Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 21.1906

DOI Heft:
Fundberichte und kleinere Mittheilungen
DOI Artikel:
Schlosser, Heinrich: Die Minerva von Pisdorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25052#0475

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die

Minerva von Pisdorf.

Von IIeinrich Schlosser, Drulingen.

Im Monat Mai 1899 wurde in der Gemarkung des am rechten Ufer
der Saar, 4 km oberhalb Saarunion gelegenen Ortes Pisdorf (Canton
Drulingen) ein interessanter Alterthnmsfund gemacht. Als man namlich
dort, ungefâhr 800 m westlich des gedachten Dorfes, eine am linken
Abhange des Saarthals, in der sogenannten Oedersmatt (vulgo^EUers-
matt1) entspringende Quelle freizulegen suchte, weil dieselbe nacli
gehôriger Fassung zur Speisung einer damais im Ban begriffenen
Communal-Wasserleitung mit verwendet werden sollte, da stiess man
bei den Ausschachtungsarbeiten, in einer Tiefe von 2 m unter Flur,
auf ein rômisches Relief aus feinkôrnigem Buntsandstein, das mit dem
Bilde der Gôttin Minerva geziert ist. Dieses nur geringe Dimensionen
aufweisende Denkmal (Hôhe: 38 cm; Breite: 29 cm; Dicke: 14 cm;)
lag mitten in dem lehmigen Schlamme, durch welchen das Wasser
der Quelle sich Bahn brechen musste, um ans Tageslicht zu^gelangen.

Die vordere, sculpirte Seite des Würfels war nach unten gerichtet.
Die Schmalseiten desselben sind roh gearbeitet: ein Beweis, dass das
Gôtterbild, zu der Zeit da es angebeten wurde, nicht frei stand, sondern
in einer Wand eingeschlossen war. Die Rückseite des Steins ist, obwohl
nicht behauen, fast glatt und an zwei Stellen derart abgerieben, dass
man glauben kônnte, die Platte, welche theilweise zur Herslellung des
Reliefs gebraucht wurde, habe zuvor bereits eine andere, weniger
erhabene Verwendung (Schwelle, Waschstein) gehabt.

1. Vermuthlich. eine früher mit einem Zaune (Etter) umgebene Wiese. In den Orts-
namen der ehemaligen Grafscliaft Saarwerden wurde unter Einfluss der Beamten und
namentlich der lutherischen Pfarrer von Ende des 16. Jlidts. ab das e im Ànlaute
Ofters in oe umgewandelt. So wurde aus Gerlingen Goerlingen, aus Vellerdingen
Voellerdingen, aus Ermingen Oermingen. Sogar den leicht verstandlichen Familien-
namen Lercli (vorher Lalouette) sucble man, jedoch vergeblich, in Lorcli zu ver-
bessern (cf. Ev. Kirchenbuch zu Finstingen um 1640).
 
Annotationen