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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 7/8
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Heigel, Karl Theodor von: Das Grabmal Kaiser Ludwig des Bayern in der Münchener Frauenkirche, [2]: Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-Verein am 21. März 1893
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0048

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Lhorgestühls mit dem holzgeschnitzten hl. Zacharias neben
einen Standartenträger gezeichnet, offenbar zur Probe, ob
das geplante Denkmal in feine Nachbarschaft hineinpafse.
Da und dort finden sich schriftliche Bemerkungen, welche
ohne Zweifel Winke für die Ausführung an die pand
geben sollen, und zwar halb deutsch, halb italienisch, z. B.
wird für die Wappen der Standarten vorgeschrieben, daß
die eine Beite ,,nero", die andere „gelb" gehalten fein soll.
Auch die Beischriften ,,Candelabri,“ „Soldadi,“ „Albret
Seitten da diettro“ verweisen auf einen Zeichner, der des
Deutschen, wie des Italienischen mächtig war und wohl
auch beide Sprachen durcheinander zu gebrauchen pfiegte;
da liegt es nahe, an Tandid zu denken. Vor Allem spricht
aber für diese Annahme der Vergleich mit anderen be-
glaubigten Zeichnungen Landids; die Strichmanier ist die-
selbe wie z. B. aus den Zeichnungen zu den Tapeten mit
Darstellungen aus der Geschichte Otto's von Wittelsbach.
Ebenso erinnert der Tharakter der Zeichnung, wie Ree ver-
sichert, an die Landidschen Entwürfe zu den {6\y ge-
schaffenen Figuren im Augsburger Rathhaussaale. So
dürfte die Autorschaft Peter Tandids als ziemlich gesichert
anzusehen sein.

Hon Ser Kettausstellnng in chtzicago.

Rahmgießer.

von der kgl. ssorzellanmanufaktur in Nymphenburg (nach einer alten Griginalforni).

Freilich kann mit Beweisen, die sich hauptsächlich auf
stilistische Eigenthürnlichkeiten zu stützen haben, gar nicht vor-
sichtig genug zu Werke gegangen werden. Dies zeigt sich,
wenn wir uns zur Frage nach Bildner und Gießer des
Erzdenkmals wenden. Nicht nur ist bisher immer pans
Arumper genannt, sondern es ist auch da und dort hin-
gewiesen worden, wie unverkennbar die Aehnlichkeit mit
dem Erzschmuck der neuen Veste, mit der Bavaria auf der
pofgartenrotunde, mit dem großen Brunnen im Aapellen-
hof u. s. w. Allein wenn schon die neueste Forschung
zweifelhaft gemacht hat, ob der letztgenannte Wittelsbacher-
Brunnen wirklich von Arumper, ob er nicht vielmehr von
dem Augsburger Rothgießer pans Reisinger hergestellt ist,
so läßt sich sogar bestimmt Nachweisen, daß die Paupttheile
des Ludwigsmausoleums nicht von Arumper herrühren.

An und für sich wäre es nicht unwahrscheinlich, daß
die Entwürfe des Peter Tandid von pans Arumper aus-
geführt wurden. Der Umstand, daß in den fragmentarisch
erhaltenen pofbaurechnungen kein daraus bezüglicher Posten
enthalten ist, könnte nicht befremden, denn Arumper, wie
Tandid bezogen feste Besoldungen, „jährlich für Alles 500 fl.,"

wie es in den pofzahlamtsrechnungen heißt. Daß die Beiden
gemeinsam eine Werkstatt hatten, erhellt aus einer Bemerkung
in einer pofbaurechnung von {6\2. Daß Arumper nicht
ausschließlich Gießer war, sondern auch selbst modellirte, be-
weisen andere Einträge. \6{2 wird „für Pansen Ahrumpper
ZUIN Reissen und possiren" gekauftes Regalpapier verrechnet;
s6s5 wird erwähnt, daß peinrich Schön, „des paumeisters
Sohn, beim Ahrumper in der Pofsirstuben" beschäftigt sei;
auch wird angeführt, daß pans Arumper \6\2 „zwei große
Bilder und Schild poffiret, abgeformbet, die Dickhe ab-
genommen und in's Wachs gerichtet" habe. Ein anderes,
auf Befehl Perzog Maximilians erbautes Grabmal läßt sich
mit Bestimmtheit als Arumper's Werk feststellen.

s6ss ließ Maximilian I. seinem verstorbenen Bruder,
Philipp Wilhelm, Aardinal und Bischof von Regensburg,
im Regensburger Dom das Erzdenkmal setzen, das noch
heute im Mittelschiff vor der Aanzel sich erhebt. Zn einem
Akt über die Stiftung eines Zahrtags für Philipp Wilhelm
fand sich die Nachricht, daß pans Ahrumpper Arucifix und
Porträtstatue gefertigt und selbst im Dom aufgestellt habe.

Trotzdem ist die Ueberlieferung, die den Arumper als
Schöpfer des Ludwigsdenkmals bezeichnet, auf falscher Fährte.
Den Guß wenigstens der Paupttheile hat nicht Arumper,
sondern Dionysius Frey hergestellt. Zn einer Rechnung
des pofbauamts von {620 werden verschiedene Gießer-
arbeiten des Dionisien Frei zu Brunnwerken, namentlich
„zum fürstlichen Brunnwerch nacher Starnberg" aufgeführt,
dann folgt der Eintrag:

„Firnemblichen hat offtbesagter Frey zu fürst-
licher Sepultur zwo Bilddnüssen als perzog
Wilhelm und perzog Albrecht in Bayrn fambt
zwaien Wappen und andern darzue gehörigen clainen
fachen und ziraten gegossen, das alles hat gewogen ver-
mög beiliegender zwaier zetln mit No. 4 und 5 49 p S,
ist ime umb jedes Pfundt firs gießen, verschneiden und
an die Stat zu verfertigen, s fl. passiert worden, das trifft
49 n ^ f[.; weilten Er aber zu dieser arbait crast fürstlichen
bevelchs vom Zeugambt 30 Tentner Aupfer zu 40 fl. und
2 Tentner Aün p. 90 fl- empfangen und selbiges wider
guet zu machen schuldig, alß ist inie fir diß s2fl0 fl. ab-
gezogen und noch dariber pargelt bezogen worden \62 \ fl.,
an diser Suma nun vergangnes Zar ibig, wie in selbiger
Rechnung gesehen, berait 258 s fl. in Außgab gebracht,
daß also flr jezo ein mehreres nit als der yberrest zu
verrechnen gebirt, thuet laut angeregter beeder zetl s240fl."

Aus diesem Eintrag geht also unanfechtbar hervor, daß
die zwei Pauptfiguren am Grabmal schon s620 fertig ge-
gossen waren und zwar nicht vom Arumper, sondern von
Dionysius Frey.

Die Frey waren eine Gießerfamilie in Aempten, wie
die Löffler in Znnsbruck, die Sesselschreiber in München,
die Vischer in Nürnberg u. s. w. Auch in München stammen
viele Werke von Mitgliedern dieser Familie, pans Frey
goß fämmtliche Glocken für die St. Michaelskirche, sowie
die große Glocke von St. Mang in Aempten, Martin
Frey die von pubert Gerhard modellirte Michaelsstatue am
Portal jener Airche, sowie den Perseus im Grottenhof.
lieber Dionysius Frey fand sich nur noch die Notiz, daß
er s6s s „vier Ahriege zu s25 ft und vier Seilen zu 508 U
in's schöne Gärtl zu den prünnlein" gegossen habe.
 
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