, von
wesentlichem Einfluß
aus die Münchner
Kunst war, sie durch
die Verbindung mit
der französischen, in
der von ihr angestreb-
ten Richtung förderte.
Die Anregungen fran-
zösischer Kunst wurden
aber in der Münchner-
Schule sehr frei ver-
arbeitet, auch von den
Asam kann man dies gewiß behaupten, obgleich sie dieselben
stärker als andere auf sich wirken lasten und sie am frühesten
aufgreifen, denn schon in den Deckenstukkaturen der (727
vollendeten hl. Geistkirche in München machen sie sich geltend,
noch bestimmter dann, worauf schon Gurlitt*) hingewiesen,
in Fürstenfeld.
Durch den Farbenreichthum und die damit verbundene
glänzende Wirkung ihrer Bauten) die noch so wesentlich
durch die reichen Stukkaturen gehoben wird, nicht zum
wenigsten auch dadurch, wie sie die Anregungen der franzö-
sischen Kunst verarbeiteten, gelangten die Asam zu einem
äußerst fesselnden, prunkvollen Stil. Schon durch die großen
Mittel aber, die dieser, um seinen Glanz zu entfalten, for-
derte, sowie wegen seines ganzen Eharakiers konnte er sich
nur an beschränkte Kreise wenden, vertritt er (im guten
Sinn des Wortes) eine höfische Kunst. Die charakteristischsten
Beispiele dieser Kunst sind in Oberbayern der Kongregations-
saal in Ingolstadt, der (737 vollendet wurde, und vor allem
die Iohanniskirche in München ((733—(7^7; Abb. 5. (8).
*) Geschichte des Barockstils und Rokoko in Deutschland. Stutt-
gart (88Y. p. 3(3.
Gonsole aus der Airche in Schäftlarn (vor (76q).
Die Vergoldung der einzelnen Theile ist durch den hell-
grauen Ton angedeutet.
In einem gewissen Gegensatz zu den Asam steht, wie
angedeutet, Johann Baptist Zimmermann. Obwohl er im
Schloß zu Nymphenburg in glänzender Weise für den Hof
thätig war, haben doch seine großen Kirchendekorationen
durchaus nicht jenen Anstrich höfischer Kunst, wie die der
Asam, sondern sein fast entgegengesetztes Streben zielt darauf
ab, mit verhältnißmäßig einfachen Mitteln, durch die sehr-
lichte Haltung eine heitere Feststinrmung hervorzurufen.
Zimmermann verwendet nicht die glänzenden Farben der
Asam, sondern bevorzugt in erster Linie das einfache Weiß,
oder bedient sich höchstens einer nur leise andeutenden
Marmorirung an Säulen und Gebälk, wie in Berg am
Laim. Die Stukkaturen sind bei Zimmermann in der Regel
nur ornamental, nur kleine Engelsköpfe blicken zuweilen
zwischen dem Ornament aus Wolken hervor, trotz des an-
muthigen Formenspiels, das ja für das gefammte Rokoko
so charakteristisch, zeigt das Ornament einen gewissen großen
Zug. Die Farbe der Stukkaturen ist entweder weiß oder
ein ganz zarter röthlicher oder bräunlicher Ton. Die Fresken
Zimmermanns, die namentlich bei starker Beihülfe von
Schülern, wie in Dietramszell, oft etwas ungleich sind, sind
mehrfach mit entschiedener Virtuosität gemalt, meist über-
raschend gut erhalten und manche, wie das große Deckenbild
in Neustift bei Freising, dekorativ von brillanter Wirkung.
Der Reiz der besten Arbeiten Zimmermanns, wie die
Kirche von Berg am Laim ((7((3 bis (7IH ausgemalt),
Dietramszell (j7^), die Wieskirche bei Steingaden ((7((6
bis (756), Neustift bei Freising ((756), Andechs ((752 bis
(755) ist daher ein anderartiger, aber durchaus kein ge-
ringerer als der der glänzenden Dekoration der Asam. Der
Gegensatz des einfach Großartigen und Feierlichen, für das
auch das maßvolle Ornament wichtig, und des Anmuthigen
und Einschmeichelnden, das ja aller echten Rokokokunst
eigen, verbindet sich bei Zimmermann zu einer sehr originellen
und glücklichen Wirkung.
Die Kunst Zimmermanns war entschieden geeigneter,
auf die Kirchendekoration der Schule volksthümlicher zu wirken
als die der Asam und so sehen wir deren bedeutendsten
Schüler Matthäus Günther bald ganz in Zimmermanns
Bahnen lenken. Zimmcrmann, der wiederholt als Maler
und Stukkator bezeichnet wird, leitete offenbar die Dekoration
des Ganzen und sicher waren ihm die ausführenden Stukka-
tore untergeordnet, wie beispielsweise Schmädel aus Weil-
heim für Dietramszell, Joseph Merian für Andechs; in
letzterem Falle wird dies sogar ausdrücklich bemerkt. *) Be
wnndernswerth ist, wie Zimmermann, entsprechend dem
gegebenen Raume, die Dekoration ändert, so daß schon da-
durch, trotz eines unverkennbaren, gemeinschaftlichen Grund-
tones der Tharakter der genannten Kirchen wesentliche Ver-
schiedenheiten erkennen läßt, die andererseits übrigens auch
erst durch die verschiedenen ausführenden Stnkkatore mit
bedingt werden.
Um sich über diese Unterschiede klar zu werden, ver-
gleiche man nur etwa die ganz auf große, einheitliche
Wirkung angelegten Dekorationen von Berg am Laim und
Neustift, mit der mehr detaillirten, weit reicheren von Au-
dechs, gewisse gleiche Grundzüge wird man rasch heraus-
flnden, aber auch sofort erkennen, daß der ganze Eindruck
*
\
:) Sattler: Chronik von Andechs, p. 577.
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die Putten über den Arkadenbögen und die einheitliche Ton-
ung des Stukko, daß die Künstler sich nicht ganz von den
Einflüssen des (7. Jahrhunderts losgesagt, während die
marmorirte Dekoration der Pfeiler und Pilaster, die Be
malung und Vergoldung der Gewölbezwickel und Gewölbe-
gurten gerade für jenen speziell den Asams eigenen Farben
reichthnm charakteristisch ist.
Lehr bald nach Vollendung des Freisinger Doms wirkten
auf die Asam anderweitige Einflüsse, nemlich die der sranzösi
schen Kunst, welche sie mehr zu eleganter und graziöser Form-
gebung führten, nicht selten aber auch zu einer allzu spielenden
Dekoration verführten, so daß Licht- und Schattenseiten der
kirchlichen Kunst des Rokoko uns nicht leicht wo deutlicher ent-
gegentreten, als in den reifsten Werken der Asant (Abb. 5. (8).
Diesen maßgebenden Einfluß der französischen Kunst
empfingen die Asam offenbar in München und hier kann
es wohl kein anderer gewesen sein, der ihnen denselben ver-
mittelte, als der Fran-
zose Tuvilliös, der feit
\724< in München an-
sässig, durch seine Bau-
ten für den kurfürst-
lichen Hof, ebenso wie
sein Lohn durch seine
Kupferstichwerks, die
die trefflichsten Vor-
lagen enthalten, von
wesentlichem Einfluß
aus die Münchner
Kunst war, sie durch
die Verbindung mit
der französischen, in
der von ihr angestreb-
ten Richtung förderte.
Die Anregungen fran-
zösischer Kunst wurden
aber in der Münchner-
Schule sehr frei ver-
arbeitet, auch von den
Asam kann man dies gewiß behaupten, obgleich sie dieselben
stärker als andere auf sich wirken lasten und sie am frühesten
aufgreifen, denn schon in den Deckenstukkaturen der (727
vollendeten hl. Geistkirche in München machen sie sich geltend,
noch bestimmter dann, worauf schon Gurlitt*) hingewiesen,
in Fürstenfeld.
Durch den Farbenreichthum und die damit verbundene
glänzende Wirkung ihrer Bauten) die noch so wesentlich
durch die reichen Stukkaturen gehoben wird, nicht zum
wenigsten auch dadurch, wie sie die Anregungen der franzö-
sischen Kunst verarbeiteten, gelangten die Asam zu einem
äußerst fesselnden, prunkvollen Stil. Schon durch die großen
Mittel aber, die dieser, um seinen Glanz zu entfalten, for-
derte, sowie wegen seines ganzen Eharakiers konnte er sich
nur an beschränkte Kreise wenden, vertritt er (im guten
Sinn des Wortes) eine höfische Kunst. Die charakteristischsten
Beispiele dieser Kunst sind in Oberbayern der Kongregations-
saal in Ingolstadt, der (737 vollendet wurde, und vor allem
die Iohanniskirche in München ((733—(7^7; Abb. 5. (8).
*) Geschichte des Barockstils und Rokoko in Deutschland. Stutt-
gart (88Y. p. 3(3.
Gonsole aus der Airche in Schäftlarn (vor (76q).
Die Vergoldung der einzelnen Theile ist durch den hell-
grauen Ton angedeutet.
In einem gewissen Gegensatz zu den Asam steht, wie
angedeutet, Johann Baptist Zimmermann. Obwohl er im
Schloß zu Nymphenburg in glänzender Weise für den Hof
thätig war, haben doch seine großen Kirchendekorationen
durchaus nicht jenen Anstrich höfischer Kunst, wie die der
Asam, sondern sein fast entgegengesetztes Streben zielt darauf
ab, mit verhältnißmäßig einfachen Mitteln, durch die sehr-
lichte Haltung eine heitere Feststinrmung hervorzurufen.
Zimmermann verwendet nicht die glänzenden Farben der
Asam, sondern bevorzugt in erster Linie das einfache Weiß,
oder bedient sich höchstens einer nur leise andeutenden
Marmorirung an Säulen und Gebälk, wie in Berg am
Laim. Die Stukkaturen sind bei Zimmermann in der Regel
nur ornamental, nur kleine Engelsköpfe blicken zuweilen
zwischen dem Ornament aus Wolken hervor, trotz des an-
muthigen Formenspiels, das ja für das gefammte Rokoko
so charakteristisch, zeigt das Ornament einen gewissen großen
Zug. Die Farbe der Stukkaturen ist entweder weiß oder
ein ganz zarter röthlicher oder bräunlicher Ton. Die Fresken
Zimmermanns, die namentlich bei starker Beihülfe von
Schülern, wie in Dietramszell, oft etwas ungleich sind, sind
mehrfach mit entschiedener Virtuosität gemalt, meist über-
raschend gut erhalten und manche, wie das große Deckenbild
in Neustift bei Freising, dekorativ von brillanter Wirkung.
Der Reiz der besten Arbeiten Zimmermanns, wie die
Kirche von Berg am Laim ((7((3 bis (7IH ausgemalt),
Dietramszell (j7^), die Wieskirche bei Steingaden ((7((6
bis (756), Neustift bei Freising ((756), Andechs ((752 bis
(755) ist daher ein anderartiger, aber durchaus kein ge-
ringerer als der der glänzenden Dekoration der Asam. Der
Gegensatz des einfach Großartigen und Feierlichen, für das
auch das maßvolle Ornament wichtig, und des Anmuthigen
und Einschmeichelnden, das ja aller echten Rokokokunst
eigen, verbindet sich bei Zimmermann zu einer sehr originellen
und glücklichen Wirkung.
Die Kunst Zimmermanns war entschieden geeigneter,
auf die Kirchendekoration der Schule volksthümlicher zu wirken
als die der Asam und so sehen wir deren bedeutendsten
Schüler Matthäus Günther bald ganz in Zimmermanns
Bahnen lenken. Zimmcrmann, der wiederholt als Maler
und Stukkator bezeichnet wird, leitete offenbar die Dekoration
des Ganzen und sicher waren ihm die ausführenden Stukka-
tore untergeordnet, wie beispielsweise Schmädel aus Weil-
heim für Dietramszell, Joseph Merian für Andechs; in
letzterem Falle wird dies sogar ausdrücklich bemerkt. *) Be
wnndernswerth ist, wie Zimmermann, entsprechend dem
gegebenen Raume, die Dekoration ändert, so daß schon da-
durch, trotz eines unverkennbaren, gemeinschaftlichen Grund-
tones der Tharakter der genannten Kirchen wesentliche Ver-
schiedenheiten erkennen läßt, die andererseits übrigens auch
erst durch die verschiedenen ausführenden Stnkkatore mit
bedingt werden.
Um sich über diese Unterschiede klar zu werden, ver-
gleiche man nur etwa die ganz auf große, einheitliche
Wirkung angelegten Dekorationen von Berg am Laim und
Neustift, mit der mehr detaillirten, weit reicheren von Au-
dechs, gewisse gleiche Grundzüge wird man rasch heraus-
flnden, aber auch sofort erkennen, daß der ganze Eindruck
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:) Sattler: Chronik von Andechs, p. 577.