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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 9/10
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Schricker, August: Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0058

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4- 54; -f1

Blri-Plaquetten.

Aus der Sammlung Straub im Straßburger Aunftgewerbe-Museunt.

Geometria. Zin Museum befindet sich nämlich zur dauern-
den Aufstellung aus dem Besitz des Straßburger Bürger-
spitals ein Vokal, Silber vergoldet, der die Zahrzahl f545
und die Marke des Jakob Stampfer von Zürich trägt.
Dieser Meister, geb. 1505, gest. \ 579, war aller Wahrschein-
lichkeit nach ein Schüler des trefflichen Medailleurs Friedrich
chagenauer, der von Straßburg gebürtig, in den Jahren f522
bis \544 in Augsburg arbeitete.

Goldschmiedewerke sind bisher von Stampfer nicht nach-
gewiesen worden. Der Straßburger s)okal mit den Dar-
stellungen der sieben freien Aünste, ein Merk von vornehmem
Aufbau und wunderbarer Durchführung der Guß- ruid
Tiselirarbeit gewinnt dadurch erhöhte Bedeutung. Und nun
fand sich — welch' merkwürdiger Zufall — nach dem Tode
Straubs einige chäufer weit voin Museum entfernt, das-
jenige, was in vielen größeren Sammlungen Europas ver-
geblich gesucht worden war, eine Anzahl von Bleiplaquelten,
die unzweifelhaft auf Zakob Stampfer zurückgehen. Mir
behalten uns vor, in nächster Zeit auf diese Arbeiten zurück-
zukommen, um Jakob Stampfer in seine Ehren als einer der

Statuetten (St. Martin und Madonna).

Aus der Sammlung Straub im Straßburger Aunftgewerbe-Museum.

hervorragendsten Goldschmiede der ersten chälfte des f6. Zahr-
hunderts einzusetzen und die mannigfachen Beziehungen zu
den Aleinmeistern G. penez, ch. S. Beham, Virgil Solls,
j)eter Flötner nachzuweisen.

Geschnitzte Elfenbeintafeln waren eine besondere Lieb-
haberei des Sammlers, und seine hier nicht zahlreichen aber
durchweg gediegenen Ankäufe zeugen von hervorragender
Aenntniß und feinem Geschmack. Bon ihm mit Recht ain
meisten geschätzt waren zwei Flügel eines Triptychons, die
je iin Vierpaß die vier üblichen Darstellungen der Geburts-
geschichte Thristi zeigen und bei denen die alte Fassung in
Gold und Roth noch erhalten ist.

Von den Stücken in Edelmetall bringen wir in Ab-
bildung zwei kleiite Statuetten (75 Millimeter) der besten
Spätgothik, eine Madonna und ein St. Martinus, voll
liebenswürdiger Naivetät, von gesunder Naturaufsassung
und hochgesteigertem Rönnen zeugend. Derselben Stilart
gehören an, ein Anhänger aus vergoldetem Silber und
Bergkrystall und zwei kleine Bronzegußfigürchen, darunter
ein Thristoforus. — Eine Anzahl romanischer Aruzifixe mit
Emaileinlagen sind werthvoll, da ihre Aechtheit nicht in
Zweifel zu ziehen ist. Sie sind, wie wir aus dem Munde
Straub's wissen, sämmrlich Erwerbungen aus elsäffischen
Sakristeien und wären in jener nicht fern hinter uns

Schloßschild.

Aus der Sammlung Straub im Straßburger Aunftgemerbe-Mufeum.
 
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