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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 21.1906

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[Mitteilungen / Memoires]
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Henning, Rudolf: Der Helm von Baldenheim un die verwandten Helme des frühen Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.25052#0310

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— 296 —

ein einzelner Zweig angebracht. VYas ich von der Gruppe zu erkennen
glaube, wiederholt unsere Fig. 4 etwas vergrôssert in freier Reproduktion.

Die lebhafte Darstellung, der unsere Nachbildung nicht ganz gerecht

wird1, geht offenbar auf ein gutes, seinem
Charakler nach archaisches Original zurück.
Der Lôwe mit dem nach vorne gedrehten
Kopf und den sehnigen Raubtiergliedern ist
bis auf einige Einzelheiten durchaus cha-
rakteristisch.

Mit dieser Scene sind die Reste des Bal-
denheimer Médaillons offenbar identisch. Der
aufgerichtete Oberleib, die herabhangende
Pfote, der Kopf und Hais des Tieres sind
gleichfalls erhalten, nur steht der Kopf nicht
ganz so dicht am oberen Rande, so dass die von den Mâhnen übrig
gebliebenen Puscheln mehr hervortreten. Auch die spârlichen Überreste
der linken Bildbâlfte lassen sich mit der vollstândigen St. Vider Gruppe
aufs Beste vereinigen.

Die Scene ist zweifellos der alten Kunst entnommen, gehôrt aber
weder der rômischen noch der klassisch-griechischen Sphâre an. Auf
rômischen Denkmâlern sind Jagdscenen mit Lôwen zwar hâufig genug,
aber sie haben immer einen anderen Charakler. Von griechischen
Darstellungen oder deren Nachahmungen kâmen bôchslens der Herakles
mit dem nemâische Lôwen in Belracht. Aber bei dem vielbehandelten
Hauptlypus halten beide sich immer gepackt und ringen miteinander,
was auf unserem Bilde nicht der Fall ist.

Dagegen besteht eine an Identitat grenzende Übereinstimmung mit
den entsprechenden orientalischen Gruppen. Diese lassen sich von den
assyrischen Denkmâlern bis in die persischen Palàste von Persepolis,
auf persischen oder phônizischen Münzen und in der alten Zeit fast
durch die ganze Kunst des ôstlichen Mitlelmeergebietes verfolgen. Von
den alteren mythologiscb-phantastischen Darstellungen abgesehen ist es
gewôhnlich der persische Kônig, der so dem aufgerichteten wilden
Tiere gegenübersteht. Meist ist das letztere ein Lôwe oder hat doch

t. Es bedurfte mehrerer Versuche, ehe der Zeichner die Umrisse der Photographie
zu fassen und entsprechend zu verdeutlichen vermochte. Das rechte Vorderbein des
Lôwen ist auch jetzt zu schrâge, es hat vielmehr am Knie einen âhnlichen Knick nach
oben, wie das linke nach unten.
 
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