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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 16.1893

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Mittheilungen / Mémoires
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Schlosser, Heinrich: Johann Michael Moscherosch und die Burg Geroldseck im Wasgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.24723#0069

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— 23 —

erbaute und gegenwàrtig der Notre-Dame de Bon Secours gewidmete
Wallfahrtskapelle, die den Namen Brudergarten führt, weil sie ursprüng-
lich zu einer gleichnamigen, vor allen Zeiten gegründeten und noch im
vorigen Jahrhundert bestehenden Einsiedelei gehôrte. Die Wohnung der
früher dort ansassigen Waldbrüder — im Jahre 1718 waren es vier
Eremiten des Augustiner-Ordens — lehnte sich an die Westseite des
gedachten Kirchleins an, isl aber schon langst spurlos verschwunden.
Diese sâmmtlichen Gebaude standen einslens ganz einsam inmilten eines
grossen, erst um das Jahr 1840 ganzlich ausgerodeten und noch auf der
franzôsischen Stabskarte verzeichnelen Forstes, der Bruderwald1 hiess
und, ebenso wie die Einsiedelei, ein Eigenthum der Gemeinherren zu
Finstingen war. Innerhalb desselben Gehôlzes lag auch das zur Klause
gehôrige und von den Brüdern bestellte Gelande (enclos de l1 ermitage),
das sich von dem etwas oberhalb der Kapelle durchziehenden Wege Fin-
stingen-Posdorf, langs einem Thàlchen hinab, bis zu den Wiesen an der
Saar erstreckle. In diesem Seitenlhalchen, ungefâbr 200 Meter unterhalb
des besagten Heiligthums, kommt bei einer alten abgekôpflen Hagenbuche
eine Quelle zu Tage, die gegenwàrtig den Namen Muttergottesbrun-
nen führt, und deren wunderkraftiges Wasser die von nah und fern
herbei wallenden Pilger an Ort und Stelle trinken oder in Flaschen mit
nach Ilause nehmen2. Diese Quelle ist ohne Zweifel dieselbe, welche bei
Moscherosch’s Lebzeiten bloss « der bronnen unden am Brudergarten»
genannt wurde. Damais war nàmlich dieser Born noch kein Wunder-
brunnen; auch war, seitdem die Reformation in die Gemeinschaftliche
Herrschaft Finstingen sowie in die Herrschaften Geroldseck und Schwan-

1. Auf der besagten Karte (Bl. Zabern) début sich der Bruderwald innerhalb der
Gemarkung F. von den Grenzen der Banne Niederstinzel, Posdorf und Kirrberg bis fast
zur Strasse Finstingen—Pfalzburg aus. Auf dem dem Finstinger Grundbuche von 1719
beigefügten Plane (Bezirksarcbiv zu Nancy) erstreckt er sich aber ausserdem, langs
der Grenze der Gemarkung Rommelfingen, bis nahezu an die Saar hinab.

2. Bannbuch von Finstingen a. d. J. 1719, S. 260: «Cet enclos (de l’ermitage) est de
figure longue, tendant du midy au nord sur le revers de la montagne et dans le bois dit
communément le Bruderwald, formant un petit vallon. . . ., il enferme dans son enceinte
une petite chapelle, qui tire de longueur du midy au nord et joignant icelle vers l’occi-
dent est l’habitation des frères; au-dessus de la chapelle est une fontaine qui circule au
travers de leur jardin, descendant vers le nord joint une autre source de fontaine» (lieu-
tiger Muttergottesbrunnen) «et forme un petit ruisseau qui, arrosant un peu de preys. ..
va joindre un ruisseau dit Nesselbach, proche de son confluent à la Sarre, et contient en
total la quantité de 87 arpents Ein Plan der gedachten Einsiedelei befmdet sich im
Bezirksarchive zu Nancy, Trésor des Chartes, layette Fénétrange IV, n° 4.

Heutige
Wallfahrts-
ka pelle
Brudergarten

und Mutter-
gottesbrunnen,
 
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