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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0192

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1037 [No. 33/4.] BERLINER PHILOLOGISCHE WOCHENSCHRIFT. [20. August 1904.] 1038

gaben über Hermippos und Demetrios? — und
die Argumente der Reden samt den Stammbäumen;
den Beschluß i.macht die sorjjf-ältige Sammlung
der Fragmente 1*)vund eua^genaues Sach- und
Namenverzeichnis, alHj^öchst dankenswerte Bei-
gaben, die die Anjr^abe^i- der Buermannschen
auszeichnen; denn diese enthält nur das Tevo?, die
längerenJPfagmente, Stammbäume und Namen-
verzeichnis.
♦^Berlin. K. Fuhr.

Franz Boll, Sphaera. Neue griechische Texte
und Untersuchungen zur Geschichte der
Sternbilder. Mit einem Beitrag von Karl Dyroff,
sechs Tafeln und neunzehn Textabbildungen. Leipzig
1903, Teubner. XII, 564 S. gr. 8. 24 M.

Dieses Buch wendet sich an den Astronomen,
der für die Geschichte seiner Wissenschaft Sinn
hat, so gut wie an den klassischen Philologen,
und wie an diesen, so an den Agyptologen und
Assyriologen; ja selbst auf Kulturelemente des
fernsten Ostasiens fällt daraus neues Licht. Für
jedes dieser Gebiete ist durch Erklärung von
litterarischen und bildlichen Denkmälern älteren
Bestandes oder durch Vermehrung des Materials
und durch Einordnung des Neuen ein Fortschritt
erzielt. Nirgends wird bloß Material zusammen-
getragen; vielmehr führt uns der Verf. durch
das ganze Buch auf dem Wege z. T. schwie-
riger, auch vielfach ineinander greifender Unter-
suchungen, die mit erstaunlicher Beherrschung des
weitschichtigen Materials angestellt sind. Ein
solches Werk wird wahrhaft fruchtbar nur für
diejenigen, die es mitforschend durcharbeiten;
aber auch von ihnen wird es keiner lesen, ohne
ihm in mehr als einer Beziehung schlechtweg
als dankbar Empfangender gegenüberzustehen.
Ein Referat in dieser Wochenschrift wird haupt-
sächlich die anspruchslose Aufgabe haben, in
großen Zügen von den Ergebnissen zu berichten,
namentlich soweit sie für das griechisch-römische
Altertum von Belang sind. Die Kritik darf ich
um so mehr auf gelegentliche Einzelbeobachtungen
beschränken, als etliche kleine Beiträge dieser
Art noch in das Buch selbst verwoben wurden.

1S) Aus Harpokration wird nur das Stichwort an-
gegeben. Im allgemeinen genügt dies ja; aber ein
paarmal wäre doch ein längeres Zitat höchst will-
kommen, z. B. I ra>)i[Aapxp;, XXXIII film Staviatoi,
s. auch XIX, wo die leichteste Änderung AuaiaSr);
ist, XXXVIII SiajJLapxupia. Unter XLII muß es Lex.
rhetor. Cantabr. Aux.oc r,pws heißen.

Das Ziel des Buches ist, die Geschichte der
Sternbilder in der ganzen alten Welt zu er-
schließen. Den Ausgangspunkt und den vor-
nehmlichen Stoff der Untersuchungen bilden
griechische Texte, die bei der Durchforschung
der Astrologenhss in den letzten Jahren ans Licht
gekommen sind. Ein Ende hat hier übrigens
das Finden noch lange nicht: während der Aus-
arbeitung sind zwei weitere Stücke in einem
cod. Baroccianus gefunden worden (mitgeteilt
als Beilage 1), während des Druckes ein anderes,
besonders wichtiges, das auf Asklepiades von
Myrleia zurückgeht, in einem cod. Angelicanus
(Beilage 8); von anderem Materialzuwachs wird
unten gelegentlich die Rede sein. Die im ersten
Teil des Buches mitgeteilten und auf ihr wechsel-
seitiges Verhältnis untersuchten Texte enthalten
Verzeichnisse von napavaxeXXovxa, d. h. von Stern-
bildern, die mit dem Aufgang eines Tierkreis-
zeichens oder seiner Teile in bestimmten Be-
ziehungen stehen, indem sie (dem ursprüng-
lichen Wortsinne nach) mit ihm zugleich auf-
gehen oder, nach dem weiteren Sinne, bei seinem
Aufgang untergehen oder die obere oder gar
untere Kulmination passieren. Ja es sind sogar
bloße Längenangaben in grobem Mißbrauch oder
l^^iByüsiSsidj"? «uffTprinniippr Die As^rolo<?eu.
die so verfahren sind, haben offenbar nicht den
Himmel selbst beobachtet. Für den astrologischen
Zweck kommen ja die Längen nicht in Betracht;
und doch ist es ausschließlich die Astrologie,
welcher die Tabellen ein Hilfsmittel bieten
sollten; aus den Besonderheiten, z. B. der Gestalt,
dem Namen, den Sagen der Konstellationen
werden Folgerungen für Wesen und Schicksale
der unter ihnen Geborenen abgeleitet: also ein
Stoff, wie ihn z. B. auch das V. Buch des Manilius
(s. u.) behandelt.

Die Texte liegen in mannigfachen Brechungen
vor. Die erste Gruppe geht zurück auf einen
Astrologen wahrscheinlich des 1. Jahrh. n. Chr.,
'Teukros den Babylonier'. Wir besitzen zunächst
ein Exzei-pt aus Teukros von Rhetorios (6. Jahrb.),
griechisch in doppelter Fassung vorhanden, in
Prosa und in einer Versifikation des im 12. Jahrh.
lebenden Byzantiners Johannes Kamateros (s.
jetzt auch L. Weigl, Studien zu Job. Kam.,
Progr. Münnerstadt 1902; vgl. Wochenschr. 1903
Sp. 7f.). Es gehört aber zu dieser ersten Gruppe,
abgesehen von dem ärmlichen excerptum Baroc-
cianum II, noch eine verwirrend reiche viel-
sprachige Parallelüberlieferung, eine arabische
Bearbeitung durch Abu Ma'äar (f 886 n. Chr.),
 
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