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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 21.1906

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[Mitteilungen / Memoires]
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Henning, Rudolf: Der Helm von Baldenheim un die verwandten Helme des frühen Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.25052#0370

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stelle erreichten, spàler und rascher vorübergefïutet zu sein. Dagegen
lassen die Ornamente mit ihren Umbildungen wohl noch einen Zu-
sammenhang erkennen. Dem St. Petersburger Relief Fig. 9 gegenüber,
welches dem Originale jedenfalls nàher steht, ist das Gammerlinger
Fig. 10. 11 bereits entstellt: die Kôpfe der laufenden Tiere gleicben
schon mebr denen von Pferden, obwobl die langen Lôwenschwànze
noch beibehalten sind, der Vogel fehlt, die Kappe auf dem menschlichen
Kopfe hat lang fïatternde Bandenden. Eine noch weiter gelriebene Um-
wandlung, bei der des Raumes halber das eine Tier ganz fortblieb
(wie bei Fig. 15) und der Kopf in die Mitte gerückt wurde, mag der
vielgedeuteten Hauptgruppe der nordischen Bracteatendarstellungen zu
Grunde liegen. Das laufende oder schreitende, vielfach mit Hôrnern
oder Kinnbart, bald mit Hufen, bald mit Klauen versehene Tier spottet
jeder Définition und wurde von Steenslrup allen Ernstes für einen asia-
tischen Yak erklart. Über dem Tiere steht ein grosser menschlicher
Kopf im Profil, der sich ôfters zu einer Büste, aber nie zu einer ganzen
Figur vervollslândigt. Es findet sich nirgend ein Anzeichen, dass er
jemals einem Reiter angehôrt habe. An einen Odin oder Thor, wie
noch Salin und Montelius1 annehmen, ist schwerlich zu denken. Dass
die nordische Amuletgruppe aber der unseren nahe steht, wird dadurch
wahrscheinlich, dass der Kopf mehrfach dieselbe orientalische Kappe
mit den fïatternden Bandenden Iragt, wie derjenige des Gammerlinger
Reliefs. Fig. 35 zeigt einen solchen Bracteaten aus
Schonen mit dem Kopfe, dem freilich schon sehr
reduzierten Tiere und dem Vogel (Salin Fig. 28, vgl.
daselbst Fig. 8). Die nordische Fassung braucht aber
nalürlich nicht auf der Gammerlinger zu beruhen,
sondern beide konnen verschieden weit gelriebene
Umbildungen desselben Originales sein. In den
gleichen Zusammenhang môgen noch andere, im
Norden vielverbreilete Darstellungen gehôren2. Auch
der Mann auf dem Bracteaten von Vedby3 trug wohl eine ahnliche
Kappe wie die unsere. Hier erinnern die 24 bartigen Kôpfe, welche

Fig. 35.

1. Salin, De nordiska Guldbraktealerna. Anûiquarisk Tidskrift for Sverige 14
(1899) Ni*. 2 S. 91. Montelius, KuUurgcschichte Schwedens S. 227.

2. Der Vogel mit dem Kranz im Schnabel neben dem Reiter, den Sophus Muller
(Urgesch. Europas S. 186) für Odin liait, findet sich schon auf parthischen Münzen
als Vertreter der kranzhaltenden Nike.

3. Stephens Nr. 52 (vom Typus der Dannenberger Bracteaten).
 
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