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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 11/12
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Gmelin, L.: Kunstgewerbliches von der Weltausstellung in Chicago, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0077

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i- 75 -§■

München und A. Schreiner-Nabburg — ganz vereinzelt
dasteht, so hat es auch — wenn man von den asiatischen
Staaten absieht — in der Bearbeitung des Rupfer- und
Messingblechs keinen nennenswerthen Nebenbuhler auf
der Ausstellung. Mit den großen, in Rupfer getriebenen
Figurengruppen der Germania (nach Begas' Modell von
Scitz-München) läßt sich ja überhaupt nicht leicht eoncur-
rircn; aber auch in kleineren dekorativen Rupfertreibarbeiten,
wie sie aus München (f). Seife und J. Min hart) und Augs-
burg (F. it. Kufterer) gekommen, findet man anderwärts
nur Weniges. Während aber die zinnernen Bierkrüge die
Rauflust der Amerikaner mächtig angeregt haben, zeigte sich
für die hochkünstlerischen Rupferblech-Gesäße fast kein In
teresse; die Bierkrügerln mit den glänzenden Deckeln nimmt
der Amerikaner als nette, billige Andenken mit nach Jause
— aber das dunkle, glanzlose Rupfer erscheint ihm als ein
zu minderwerthiges Material, als daß er für solche künst-
lerische Arbeiten viel Geld anlegt.

In Bronzen sind die französischen, d. h. pariser*)
Arbeiten nach Zahl und Vielseitigkeit allen andern über-
legen; größtentheils zeichnen sie sich durch Anmuth und Ele-
ganz in der Formgebung bei sorgfältig patinirter Oberfläche
aus. Neues ist selbst in der prächtigen Gruppe von Bar-
bediennc trotz allem Reichthum an Modellen kaum zu ent-
decken, weder bei den trefflich patinirten Figuren, noch bei
den stets wieder in den Stilen des (8. Iahrhunders ge-
haltenen Beleuchtungsgeräthen. Neben den Leuchtern, Lam-
pen ic. von Gagneur, Emile Lolin & Lie., Fern. Gervais
u. A., welche durchweg in den genannten Stilen arbeiten,
müssen die Versuche zur Verwerthung einheimischer Pflanzen
bei Lampen rc., wie sie von L. poltet Sc A. Lharpentier vor-
liegen, wenigstens genannt werden — allerdings mit dem
pinzufügen, daß dieselben gänzlich verunglückt sind; sehr ge-
lungen sind dagegen (bei Louchot tre> es) die kaum handgroßen
Gefäße, deren gravirte Oberfläche völlig glatt mit durch-
sichtigem Email überzogen ist — Sachen von außerordentlich
brillanter Wirkung! Das dekorativ hervorragendste Stück ist
jedenfalls die — allerdings auch nicht mehr neue - 5,5 m hohe
Vase »la vigne«, nach dem Modell von G. Dore ((878), der
letzten Arbeit des Rünstlers, gegossen von Thiebaut freres.

Gegenüber diesen zahlreichen und zum Theil nicht nur
künstlerisch bedeutenden, sondern auch gerne gekauften Bronzen
bilden die andern europäischen kein entsprechendes Gegen-
gewicht, so tüchtig auch die figürlichen Sachen von p. Gladen-
beck & Sohn-Berlin und die wenigen Stücke unter den Ehren-
geschenken aus der Münchener Erzgießerei, aus L. A. Rie-
dingers Maschinenfabrik Augsburg, von Stotz-Stuttgart u. A.
sind. Des Letztgenannten kunstgewerbliche oder dekorative
Bronzen stehen den besten französischen mindestens nicht
nach und befriedigen außerdem durch allerlei neue Gedanken
an Randelabern, Lustern re.; das größte Stück aus Stotz'
Werkstätte ist ein Taufbecken — von dem wir auf Tafel 55
eine Abbildung geben. Weit zurück stehen dagegen die Ber-
liner Bronzen, und da die Wiener Bronzen fast ganz weg-
geblieben sind, so ist dieser Zweig fast nur noch auf Japan
beschränkt; hier findet man denn auch die raffinirten Runst
stückc wieder, welche in diesen Blättern schon früher (Jahr-
gang (885 S. 9( ff.) eingehend besprochen worden sind.

*) Die tvcchnsitzc dcr französische» Aussteller geben wir nur dann
an, wenn dieselben außerhalb Paris liegen.

Im Bereich der Edelnretallarbeiten kann ohne
Unbescheidenheit behauptet werden, daß Deutschland an der
Spitze stehe; die zahlreichen Ehrengeschenke, welche zum
Theil auf direkte Veranlassung des deutschen Raisers zur
Ausstellung geschickt wurden und welche die Zahl (00 er-
reichen, vereinigen in sich eine Summe von Runstleistungen,
wie kein anderes Gebiet des Runstgewerbes. In der Reihe
der dabei betheiligten Runsthandwerker fehlt kaum einer
unserer bedeutendsten Meister, und mancher Rünstler von
Weltruf wird dabei genannt. In Bezug auf die künstler
ische perkunft derselben stehen Berlin und München an der
Spitze; dann folgen Rarlsruhe, Frankfurt a. M., Röln,
Stuttgart u. s. w.

Jon der Keltausstellung in Chicago.

Pfeilerschränkchen.

von I. £. Distelhorst, Karlsruhe.

Das eigentliche Prunk-Geräthe, Tafelsilber rc., ist nur
durch Süddeutschland vertreten: München durch Professor
Fr. v. Aiiller, Professor A. palbreiter, L. Winterhalter
(Abb. Taf. 20 und 58/59), Th. peiden (Abb. Taf. 2H),
Rothmüller (Taf. 2(), Schallmayer, I. Merk, F. parrach &
Sohn, Ed. Wollenweher, L. Leyrer, — Rarlsruhe durch
L. Paar, peidelberg durch N. Trübner, Frankfurt a. M.
durch L. Schürmann & Lie., Panau durch E. G. Zimmer-
mann, Rhein Sc Lie. u. f. w. Daß die drei Pauptplätze
für Schmucksachen — panau, Pforzheim und Schwäbisch
Gmünd — sich zu größeren Gruppen vereinigt haben, inner-
halb welcher aber doch die Spezialitäten jedes einzelnen Aus
stellers zur Geltung kommen, gereicht den Betheiligten sicher
zum größten Vortheil.

Bei Frankreich ist auch im Bereich des Edelmetalls
wenig Neues zu finden: auch hier überall die guten Nach-

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