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Jàger in gegürtetem kurzarmligem Ghiton und flatlernder Chlamys, von
seinem Hunde begleitet, mit seinem Spiess vor dem anrennenden Eber,
wâhrend vereinzelte Baume waldiges Terrain andeuten1. Auf einem der
Helmblâtter von Monte Pagano kehrt die Gruppe gleichfalls wieder, nur
ist der Hund nicht unter, sondern über den Eber gestellt.
Charakteristisch für unser ganzes Tableau bleibt die Lebhaftigkeit
und Bewegtheit der zu Pferde ausgeführten Jagden. Diese findet ihre
nàchste Analogie wohl in den freilich stilvolleren Darstellungen der
sassanidischen Silberschalen aus dem südlichen Russland, besonders
dem Gebiete von Perm, woliin sie wie Stephani annimmt, seit dem
2. Jahrhundert aus dem Orient importiert wurden. Auf einer derselben1 2
sind drei Gruppen berittener Lôwenkâmpfer in gleich lebhafter Be-
wegung ahnlich zusammenhangslos vereinigt: die Reiter mit lang nach-
flatternden Gewàndern, die Pferde sprengend, die Lôwen hoch aufge-
richtet; zwei dieser Reiter sind Bogenschützen, die gerade den Pfeil
auf einen Lôwen abschiessen, der dritte bohrt einem Lôwen die einge-
legte Lanze in den Hais. Ein anderer sassanidischer Teller3 zeigt den
sich zum Schuss umwendenden beritlenen Bogenschützen, den Kônig
Sapor, dessen Haltung derjenigen unseres Bogenschülzen gleicht, wie
denn überhaupt die berittenen Bogenschülzen hier im Osten zu Hause
sind4. Auch unser Bild deutet auf ein extremes Reitervolk.
Damit übersehen wir das gesamle Material.
Das Auffallendste bleiben die alterlümlichen, weit nach dem Orient
reichenden Bezüge. Das Bild mit dem persischen Kônig und dem
Lôwen, das ich hier seiner Bedeutung halber in
einer neuen Zinkographie nochmals wiederhole
(Fig. 18), scheint mir eine voile beweisende Kraft
zu haben und keine andere als die oben vorge-
nommene Deutung zu gestalten. Daim ist aber
nicht nur die Tatsache des orientalischen Einfïusses
bemerkenswert, sondern auch die hohe Alterlüm-
lichkeit des Yorbildes. Von den erwahnten orien-
1. Antiquités du Bosphore Cimmérien Pl. XL—XLII.
2. C. R. Atlas pour 1878-79. Pl. VII, 2. Hampel S. 93.
3. C. R. Atlas pour 1867, III, 1. 1878. 1879, VIL 2. Hampel S. 86.
4. «Die pluie sie sêre zuo clen wenden vaste zugen» lieisst es noch ira Nibelungen-
lied 1280, 4 von den «wilden Pesnæren», den tilrkischen Petschenegen vom Osten
der Wolga.
B. XXI. — (M.)
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Jàger in gegürtetem kurzarmligem Ghiton und flatlernder Chlamys, von
seinem Hunde begleitet, mit seinem Spiess vor dem anrennenden Eber,
wâhrend vereinzelte Baume waldiges Terrain andeuten1. Auf einem der
Helmblâtter von Monte Pagano kehrt die Gruppe gleichfalls wieder, nur
ist der Hund nicht unter, sondern über den Eber gestellt.
Charakteristisch für unser ganzes Tableau bleibt die Lebhaftigkeit
und Bewegtheit der zu Pferde ausgeführten Jagden. Diese findet ihre
nàchste Analogie wohl in den freilich stilvolleren Darstellungen der
sassanidischen Silberschalen aus dem südlichen Russland, besonders
dem Gebiete von Perm, woliin sie wie Stephani annimmt, seit dem
2. Jahrhundert aus dem Orient importiert wurden. Auf einer derselben1 2
sind drei Gruppen berittener Lôwenkâmpfer in gleich lebhafter Be-
wegung ahnlich zusammenhangslos vereinigt: die Reiter mit lang nach-
flatternden Gewàndern, die Pferde sprengend, die Lôwen hoch aufge-
richtet; zwei dieser Reiter sind Bogenschützen, die gerade den Pfeil
auf einen Lôwen abschiessen, der dritte bohrt einem Lôwen die einge-
legte Lanze in den Hais. Ein anderer sassanidischer Teller3 zeigt den
sich zum Schuss umwendenden beritlenen Bogenschützen, den Kônig
Sapor, dessen Haltung derjenigen unseres Bogenschülzen gleicht, wie
denn überhaupt die berittenen Bogenschülzen hier im Osten zu Hause
sind4. Auch unser Bild deutet auf ein extremes Reitervolk.
Damit übersehen wir das gesamle Material.
Das Auffallendste bleiben die alterlümlichen, weit nach dem Orient
reichenden Bezüge. Das Bild mit dem persischen Kônig und dem
Lôwen, das ich hier seiner Bedeutung halber in
einer neuen Zinkographie nochmals wiederhole
(Fig. 18), scheint mir eine voile beweisende Kraft
zu haben und keine andere als die oben vorge-
nommene Deutung zu gestalten. Daim ist aber
nicht nur die Tatsache des orientalischen Einfïusses
bemerkenswert, sondern auch die hohe Alterlüm-
lichkeit des Yorbildes. Von den erwahnten orien-
1. Antiquités du Bosphore Cimmérien Pl. XL—XLII.
2. C. R. Atlas pour 1878-79. Pl. VII, 2. Hampel S. 93.
3. C. R. Atlas pour 1867, III, 1. 1878. 1879, VIL 2. Hampel S. 86.
4. «Die pluie sie sêre zuo clen wenden vaste zugen» lieisst es noch ira Nibelungen-
lied 1280, 4 von den «wilden Pesnæren», den tilrkischen Petschenegen vom Osten
der Wolga.
B. XXI. — (M.)
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