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Blümner, Hugo
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern (Band 4) — Leipzig, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.4952#0006
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— 3 —

umgehen aber können wir eine Erörterung der in Rede stehen-
den Fragen nicht und werden daher im Folgenden mehrfach
Gelegenheit haben? auf dieselben zurückzukommen.

Die Lehrmeister der Griechen in der Gewinnung und
Bearbeitung der Metalle sind bekanntlich die Phönikier ge-
wesen. Diese Thatsache geht nicht bloss aus der historischen
Betrachtung hervor; sondern ist auch in den altgriechischen
Sagen ausgeprägt. Der Phönikier Kadmos1) siedelt sich der
Sage nach an der thrakischen Küste und der benachbarten
Insel Thasos an2) und wird Begründer der Goldbergwerke
daselbst und am Pangaeos3); in ihm sah man die Personi-
fikation des phönikischen Ursprunges der Metallurgie auf
griechischem Boden. Denn Phönikier waren es, welche zuerst
auf den Inseln und auf dem Festlande der Balkanhalbinsel
Bergbau betrieben und Metallwaaren gefertigt haben; und noch
in der homerischen Zeit ruhte wenigstens die kunstvollere
Metalltechnik durchaus in ihren Händen, da fast alle künst-
licher gearbeiteten Metallwaaren, Becher, Krüge, Schmuck-
sachen und dgl., im Epos als Werk der fremden sidonischen
Männer bezeichnet werden4). Freilich hat sich der Mythus
daneben auch seine einheimischen Repräsentanten alter Me-
tallurgie geschaffen: Hephästos, den Feuergott, welcher mit
seinen Kyklopen in unterirdischer Werkstatt schmiedet und
hämmert; die kunstfertigen Daktylen vom Ida, deren Namen
schon auf metallurgische Fertigkeit hindeuten0); die Teichinen
von Rhodos und Kypros, welche die Bearbeitung des Eisens

x) Herod. II, 49; IV, 147; V, 57. Ueber die Streitfrage betreffs der
phönikischen Herkunft des Kadmos vgl. Preller, griech. Mythol. II3, 22.

2) Apollod. III, 1, 1, 6; eine specielle Sage schafft einen besonde-
ren Führer der phönikischen Kolonie auf Thasos, der den Namen der
Insel trägt, Her. II, 44; VI, 47. Paus. V, 25, 12. Apoll, a. a. 0.

3) Plin. VII, 197: auri metalla et flaturam Cadmus Phoenix ad
Pangaeum (invenit); vgl. Strab. XIV p. 680: ö be Kdö|uou (ttXoötoc gk
tuuv] TT€pi GpaKrjv Kai tö TTaYT°rt°v op°c [eyeveTo].

4) Vgl. Heibig, das homerische Epos, S. 13 f.

5) Kelmis, Damnameneus und Akmon, Heizer, Schmied und Amboss,
nach anderer Deutung Hammer, Zange und Amboss; vgl. Preller a.
a. 0. I, 544. Overbeck, griech. Plastik I3, 28, und im allgemeinen
über die idäischen Daktylen Hoeck, Kreta I, 260 ff.
 
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