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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 21.1906

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Fundberichte und kleinere Mittheilungen
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Adam, A.: Nicht tribokisch sondern römisch: (ein Doppelgrab im Zaberner Museum)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25052#0485

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sich liierin. Durch ein ganz einfaches Verfahren ist es mir gelungen,
diese Inschrift zu entziffern. Ich wusch die überschriebene Flache ab
und brachte sie, durch Umstürzen, in die horizontale Lage, so dass
sich Wasser in den Yertiefungen halten konnte. Hierdurch trat zuerst
rechts die vierzeilige Inschrift deutlich hervor. Nur ein Buchstabe, das I
in Bina, hob sich nicht hinlànglich ab. Ein Zweifel, dass dort ein I zu
lesen war, kann aber nicht obvvalten. Doppelgràber, wie das hier vor-
liegende, bemerkt H. von Gaumont, dienlen überhaupt zur Aufnahme
der Asche verwandter Personen: «Deux de ces pierres (der hier be-
sprocbene und der an die strassburger Bibliothek abgetretene) sont,
dit-il, des monuments géminés destinés à recouvrir deux urnes placées
côte à côte, et dont les cendres ont appartenu à des personnes inti-
mement liées pendant leur vie, comme un mari et son épouse, deux
frères, des sœurs, des amis.» Der Leser braucht nur unsere Zeichnung
umzuwenden und er wird sofort auf der spitz auslaufenden Seite den
Namen Bina lesen. Ich wurde zuerst durch das deutlich umgestellte
B dieses Wortes, hernach aber auch durch die Erwagung, dass lateinische
Personennamen selten mit 0 anfangen, auf den Gedanken geführt, der
Steinmetz môchte hier seine Vorlage umgekehrt haben. Noch andere
Missgriffe stiessen ihm zu. Das N ist zweimal fehlerhaft gebildet. Ebenso
scheint er, hinter dem Wort Bina, ein A umgestürzt zu haben. Wâre
das nicht der Fall, so ist dem V ein entstellender Querstrich beige-
fügt. Der Mann war des Lesens unkundig und schrieb ungeschickt ab.
Das 0 bildete er mit dem Zirkel, sowie auch den oberen Theil des P.
Mit letzterm ist rechts, 4 Zeile, ein A verschlungen. In jeder der beiden
Inschriftcn ist auch einmal das I im N enthalten. Wir lesen also wie
folgt:

Links : IV (nia). BINA . IAN (jun?) . BINO .

Rechts: CANIS (ius) . BINO . JANVARIO . GANISIO .

PATER . V.F . I .

Die drei Schlussbuchstaben werdcn heissen voto péri jussit. So fàllt
die Hypothèse, als hâtten wir es hier mit eincm Tribokergrab zu
thun, gànzlich hinweg. Sprache und Namen sind lateinisch. Dass Diis
Manibus über beiden Inschriften fcblt, ist ohne Belang. Ein Grabdenkmal
ist der Stein immerhin, und auch ein heidnisches, indem darunter zwei
Einsclinitte zur Aufnahme der Urnen angebracht sind.

A. Adam, Pfarrer von Zabern.

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