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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 5/6
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Haushofer, Max: Ueber Trophäen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0037

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aber meistens das Band blos hinter den einzelnen Stücken
sichtbar wird, so daß es der Phantasie des Beschauers über-
lassen bleibt, sich auszumalen, wo und wie diese Stücke an
dem Bande befestigt sind.

Und nun noch einige Bemerkungen über die Orte, wo
Trophäen angebracht werden können.

jn erster Linie eignet sich die Trophäe selbstverständlich
zur Ausschmückung solcher Bauten, die militärischen Zwecken

dienen; und zwar so-
wohl zur Außen- als
zur Innendekoration.
Also namentlich für
Kriegsministerien,
Kasernen,Zeughäuser,
Militärbildungs -An-
stalten, Invaliden-
häuser, Kommandan
tur - Gebäude, Fest-
ungsthore und der-
gleichen. In zweiter
Linie dann auch für die Schlösser von Dynastengeschlechtern,
mit Rücksicht daraus, daß der Herrscher eines Landes auch
dessen oberster Kriegsherr ist. Indessen erscheint es als
dein modernen Staatsgedanken entsprechend, wenn an einem
Känigspalaste nicht blos kriegerische Wahrzeichen, sondern
auch solche der friedlichen Künste als Schmuck erscheinen.
Sodann findet die Trophäe höchst passende Verwendung an
Siegessäulen, Triumphbogen, an Denkmälern von Feld-
herrn und siegreichen Fürsten und vor Allem an Soldaten-
gräbern. Andere öffentliche Gebäude fordern einen ihrem
anderen Inhalt entsprechenden Sinn ihrer Decoration. So
wird man an einem Gymnasium oder an einem Museum
allenfalls Trophäen antiker Waffen anbringen dürfen, aber
nicht als einzigen Schmuck; und keinem denkenden Architekten
wird es einfallen, einen Bahnhof oder das Gebäude eines
Ackerbauministeriums mit kriegerischen Trophäen schmücken
zu wollen.

Beim Privathause kann die kriegerische Trophäe als
Außendecoration wohl nur ausnahmsweise Verwendung
finden. Es ist uns begreiflich, wenn ein altes Adelsgeschlecht,
dessen Ahnherren in den Kreuzzügen kämpften, sein Schloß
oder seinen hauptstädtischen Palast mit kriegerischen Trophäen
krönt. Aber am Pause des friedlichen Bürgers haben sie nichts
zu suchen, wenigstens nicht außen, weil ja die put des pauses
nach außen hin doch heutzutage nicht mehr in der Wehr-
haftigkeit des Pausherrn, sondern in der Fürsorge der Polizei
gelegen ist.

Etwas mehr Freiheit hat die Trophäe aus wirklichen
Waffen als Innendecoration. wenn allerdings ein fried-
licher Tommerzienrath sein Treppenhaus etwa mit Ritter-
rüstungen ganz garniren wollte, würden uns doch einige
Bedenken über die iilnere Berechtigung dieses Schmuckes
kommen.

Der Mann der Gegenwart, der in einem modernen
Pause wohnt, aber nicht selbst die Waffen trägt, es sei denn,
daß er hie und da einen harmlosen pasen schießt, braucht
darum nicht gairz auf' die Waffen-Trophäe zu verzichten,
wir würden in diesem Falle eine Trophäe vorziehen, die
weniger heraldisches, aber dafür kulturgeschichtliches, ethno-
graphisches Interesse hat. Also etwa Waffen, die man aus

Reisen selbst gesammelt hat: Tscherkesscn-Pelme und türkische
Säbel, die man aus Konstantinopel mitgebracht hat; arabische
Flinten, Keulen von Südsee-Insulanern, indianische Speere
und Bogen und dergleichen. Das find Dinge, die man ent-
weder selbst als Erinnerungen an Ort und Stelle gesammelt
oder von Freunden als Geschenk erhalten hat. Aber es geht
doch nicht an, daß man eine prachtvolle Trophäe in: Vestibül,
aus dem Treppenabsätze oder im Rauchzimmer aufpflanzt
und hernach, wenn man mu die perkunft derselben befragt
wird, weiter nichts zu sagen weiß, als: vom Antiquitäten-
pändler Schulze dort und dort; hat siebenhundert Mark
gekostet!

Die Trophäe kann aber ihre innere Berechtigung auch
aus kleineren Erlebnissen schöpfen. Es ward ja schon
vorher gesagt: auch das, was man auf Reifen sammelt,
mag iminerhin als eine Art von Beute angesehen werden,
die man mit Aufopferung der gewohnten Bequemlichkeit
errungen hat, und die man deshalb auch zuin Schmucke
des pauses verwenden darf. In diesen: Falle aber sollte
die Trophäe nicht blos aus Waffen bestehen, sondern aus
einer malerischen Zusammenstellung frenidländischer Gegen-
stände überhaupt, die eben an eine andere Natur, an andere
Völker erinnern.

vollberechtigt ist die Trophäe ferner in: Künstler-
Atelier. Pier natürlich nicht wegen ihrer syn:bolischen,
sondern nur wegen ihrer inalerischen Wirkung, die in diesem
Falle auch allein über die Zusainmensetzung der Trophäe
entscheidet.

Endlich kann die Trophäe mit einen: oder dem anderen
Sport zusamrnenhängen, den der Besitzer treibt. Es ist aber
eigentlich nur eine Art von Sport, die Gelegenheit bietet,
Trophäen zusammenzustellen: der Jagdsport, was den
Reitsport betrifft, so ist, — mit Ausnahme des Pferdes
selbst, — Alles, was mit ihn: zusammenhängt, unkünstlerisch
und geschmacklos. Ein schön modellirter Pserdekops mag
wohl das Zinnner eines Reiters schnüicken; aber Reit-
peitschen, Zauinzeug, Sporen, pufeisen und dergleichen sind,
wenn modern,

in ihrer glat
ten, prakti-
schen Eleganz
durchaus gs-
fchmackswidri-
ge Gegenstände. Künstler-
ischen Werthgehall, der es
zun: Ornament geeignet
scheinen läßt, hat nur
mittelalterliches und orien-
talisches Reitzeug. And vor
Allen: kann man ja bei
den Utensilien des Reiters
nicht von Waffen und
wehr sprechen, die ja doch zun: Begriff der Trophäe ge-
hören. Lin reicheres Feld ergibt sich für die Jagd-
Trophäe. Bei einen: leidenschaftlichen Jäger versteht
sich's von selbst, daß dergleichen in seinem Pause zu
finden ist. Aus etwas mehr oder weniger Jägerlatein
konnnt es dabei nicht an. Nur sollte Niemand einen
struppigen Eberkopf an die wand nageln, wenn er nicht
den vormaligen Besitzer dieses Kopfes selbst vom Leben

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