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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 16.1893

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Mittheilungen / Mémoires
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Schlosser, Heinrich: Johann Michael Moscherosch und die Burg Geroldseck im Wasgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.24723#0067

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- 22

führt ihn
zum Brunnen
unten am
Brudergarten.

der zu einer «Hôleder Wôlffe und Unterschîeiff derMôrder1» gewordenen
Saargegend ohne Gewehr reisen kônnen! Philander, dem der Parnassus
nicht mehr aus dem Sinne kommt, nimmt sich trotzdem vor, ohne WafTen
heimlich auszureissen, auf die Gefahr hin, von Schnapphahnen aufgehoben
oder von wilden Thieren gefressen zu werden2. «Derowegen an einem
Sonlag hernach», (nach Quasimoclo) <a aïs ob icb nur in die Gàrten spat-
zieren woltte, ganlz allein, mit einem à la mode stecken (kmtcnstïïb3) in der
hand, das Wasser hienunder schliche, in hoffmmg, meinen Feinden un-
vermerkt auss dem Gesicht, als auch geschahe, zu kommen, und irgend
einen gespaanen anzutreffen, der es mit mir in das gute Land (also nennen
wir bey uns das Gülcher Land4 und Ertzbistumb Côllen) da mann brod
genug zu essen batte, und rühig schlaffen dôrfïte, durcb wagen thàte. Aber
in ail meinen Gedanken, war es nur der Parnassus.... Als ich aber auff
eine Viertelstunde die Matten hienunder kam, unfern bey einem bron-
nen, unden am Brudergarten gênant, ersahe icb ein grosses Ross5. .. »

Der «Bronnen unden am Brudergarten»! Dies ist der erste Ortsname,
der uns in dieser Reisebeschreibung begegnet. Da derselbe aber nicht
rein erdichtet ist, so wird er uns sofort auf die richtige Spur verhelfen
und uns genau anzeigen, von wo aus Philander seine seltsame Wanderung
begonnen hat. (Vgl. die beigegebene Karte.)

Zwei Kilometer nàmlich ôstlicb von Finstingen, aber nocli in der Ge-
markung dieses Stâdtchens, erhebt sicb auf dem rechten Ufer der Saar,
neben einem modernen, auf der Mitte eines Bergabhanges gelegenen
und von weitem sichtbaren Pachthofe, eine zum Theil im gothischen Style

1. Moscherosch, Insoumis curapar., Nachwort an den Creutzerfahrenen Leser, S. 274,
Au fl. von 1643: «Dannes ist, Gott erbarme es, da bien kommen, dass solch schones
Land» (der obéré Saargau) . . . «jetzt eine Hôte der Wôlffe und Unterschîeiff der Morder
worden : Also, wo zwo Personen einander auff dem Felde sehen, sich je eines vor dem An-
deren auss grosser Forcht, alss vor einem Wolff, alss vor seinem Todt verkriegt, will ge-
schweigen der eroseten (verodeten) Dorffschaflen so vor diesem aïs Stadte gestanden... »

2. In A la mode K. erzâhlt Philander (S. 38), er wâre im Westrich ohne die Hilfe
Gottes « zwanzig mahi von Wilden Thieren zerrissen und gefressen worden ».

3. Vgl. Todtenheer, S. 225: «Es kam aber ein anderer Todt» — Alt-Frànkisch ge-
nannt — «nicht mit einem Indianischen Rohr-stab, sondern mit einem Teutschen
stâcken. ...» S. auch die ebendort befindliche Abbildung.

4. Als wahrend des 30jahrigen Krieges die Grafschaft Saarwerden zu verschiedenen
Malen von den Lothringern in Besitz genommen wurde, da haben sich mehrere evange-
lische Einwohner dieser Herrschaft in das Jillicher Land gefluclitet und dort niederge-
lassen. (Gefâllige Mittheilung des Herrn Pfarrer Matthis zu Eyweiler.)

5. A la mode Kehrauss, S. 24—25.
 
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