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logen und Antropologen vielfach behandelte und auf sehr ver-
schiedene Art beantwortete.1) Dass das Zinn auch in den
Ländern, wo dasselbe nicht vorkommt, schon in sehr früher
Zeit verarbeitet wurde, geht daraus hervor, dass wir ägyptische
Bronzen haben, welche in hohes Alterthum zurückgehen2
Berg- und hüttenmänn. Ztg. f. 1882. S. 517), und Beckmann's Be-
hauptung (Gesch. der Erfindungen IV, 330), dass stannum erst seit dem
4. Jahrh. n. Chr. die Bedeutung von Zinn erhalten habe, hat allgemeinen
Glauben gefunden (vgl. auch Florencourt, üb. d. Bergwerke der Alten
5. 37. Beckmann ad Arist. mir. ausc. p. 102. Schneider, anal, ad hist,
rei metall. vet. p. 18 sq.) Hingegen ist Schade Althochd. Wörterb., 2. Auff.
1267 fg. der Ansicht, dass Plinius zwar a. a. 0. zweifellos darunter Werk-
blei verstehe, weiterhin aber, § 160 fg., vielmehr neben Ziun auch Zinn-
legirungen verschiedener Art damit gemeint zu haben scheine., Wenn
er XXXIV, 160 sagt: stagnum inlitum aereis saporem facit gra-
tiorem ac compescit virus aeruginis, so könne man doch nur (mit Lenz,
Mineral. S. 121) an Verzinnung kupferner Gefässe denken, da Blei
schädlich sein würde; ebenso seien die stannea vasa in einem Frgt. des
Plautus bei Fest. p. 166, 22 (Müller) wahrscheinlich auch zinnerne
Gefässe. Schade ist nun der Ansicht, dass früher und von Haus aus
plumbum Blei, stagnum, Zinn war; bei fortschreitender Industrie, um
billigere Waare zu liefern, kamen Legirungen und Fälschungen des
theuern Zinnes auf und man nannte auch das Werkblei, das mit als
Surrogat für Zinn dienen musste, stagnum; das reine echte- Zinn aber
nannte man, im Gegensatze zu allen Surrogaten, die den alten Zinn-
namen an sich gerissen hatten, plumbum album oder candidum. Be-
denken erregt hier aber, dass stagnum, welches § 159 Werkblei ist,
schon § 160 Zinn, im selben Paragraph aber auch wieder Werkblei sein
soll, denn es heisst da: nunc adulteratur stagnum addita aeris candidi
tertia portione in plumbum album; dass plumbum album bei Plin. Zinn
bedeutet, ist ja zweifellos. Plinius muss also auch an den anderen
Stellen unter stagnum Werkblei, auf alle Fälle ein vom Zinn verschie-
denes Metall verstanden haben; ob seine technischen Notizen zuverlässig
sind, ist freilich eine andere Frage. — Kopp, Gesch. der Chemie IV,
125 ff. fasst zwar stagnum auch als Werkblei, nimmt aber für Spiegel
u. dgl. doch auch einen grösseren Zinngehalt an.
*) Ausser den oben S. 39 Anra. 1 u. S. 81 Anm. 4 genannten Werken
und Abhandlungen ist speciell noch zu nennen: v. Baer7 „Von wo das
Zinn zu den alten Bronzen gekommen sein mag," im Ar eh. f. An-
thropol. IX, S. 263ff. Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde 1,211.
Schade, a. a. 0. S. 1263 ff.
2) Nach den Funden war die Mischung von Kupfer und Zinn zu
Bronze bereits in der Zeit der fünften oder sechsten Dynastie bekannt,
s. Per rot, hist. de l'art. I, 829. Dagegen nimmt Beck S. 78, ver-
logen und Antropologen vielfach behandelte und auf sehr ver-
schiedene Art beantwortete.1) Dass das Zinn auch in den
Ländern, wo dasselbe nicht vorkommt, schon in sehr früher
Zeit verarbeitet wurde, geht daraus hervor, dass wir ägyptische
Bronzen haben, welche in hohes Alterthum zurückgehen2
Berg- und hüttenmänn. Ztg. f. 1882. S. 517), und Beckmann's Be-
hauptung (Gesch. der Erfindungen IV, 330), dass stannum erst seit dem
4. Jahrh. n. Chr. die Bedeutung von Zinn erhalten habe, hat allgemeinen
Glauben gefunden (vgl. auch Florencourt, üb. d. Bergwerke der Alten
5. 37. Beckmann ad Arist. mir. ausc. p. 102. Schneider, anal, ad hist,
rei metall. vet. p. 18 sq.) Hingegen ist Schade Althochd. Wörterb., 2. Auff.
1267 fg. der Ansicht, dass Plinius zwar a. a. 0. zweifellos darunter Werk-
blei verstehe, weiterhin aber, § 160 fg., vielmehr neben Ziun auch Zinn-
legirungen verschiedener Art damit gemeint zu haben scheine., Wenn
er XXXIV, 160 sagt: stagnum inlitum aereis saporem facit gra-
tiorem ac compescit virus aeruginis, so könne man doch nur (mit Lenz,
Mineral. S. 121) an Verzinnung kupferner Gefässe denken, da Blei
schädlich sein würde; ebenso seien die stannea vasa in einem Frgt. des
Plautus bei Fest. p. 166, 22 (Müller) wahrscheinlich auch zinnerne
Gefässe. Schade ist nun der Ansicht, dass früher und von Haus aus
plumbum Blei, stagnum, Zinn war; bei fortschreitender Industrie, um
billigere Waare zu liefern, kamen Legirungen und Fälschungen des
theuern Zinnes auf und man nannte auch das Werkblei, das mit als
Surrogat für Zinn dienen musste, stagnum; das reine echte- Zinn aber
nannte man, im Gegensatze zu allen Surrogaten, die den alten Zinn-
namen an sich gerissen hatten, plumbum album oder candidum. Be-
denken erregt hier aber, dass stagnum, welches § 159 Werkblei ist,
schon § 160 Zinn, im selben Paragraph aber auch wieder Werkblei sein
soll, denn es heisst da: nunc adulteratur stagnum addita aeris candidi
tertia portione in plumbum album; dass plumbum album bei Plin. Zinn
bedeutet, ist ja zweifellos. Plinius muss also auch an den anderen
Stellen unter stagnum Werkblei, auf alle Fälle ein vom Zinn verschie-
denes Metall verstanden haben; ob seine technischen Notizen zuverlässig
sind, ist freilich eine andere Frage. — Kopp, Gesch. der Chemie IV,
125 ff. fasst zwar stagnum auch als Werkblei, nimmt aber für Spiegel
u. dgl. doch auch einen grösseren Zinngehalt an.
*) Ausser den oben S. 39 Anra. 1 u. S. 81 Anm. 4 genannten Werken
und Abhandlungen ist speciell noch zu nennen: v. Baer7 „Von wo das
Zinn zu den alten Bronzen gekommen sein mag," im Ar eh. f. An-
thropol. IX, S. 263ff. Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde 1,211.
Schade, a. a. 0. S. 1263 ff.
2) Nach den Funden war die Mischung von Kupfer und Zinn zu
Bronze bereits in der Zeit der fünften oder sechsten Dynastie bekannt,
s. Per rot, hist. de l'art. I, 829. Dagegen nimmt Beck S. 78, ver-