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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 11/12
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Semper, Hans: Die Historische Abtheilung der Tyroler Landesausstellung von 1893, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0085

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mehreren schönen Exemplaren vertreten. So in einem schönen
Silberkrug mit getriebenen Darstellungen eines Trommlers,
Musketirs und Pfeifers vom Anfang des fr. Jahrhunderts,
(Nr. 5(7 Prof. F. v. wieser) in einem größeren Krug
(Nr. 5 \ ( Dr. A. Hepperger, Innsbruck), an dessen Körper
St. Georgs Kampf mit dem Drachen in getriebener Arbeit
dargestellt ist, der sich, laut Inschrist an der Innenseite des
Deckels, auf den Sieg des ehemaligen Besitzers Hans Leonhard
Mairl beim Bozener Drachenstechen (665 bezieht. Aehn-
lich in der Forin ist ein kleinerer Silberkrug (von Bernhard
Hösel, Innsbruck Nr. 5(0), sowie ein großer Elfenbein-
krng mit vergoldeter Fassung (Nr. 529 I. N. v. Aichinger,
Hall), auf welchem in Belief eine Reiterschlacht dargestellt
ift*). Reich geschnitzt ist ein zweiter kleiner Henkelkrug aus
Kokus mit Silberfaffung von (605**). (Besitzer Bezirks-
kommissär K. Th. Postinger, Rovereto Nr. 5(9.) Sehr be-
merkenswert!) sind drei Eulenbecher, zwei ganz von
Silber, mit ziselirten Federn, der eine mit Rubinaugen;
(Nr. 506 Dr. Hepperger, Bozen, Nr. 508 Frau v. Waßhuber,
Innsbruck), am köstlichsten der dritte, wirklich komische Kautz,
(Nr. 507, Dr. D. v. Brailenberg, Bozen) mit Krallen und
Schnabel, sowie einer durchbrochenen Krone von vergoldetem
Silber, mit Hals und Kopf von blankem Silber, während der
Leib aus Kokosnuß vorn mit den: Emailwappen des Herrn
„Hans Gaudents von Rost" und der Jahreszahl (598***),
seitlich mit blanken, ovalen Silberplatten versehen ist sch Ein
schöner Nautilusbecher in theilweife vergoldetenr Silber-
gefaßt, auf gewölbtein Fuß von einer zweischwänzigen Na-
jade auf einer Schildkröte getragen, ward von B. Höfel in
Innsbruck ausgestellt (Nr. 5(4). Auch zwei Schiffs-
pokale des (6. Jahrhunderts, mit Matrosen bemannt und
an den Rümpfen mit getriebenen Mellen und Seethieren
geschmückt (Nr. 5(2 F. Erler, Hall, Nr. 5(5 Frau v. Sup-
paneg, Hall), sowie ein mit zierlichem, figurirtem Fuß ver-
sehener Ananasbecher (Nr. 509 B. Hofel, Innsbruck),
sind zu erwähnen.

Aus dem (7. Jahrhundert sind eine Reihe schöner,
ovaler Silberschalen mit getriebenen Verzierungen und zum
Theil vergoldet zu sehen. Einige davon mit flach erhobenem,
gewelltem und gebogenem, andere init höheren Rändern,
die meist mit großen, getriebenen Blumen verziert sind,
während die Milte der Schale getriebene Bilder genrehaften,
landschaftlichen oder mythologischen Eharakters einnehmen.
(Nr. 224— 28 mit niederem, Nr. 255 — 260 mit höherem
Rand.) Derselben Zeit gehört auch ein reizendes vergoldetes
Kupferrelief mit musizirenden Putten an (Nr. 259 Höfel,
Innsbruck), sowie eine vergoldete Schale init kleinen Frei-
figuren darin, welche Bergwerksarbeiten darstellen. (Graf
Enzenberg.) Noch sind zu nennen die prächtig getriebenen
silbernen Besteck-Scheiden, vermuthlich Augsburger Ar-
beit des (6. Jahrhunderts, einst im Besitze der Familie von
Plankenstein im pusterthal (Nr. 252 jetzt k. Rath v. Schön-
herr), ein zierliches Silberhörnchen mit vergoldetem

*) Sic sind verwandt den Dcckelkrügen Nr. (727 und (728 der
Sammlung Spitzer.

**) vergleiche Sammlung Spitzer Nr. (752, (735, (7SY.

***> Der Katalog gibt die Jahreszahl (698 an.

f) Am Mundraub die Inschrift: „Ich bin ain keiclein wol-
gemnt und wer mich austhrinckt lob Gott und nein vergüt" und:
„Christi Blut ist allen gut".

rnld mit Satyrmasken verziertem Rand und der Inschrift
„(69^ macht Johann Leonhard Ehe. Rur. (emberAensis)"
(Nr. 264 Eigenthum des Grafen Boffi-Fedrigotti, gegen-
wärtigen Trägers des Postlehens für Rovereto und Sacco).
Auch hübsche Salzsäßer (Nr. 255 und 254), Rokoko-
Uhrengehäuse in getriebenem Silber (Nr. 287 und 288),
Dainenuhren in Silber und Gold (Nr. 285), sowie zahl-
reiche Schmucksachen, Anhänger, Ohrringe ic. (Nr. 267, 286)
wären zu erwähnen, doch sei besonders auf die schöne, astro-
nomische Uhr aus vergoldetem Kupfer von reich durchbroch-
ener Arbeit und mit architektonischer Gliederung hingewiesen,

Gothisches vortragkreuz.

Opus Ant. Guerini 1(19. Pfarrkirche von Villa Lagarina.
Latalog Nr. 202 a.

ohne Zweifel deutsche, vielleicht Wiener Arbeit vom Ende
des (6. Jahrhunderts*) (Nr. 296). Auch eine Reihe hüb-
scher Emaildosen, meist aus der Empirezeit, darunter besonders
eine zierliche init einem allegorischen Emailbild französischer
Arbeit auf den: Deckel aus dein Besitz des Fürstbischofs von
Trient (Nr. 28(), dürfen nicht unerwähnt bleiben. (Nr. 282,
285, 284.)

*) An Stelle eines die Kuppel bekrönenden Fignrchcns wurde
später ein plumpes spätgothisches Kruzifix aufgesetzt, vergleiche im
illustrirten Katalog der Sammlung Spitzer Nr. 26-(o, 2L-((, 2645,
26H7, 26-(8 U. s. f.
 
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