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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 9/10
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Schricker, August: Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0060

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Eck-Wandschränkchen.

Aus der Sammlung Straub im Straßburger Aunstgewerbe-Museunl.

chanismus und der Anwendung des Riegels allinälig das
„deutsche Schloß" mit hebender und schließender Falle ver-
drängt. Ein Schloßschild des f5. Jahrhunderts 92X89 mm
m sauberem Eisenschnitt, (siehe Abbildung) ist offenbar
französischer Herkunft. Interessant ist, daß für die dünnen
Streben und die Fischblasen dem geschnittenen Eisen ein
ausgehauenes Blech unterlegt ist, das mit den geschnittenen
Theilen die Zeichnung bildet, und zu dem Reichthunr der
Eontour ein Wesentliches beiträgt. Daß diese Technik auch
auf deutschenr Boden bekannt war, zeigt ein im Straßburger
Museum befindliches, aus Tirol stammendes Tabernakel-
gitter. Nebenbei benrerkt, gehören die Schlösser und Schloß-
theile dieser Zeit und Technik, häufig mit Figuren in Eisen-
schnitt geziert, zu den begehrtesten und geschätztesten Stücken
der französischen Sammlungen. Wir erinnern besonders an
die der Herren Spitzer und Be Secq des Tournelles, welche
s889 im Trocadero bewundert werden konnten.

Vor einein Stück in Gobelintechnik stehen wir mit den
Gefühlen der Trauer über einen Akt der Barbarei, der an
einem trefflichen Werke deutschen Alterthums begangen
wurde. Der Teppich, (2,06X0,6^) zeigt drei Darstellungen
zwischen durchlaufenden deutschen Spruchbändern; eine Wahl-
zeit an einem Brunnen mit musizirenden Anappen, ein Zelt
mit einem Schlafenden und Aöchen, die Speisen bereiten,
und eine Jagd. Die Szenen beziehen sich offenbar auf
einen Roman. Die Trachten, die Geräthe, die Form der
Buchstaben deuten auf die Zeit s350—s^20, ähnlich wie
in dem bei Pefner-Alteneck Tafel 223—22\ abgebildeten
Teppich der Sigmaringer Sammlung oder dem a. a. (D.

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Tafel 233 wiedergegebenen Teppich des Berliner Wuseums.
Unsere Tappisserie war nach einer glaubhaften Wittheilung
früher in Jung St. Peter in Straßburg, verschwand von
dort, wurde offenbar als Sofaüberzug gebraucht, den Holz-
leisten folgend ausgeschnitten, und an den Rändern mit
Nägeln durchsetzt. Das Stück tauchte dann, mit Schmutz
bis zur Unkenntlichkeit überdeckt, bei einein pändler wieder
auf und wurde von Straub gerettet. Da schon früher ein
Versuch, koptische Muster bei Spindler reinigen zu lassen,
mit Erfolg gekrönt war, so wurde dies Verfahren nach
einer Vorprobe auch hier angewendet, und es bewährte sich
glänzend. Die Farben erstrahlen wieder in aller Frische.
Unter den Bucheinbänden und Miniaturencodices sind werth-
volle Stücke, auf welche wir vielleicht später zurückkommen.

Ist auch, wie die vorstehenden Notizen erweisen werden,
das Legat Straub an sich eine erfreuliche Gabe, so ist doch
das Erfreulichste, daß es ein Elsässer war, der dieses Werk
seines Lebens seiner Vaterstadt erhalten wissen wollte. Es
ist dies Legat neben dem andern von 80000 Mk., das der
Pandelskammerpräsident Sengenwald dem Aunst- und Aunst-
gewerbe-Wuseum bestimmte, ein Beleg dafür, daß die
Bestrebungen der Pauptstadt des deutschen Südwestens ihrer
wüldige Sannnlungen zu schaffen, von der Bürgerschaft
freudig und thatkräftig gefördert werden.

Geschnitzte gothische Füllung

aus der Schloßkapelle von Blutenburg (bei München), jetzt im National-Museum.
Zeichnung von B. wenig.
 
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