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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0267

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II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

gespielt: ces verbinden sich ihre (der Isis - Sothis) Strahlen mit den
Strahlen des leuchtenden Gottes an jenem schönen Tage der Geburt
der Sonnenscheibe in der Frühe des Neujahrsfestes'; cdu gesellest dich
zu deinem Vater Rä (Sol) in deinem offenen Tempel, dein schönes
Antlitz dem Süden zugewendet', und "sie gesellt sich zu ihrem Vater
an dem Orte des ersten Festes'. Brugsch bemerkt, dafs die Ortlich-
keit auf dem Dache des Tempels, welche für die Neujahrsfeier be-
stimmt war, die Benennung cder Ort des ersten Festes' führte und
oft durch das Bild des hypäthralen Tempels determiniert wurde.
Mit diesem ^offenen Tempel' der Isis-Sothis dürfte das Atrium, das
sie nach Teukros als virgo caelestis bewohnt, zu vergleichen sein.

Andererseits zeigt eine grofse Anzahl von alexandrinisehen Kaiser-
CD o

münzen, deren eine hier abgebildet ist1), Isis mit dem Knaben in
einem Tempel.2)

Im zweiten Teukrostext ist die Göttin Isis anscheinend durch
eine griechische ersetzt, durch Eileithyia. Die Darstellung ist aber

genau die gleiche: sie sitzt und hält das Kind
auf dem Schofse. Es ist also nur ein anderer
Name gegeben; Isis ist wie so oft als die
Beschützerin der Gebärenden und der Kinder
verstanden worden, wozu ihre Darstellung als
Mutter des Horos vor allem Anlafs gab. Bei
Ovid (Amor. II 13) wird Isis zusammen mit
Eileithyia in ganz gleicher Absicht angerufen.3)
So ist hier bei Teukros thatsächlich nur die
Isis mit einem besonderen Namen bezeichnet.4)

Der gleiche Sternbildname 6i\eiGuia ist jedoch in den beiden auf
Teukros zurückgehenden Texten noch einmal zu finden, und hier
scheint allerdings ein sachlicher Unterschied vorzuliegen.

2. Dekan GiXeiBuio. im Gpövou Ka0e2ouevri TR f] GiXeiOuia L

Von dem Kind ist hier nicht die Rede. Allein es ist auch sonst
nicht gut möglich, dafs hier an das mit der Isis identifizierte Stern-

1) Nach Greek Coins of the Brit. Mus. XVI 1194.

2) Drexler hat sie bei Roscher II 506 durch einen Stern hervorgehoben. —
Dümichen übersetzt Zs. f. äg. Sprache 1869 p. 105 f. das Wort xeilt oder xer,th
das eine Tempelhalle bezeichnet, durchweg mit Atrium. Nach seinen Thoto-
graphischen Ergebnissen' S. 26 versteht Dümichen unter Atrium den vordersten
Raum oder Pronaos des Tempels.

3) Alle Belege bei Drexler a. a. 0. 501 ff.

4) Für die Identität der Eileithyia mit -rrapOevoc — Aku zeugt auch die
Deutung in L rnpovoiav, bixnv).
 
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