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entfernten Zusamraenhang deuten, nicht die Grundlagen der Konstruk-
tion. Um diese zu erfassen, miissen wir schon in die Entstehungs-
geschichte unserer Helme einzudringen versuchen.
Das Vorbild aller Helme ist und bleibt die Mütze. Die Mülzen sind
alter und weiter verbreitet als die Metallhelme und waren vor aliéna
bei den nôrdlichen und vielen ôstlichen Vôlkern schon in der alten
Zeit sehr gebrâuchlich. So geht auch die âussere Form der Mütze auf
die Ilelme über, und verschiedene Eigenarten der letzteren haben an
den ersteren sich ausgebildet. Aber schon die Mütze, die hohe, konische
wie die runde, ist ein kompliziertes Ding und bei dem gewôhnlichen
Material nicht einheitlich, sondern zusammengesetzt, weil ein einzelnes
Slück Leder oder Stoff sich in die betreffende Form nicht bringen
liess. Wer die runden Hirlenkappen unserer Sennen zur Hand nimmt,
etwa die Appenzeller oder Toggenburger, findet, dass sie aus mehreren
oben im Scheitelpunkt zusammentrefïenden Keilen bestehen : die
Toggenburger aus 6 unlen breiten, oben spitzen Keilen und einem
breiten dekorierten Randstreifen, die Berner aus 4, andere aus einer
noch grôsseren Anzahl von Keilen. Im Norden hat sich diese Technik
ana langsten wohl bei den Finnen und Lappen gehalten. So bemerkt
Retzius1 von den Finnen, «die Manner hatten kleine
runde Kappen, die aus mehreren Stücken zu-
sammengesetzt waren, so dass die Spitzen im
hochsten Punkte zusammentrafen». Die einzelnen
Keile haben vielfach verschiedene Farben. Auch
in Deutschland wie in Frankreich waren solche
Kappen einst in allgemeinem Gebrauche und sind
auf den Bildern der alten Meister ôfters zu sehen.
In Deutschland haben sie sogar ein respektables
Alter, da schon die vielgestaltigen Mülzendeckel
der vorhistorischen ostdeutschen Gesichtsurnen
mehrfach eine analoge Feldereinteilung erkennen lassen2. Fig. 22. der
Deckel einer Gesichtsurne von Kehrwalde (Kr. Marienwerder in West-
preussen), dem nur die obéré Spitze fehlt3, ist die Nachbildung einer
solchen ostgermanischen Mütze vorrômischer Zeit, mit der man etwa
Fig. 22.
1. Gustaf Retzius, Finnland. Deutsch von Appel S. 55.
2. Berendt, Die pommerellischen Gesichtsurnen 1872-1877, sowie (lie spiiteren
Püblikationen, bcsonders in der Berliner Zeitschrift fur Ethnologie.
3. Zeitschrift fur Ethnologie 31 (1899), Ber. S. 405.
entfernten Zusamraenhang deuten, nicht die Grundlagen der Konstruk-
tion. Um diese zu erfassen, miissen wir schon in die Entstehungs-
geschichte unserer Helme einzudringen versuchen.
Das Vorbild aller Helme ist und bleibt die Mütze. Die Mülzen sind
alter und weiter verbreitet als die Metallhelme und waren vor aliéna
bei den nôrdlichen und vielen ôstlichen Vôlkern schon in der alten
Zeit sehr gebrâuchlich. So geht auch die âussere Form der Mütze auf
die Ilelme über, und verschiedene Eigenarten der letzteren haben an
den ersteren sich ausgebildet. Aber schon die Mütze, die hohe, konische
wie die runde, ist ein kompliziertes Ding und bei dem gewôhnlichen
Material nicht einheitlich, sondern zusammengesetzt, weil ein einzelnes
Slück Leder oder Stoff sich in die betreffende Form nicht bringen
liess. Wer die runden Hirlenkappen unserer Sennen zur Hand nimmt,
etwa die Appenzeller oder Toggenburger, findet, dass sie aus mehreren
oben im Scheitelpunkt zusammentrefïenden Keilen bestehen : die
Toggenburger aus 6 unlen breiten, oben spitzen Keilen und einem
breiten dekorierten Randstreifen, die Berner aus 4, andere aus einer
noch grôsseren Anzahl von Keilen. Im Norden hat sich diese Technik
ana langsten wohl bei den Finnen und Lappen gehalten. So bemerkt
Retzius1 von den Finnen, «die Manner hatten kleine
runde Kappen, die aus mehreren Stücken zu-
sammengesetzt waren, so dass die Spitzen im
hochsten Punkte zusammentrafen». Die einzelnen
Keile haben vielfach verschiedene Farben. Auch
in Deutschland wie in Frankreich waren solche
Kappen einst in allgemeinem Gebrauche und sind
auf den Bildern der alten Meister ôfters zu sehen.
In Deutschland haben sie sogar ein respektables
Alter, da schon die vielgestaltigen Mülzendeckel
der vorhistorischen ostdeutschen Gesichtsurnen
mehrfach eine analoge Feldereinteilung erkennen lassen2. Fig. 22. der
Deckel einer Gesichtsurne von Kehrwalde (Kr. Marienwerder in West-
preussen), dem nur die obéré Spitze fehlt3, ist die Nachbildung einer
solchen ostgermanischen Mütze vorrômischer Zeit, mit der man etwa
Fig. 22.
1. Gustaf Retzius, Finnland. Deutsch von Appel S. 55.
2. Berendt, Die pommerellischen Gesichtsurnen 1872-1877, sowie (lie spiiteren
Püblikationen, bcsonders in der Berliner Zeitschrift fur Ethnologie.
3. Zeitschrift fur Ethnologie 31 (1899), Ber. S. 405.