ZUIN Tode befördert hat; denn die Jagd-Trophäe hat ganz
besonders das charakteristische Merkmal, Beutestück zu sein.
Auch muß hier vor jedem Uebermaß gewarnt werden.
Wenn wir in ein Zimmer eintreten, welches an allen vier
Wänden mit Hirschgeweihen und Eberköpsen bespickt ist,
fürchten wir von vornherein, wenig geistige Anregung zu
finden, sofern wir uns nicht etwa für Zagdgeschichten in-
teressiren. Und auch bei diesen ist bekanntlich der, den sie
unterhalten, nicht der Zuhörer, sondern der Erzähler. Solche
Trophäen gehören in die knalle eines Jagdschlosses oder in
ein Försterhaus; im städtischen Zimmer müssen sie mindestens
bescheiden auftreten.
Es kann nicht oft genug betont werden, daß alle
eigentlichen Luxus-Gegenstände, jene Gegenstände, die gar
keine praktische Brauchbarkeit in sich haben, nur dann eine
Rechtfertigung finden, wenn sie entweder Geschenke sind,
oder wenn sie mit dem Leben und Treiben des Besitzers
einen geistigen Zusammenhang haben; oder auch, wenn sie
einen Aunstwerth in sich tragen, der sie von vornherein
überall berechtigt erscheinen läßt.
welcher Art jener geistige Zusammenhang zwischen der
Trophäe und ihrem Besitzer sein soll, das zu zeigen, mögen
ein paar Winke genügen.
Zhre vollste Berechtigung hat die Trophäe, wenn sie
mit dem Berufe ihres Besitzers zusammenhängt, wir
fanden einst im Zimmer eines Gelehrten, der niemals ein
Schwert geschwungen hatte, eine Trophäe von Waffen, die
doch vollberechtigt war. Es waren Waffen und Schmuck-
gegenstände aus den Zeiten der Bronze
und der Pfahlbauten: uralte, mit herr-
licher Patina überzogene Schwerter und
Armspangen, zierliche, schwarze Steinbeile,
Sperre mit steinernen Spitzen. Der Eigen-
thümer dieser Trophäe hatte jahrelange
Mühe daran gesetzt, durch Ausgrabungen
und geistvolle Eombinationen ein Helles
Licht in die Aultur-Zustände eines ver-
sunkenen Jahrtausends zu werfen; darum
durste er wohl auch sein peimwesen mit
jenen, von der Poesie grauer Urzeit um-
webten Beutestücken schmücken. Bei einem
Arzte, welcher zwanzig Zahre lang in
Südamerika gelebt und gewirkt hatte, hing
an der wand ein Ornament von pata-
gonischen Waffen. Die schönsten Stücke
davon waren Geschenke eines Araucaner-
päuptlings, dem der Arzt einst das Leben
durch eine Operation gerettet hatte. Und
so finden wir es auch vollberechtigt,
wenn ein einfacher Eivilist, sei er nun
heut ein hoher Staatsmann oder ein
ariner Dorfschullehrer, jene Waffen, die
er einst im Aanonendonner von Sedan
oder beim Todesritt von Mars la Tour
getragen hat, als Trophäe verwendet.
Das sind Trophäen, welche, wenn sie
auch nur einfach an einen Nagel in einer-
räucherigen Stube gehängt sind, doch
größeren Stolz in ihrem Besitzer wecken
mögen, als ein ganzes Arsenal kostbarer
Rüstungen. Und sie imponiren auch dem
Beschauer mehr, weil sie mit ergreifender
Sprache erzählen, welch' gewaltiges Er-
lebniß sie mit seiner Erinnerung umleuchtet.
Die wirkliche Trophäe hat einerseits Fühlung mit einer
Raritäten-Sammlung, andrerseits kann sie in ein Aunstwerk
übergehen. An: höchsten steht sie, wenn sie die Eigenschaften
Beider vereinigt. Sie grenzt aber auch an Spielzeug. Durch
diese Berührungspunkte ist auch die Möglichkeit jener Ent-
artungen angedeutet, in welche die Trophäe verfallen kann
und vor welchen ein geläuterter Geschmack sie zu schützen
hat. wie die Trophäe des wilden leicht etwas Grauen-
haftes, ja Ekel erregendes hat: so kann die Trophäe der
Ueberkultur in das Burleske, koinisch Geschmacklose aus-
arten.
besonders das charakteristische Merkmal, Beutestück zu sein.
Auch muß hier vor jedem Uebermaß gewarnt werden.
Wenn wir in ein Zimmer eintreten, welches an allen vier
Wänden mit Hirschgeweihen und Eberköpsen bespickt ist,
fürchten wir von vornherein, wenig geistige Anregung zu
finden, sofern wir uns nicht etwa für Zagdgeschichten in-
teressiren. Und auch bei diesen ist bekanntlich der, den sie
unterhalten, nicht der Zuhörer, sondern der Erzähler. Solche
Trophäen gehören in die knalle eines Jagdschlosses oder in
ein Försterhaus; im städtischen Zimmer müssen sie mindestens
bescheiden auftreten.
Es kann nicht oft genug betont werden, daß alle
eigentlichen Luxus-Gegenstände, jene Gegenstände, die gar
keine praktische Brauchbarkeit in sich haben, nur dann eine
Rechtfertigung finden, wenn sie entweder Geschenke sind,
oder wenn sie mit dem Leben und Treiben des Besitzers
einen geistigen Zusammenhang haben; oder auch, wenn sie
einen Aunstwerth in sich tragen, der sie von vornherein
überall berechtigt erscheinen läßt.
welcher Art jener geistige Zusammenhang zwischen der
Trophäe und ihrem Besitzer sein soll, das zu zeigen, mögen
ein paar Winke genügen.
Zhre vollste Berechtigung hat die Trophäe, wenn sie
mit dem Berufe ihres Besitzers zusammenhängt, wir
fanden einst im Zimmer eines Gelehrten, der niemals ein
Schwert geschwungen hatte, eine Trophäe von Waffen, die
doch vollberechtigt war. Es waren Waffen und Schmuck-
gegenstände aus den Zeiten der Bronze
und der Pfahlbauten: uralte, mit herr-
licher Patina überzogene Schwerter und
Armspangen, zierliche, schwarze Steinbeile,
Sperre mit steinernen Spitzen. Der Eigen-
thümer dieser Trophäe hatte jahrelange
Mühe daran gesetzt, durch Ausgrabungen
und geistvolle Eombinationen ein Helles
Licht in die Aultur-Zustände eines ver-
sunkenen Jahrtausends zu werfen; darum
durste er wohl auch sein peimwesen mit
jenen, von der Poesie grauer Urzeit um-
webten Beutestücken schmücken. Bei einem
Arzte, welcher zwanzig Zahre lang in
Südamerika gelebt und gewirkt hatte, hing
an der wand ein Ornament von pata-
gonischen Waffen. Die schönsten Stücke
davon waren Geschenke eines Araucaner-
päuptlings, dem der Arzt einst das Leben
durch eine Operation gerettet hatte. Und
so finden wir es auch vollberechtigt,
wenn ein einfacher Eivilist, sei er nun
heut ein hoher Staatsmann oder ein
ariner Dorfschullehrer, jene Waffen, die
er einst im Aanonendonner von Sedan
oder beim Todesritt von Mars la Tour
getragen hat, als Trophäe verwendet.
Das sind Trophäen, welche, wenn sie
auch nur einfach an einen Nagel in einer-
räucherigen Stube gehängt sind, doch
größeren Stolz in ihrem Besitzer wecken
mögen, als ein ganzes Arsenal kostbarer
Rüstungen. Und sie imponiren auch dem
Beschauer mehr, weil sie mit ergreifender
Sprache erzählen, welch' gewaltiges Er-
lebniß sie mit seiner Erinnerung umleuchtet.
Die wirkliche Trophäe hat einerseits Fühlung mit einer
Raritäten-Sammlung, andrerseits kann sie in ein Aunstwerk
übergehen. An: höchsten steht sie, wenn sie die Eigenschaften
Beider vereinigt. Sie grenzt aber auch an Spielzeug. Durch
diese Berührungspunkte ist auch die Möglichkeit jener Ent-
artungen angedeutet, in welche die Trophäe verfallen kann
und vor welchen ein geläuterter Geschmack sie zu schützen
hat. wie die Trophäe des wilden leicht etwas Grauen-
haftes, ja Ekel erregendes hat: so kann die Trophäe der
Ueberkultur in das Burleske, koinisch Geschmacklose aus-
arten.