zu den glücklichsten Leistungen der Zeit, zu den besten Früchten
der in Bayern so echt volksthümlichen Holzplastik gehören.
So ist z. B. eine höchst anmuthige, allerdings auch ein bis-
chen kokette Figur die heilige Nothburga in Rott; über-
raschendes Naturstudiunr aber zeigt hier der heilige Hierony-
mus, der so meisterhaft individuell behandelt ist, daß nran
glauben möchte, ein feiner, in höfischen Kreisen heran-
gewachsener Prälat habe dem Meister Modell gesessen,
dessen Auffassung des heiligen gewiß höchst charakteristisch
für das (8. Jahrhundert ist. Bon Ignaz Günther, auf
dessen Werke hier noch mit einigen Worten hinzuweisen
gestattet sein mag, befindet sich auch ein mit seinem Namen
bezeichnetes Relief in der Vorhalle der Pfarrkirche zu Gmund
Hochaltar zu Kempfenhausen,
am Tegernsee, und ihm scheinen mir auch die prächtigen
Holzskulpturen in der Klosterkirche zu Weyarn anr nächsten
zu stehen. Es befinden sich nämlich dort Engel auf dem
Schrein, der die Gebeine des heiligen Valerius enthält, die
ebenso sehr durch die brillante Technik, besonders in den
äußerst flott behandelten Flügeln anziehen, wie durch ihre
zarten Körperformen; diese Vorzüge zeigt auch die schöne
Gruppe der Verkündigung, bei der nur Maria, trotz des im
Ganzen originellen und schönen Bewegungsmotives etwas
geziert, besonders in der Packung der Hände ist. Das be-
deutendste dieser Werke in Weyarn ist entschieden die Pietä
(Abbildung S. 25), die ebenso durch das treffliche Natur-
studium, namentlich bei dem Leichnam Thristi, wie durch den
freien Fluß der Bewegung und die Schönheit der Form fesselt,
vor allem aber durch das wirklich tiefe Empfinden, das
sich gleich ergreifend in dem schmerzdurchzuckten Leichnam
des Heilands, wie in der klagenden Maria und den weinenden
Engeln ausfprickit, das jede irgend verletzende Uebertreibung,
die bei älteren Meistern so häufig, sorgfältig meidet und in
seiner tiefen Poesie unwillkürlich an van Dyck erinnert.
Die Bemalung der Skulpturen, die durch derbe moderne
Anstriche oft so viel an Wirkung einbüßen, war in Rott guten
Händen anvertraut: einem gewissen Mittdorfner, Sebastian
Zobl, profeß aus Attl, von dem sich in Attl auch Gel
gemälde befinden, und den: Münchner Maler Augustin
Demmel, der als Freskomaler für das Rathhaus in München
und das Schloß in Landshut thätig war.
Auf gleicher Höhe mit den Gemälden Matthäus Günthers
und der Plastik des Ignaz Günther stehen in Rott die
trefflichen Stukkaturen Feichtmayers, es ist dies jedenfalls
Franz Laver Feichtmayer, der >730 bayerischer Hofstuk
kator wurde und an der Theatinerkirche arbeitete. Außer
ordentlich geschickt ausgeführt und fein in der Wirkung sind
namentlich die in ganz zartem Relief gehaltenen Dekorationen
(vgl. Tafel (3).
Von den Meistern, die bis gegen den Schluß des
Jahrhunderts im Wesentlichen an diesem Stil festhalten,
ist einer der besten Thristian Wink, der auf die Malerei
der Residenzstadt und ihrer Umgebung von beachtenswerthem
Einfluß war. Thristian Wink, der (758 zu Eichstätt ge
boren wurde, malte eine Reihe tüchtiger Altarbilder und
zahlreiche meist recht schätzbare Fresken. Zu seinen früheren
Fresken gehört das Deckenbild in der Pfarrkirche zu Raisting
((766), Remigius verehrt den Gekreuzigten. Weit interef
sanier sind in dieser Kirche jedoch die plastischen Arbeiten,
die angeblich von Schaidauf gefertigt sein sollen, nämlich
zwei Altäre höchst anziehend sowohl durch den Aufbau als
auch durch die Reliefs. Geburt und Bestattung Thristi —
leider modern angestrichen — und die sehr flott behandelte
Kanzel, welche ein Relief der Bergpredigt, die Evangelisten-
symbole und eine reiche, von Engeln gehaltene Draperie
zieren. (767 malte Wink die Dcckenbilder der Pfarrkirche
zu Inning: in: Thor die Taufe Thristi und im Schiff das
große, reiche Kuppelbild der predigt Johannes des Täufers.
Von (769 ist das Deckenbild der Leouhardskirche bei Diet
rainszell die Verehrung des hl. Leonhard, wobei besonders
die Bauern, die sich zur Anrufung des Heiligen nahen
und ihr Vieh seinem Schutz empfehlen, durch die frische
Auffassung erfreuen. (77H folgt das Deckenbild der Schloß
kapelle zu Kempfenhausen; diese bietet, da ihre ganze Aus
stattung aus dieser Zeit völlig intakt erhalten ist, eines der
anziehendsten Beispiele des späten Rokoko. Interessant sind
in Kempfenhausen besonders auch die Altäre, von denen
der Hochaltar, in dem sich ein Gnadenbild aus der ersten
Hälfte des (6. Jahrhunderts befindet, als charakteristisches
Beispiel dafür dienen mag, wie der architektonische Aufbau
des Altares, der sich schon in Fürstenfeld, noch mehr in der
Iohauniskirche in München ganz vom Altar gelöst hatte
und dessen freistehende Säulen den Baldachin über dem
Altäre tragen, jetzt ganz beseitigt wird und das Altarbild
nur mehr eine anmuthig spielende Dekoration als reicher
Rahmen umgibt (Abbildung S. 26). Wink, der anr 7. Fe-
bruar (797 gestorben, ist bis zuletzt der echte Meister des
Rokoko; die wesentlichen Wandlungen, welche die Kunst
der in Bayern so echt volksthümlichen Holzplastik gehören.
So ist z. B. eine höchst anmuthige, allerdings auch ein bis-
chen kokette Figur die heilige Nothburga in Rott; über-
raschendes Naturstudiunr aber zeigt hier der heilige Hierony-
mus, der so meisterhaft individuell behandelt ist, daß nran
glauben möchte, ein feiner, in höfischen Kreisen heran-
gewachsener Prälat habe dem Meister Modell gesessen,
dessen Auffassung des heiligen gewiß höchst charakteristisch
für das (8. Jahrhundert ist. Bon Ignaz Günther, auf
dessen Werke hier noch mit einigen Worten hinzuweisen
gestattet sein mag, befindet sich auch ein mit seinem Namen
bezeichnetes Relief in der Vorhalle der Pfarrkirche zu Gmund
Hochaltar zu Kempfenhausen,
am Tegernsee, und ihm scheinen mir auch die prächtigen
Holzskulpturen in der Klosterkirche zu Weyarn anr nächsten
zu stehen. Es befinden sich nämlich dort Engel auf dem
Schrein, der die Gebeine des heiligen Valerius enthält, die
ebenso sehr durch die brillante Technik, besonders in den
äußerst flott behandelten Flügeln anziehen, wie durch ihre
zarten Körperformen; diese Vorzüge zeigt auch die schöne
Gruppe der Verkündigung, bei der nur Maria, trotz des im
Ganzen originellen und schönen Bewegungsmotives etwas
geziert, besonders in der Packung der Hände ist. Das be-
deutendste dieser Werke in Weyarn ist entschieden die Pietä
(Abbildung S. 25), die ebenso durch das treffliche Natur-
studium, namentlich bei dem Leichnam Thristi, wie durch den
freien Fluß der Bewegung und die Schönheit der Form fesselt,
vor allem aber durch das wirklich tiefe Empfinden, das
sich gleich ergreifend in dem schmerzdurchzuckten Leichnam
des Heilands, wie in der klagenden Maria und den weinenden
Engeln ausfprickit, das jede irgend verletzende Uebertreibung,
die bei älteren Meistern so häufig, sorgfältig meidet und in
seiner tiefen Poesie unwillkürlich an van Dyck erinnert.
Die Bemalung der Skulpturen, die durch derbe moderne
Anstriche oft so viel an Wirkung einbüßen, war in Rott guten
Händen anvertraut: einem gewissen Mittdorfner, Sebastian
Zobl, profeß aus Attl, von dem sich in Attl auch Gel
gemälde befinden, und den: Münchner Maler Augustin
Demmel, der als Freskomaler für das Rathhaus in München
und das Schloß in Landshut thätig war.
Auf gleicher Höhe mit den Gemälden Matthäus Günthers
und der Plastik des Ignaz Günther stehen in Rott die
trefflichen Stukkaturen Feichtmayers, es ist dies jedenfalls
Franz Laver Feichtmayer, der >730 bayerischer Hofstuk
kator wurde und an der Theatinerkirche arbeitete. Außer
ordentlich geschickt ausgeführt und fein in der Wirkung sind
namentlich die in ganz zartem Relief gehaltenen Dekorationen
(vgl. Tafel (3).
Von den Meistern, die bis gegen den Schluß des
Jahrhunderts im Wesentlichen an diesem Stil festhalten,
ist einer der besten Thristian Wink, der auf die Malerei
der Residenzstadt und ihrer Umgebung von beachtenswerthem
Einfluß war. Thristian Wink, der (758 zu Eichstätt ge
boren wurde, malte eine Reihe tüchtiger Altarbilder und
zahlreiche meist recht schätzbare Fresken. Zu seinen früheren
Fresken gehört das Deckenbild in der Pfarrkirche zu Raisting
((766), Remigius verehrt den Gekreuzigten. Weit interef
sanier sind in dieser Kirche jedoch die plastischen Arbeiten,
die angeblich von Schaidauf gefertigt sein sollen, nämlich
zwei Altäre höchst anziehend sowohl durch den Aufbau als
auch durch die Reliefs. Geburt und Bestattung Thristi —
leider modern angestrichen — und die sehr flott behandelte
Kanzel, welche ein Relief der Bergpredigt, die Evangelisten-
symbole und eine reiche, von Engeln gehaltene Draperie
zieren. (767 malte Wink die Dcckenbilder der Pfarrkirche
zu Inning: in: Thor die Taufe Thristi und im Schiff das
große, reiche Kuppelbild der predigt Johannes des Täufers.
Von (769 ist das Deckenbild der Leouhardskirche bei Diet
rainszell die Verehrung des hl. Leonhard, wobei besonders
die Bauern, die sich zur Anrufung des Heiligen nahen
und ihr Vieh seinem Schutz empfehlen, durch die frische
Auffassung erfreuen. (77H folgt das Deckenbild der Schloß
kapelle zu Kempfenhausen; diese bietet, da ihre ganze Aus
stattung aus dieser Zeit völlig intakt erhalten ist, eines der
anziehendsten Beispiele des späten Rokoko. Interessant sind
in Kempfenhausen besonders auch die Altäre, von denen
der Hochaltar, in dem sich ein Gnadenbild aus der ersten
Hälfte des (6. Jahrhunderts befindet, als charakteristisches
Beispiel dafür dienen mag, wie der architektonische Aufbau
des Altares, der sich schon in Fürstenfeld, noch mehr in der
Iohauniskirche in München ganz vom Altar gelöst hatte
und dessen freistehende Säulen den Baldachin über dem
Altäre tragen, jetzt ganz beseitigt wird und das Altarbild
nur mehr eine anmuthig spielende Dekoration als reicher
Rahmen umgibt (Abbildung S. 26). Wink, der anr 7. Fe-
bruar (797 gestorben, ist bis zuletzt der echte Meister des
Rokoko; die wesentlichen Wandlungen, welche die Kunst