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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0276

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X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Valens. 217

darstellimgen in Indien oder bei den Arabern gehen darauf in letzter
Linie zurück. Aber noch sicherer ist die ägyptische Herkunft aus
dem Zusatz uexd XauTrdbujv zu erschliefsen. Die ägyptische An-
schauung sah überhaupt in den Sternen Leuchten. cLes astres ne
sont pas pour les Egyptiens des corps Celestes; ce sont des lampes
(khabisou) allumes au firmament. Les Egyptiens concevaient
les dieux - etoiles comme certains peres de l'Eglise consideraient les
anges charges d'entretenir les astres: c'etaient des dieux lampa-
dophores. Au tombeau de Seti Ier Isis-Sothis porte sa lampe sous
forme d'etoile ä cinq branches au - dessus de sa coiffure et Osiris-
Orion la sienne au-dessus de son sceptre.'1) Ganz besonders aber
war nach Brugsch2) der Name Lampe oder Leuchten (xebs, lucerna)
den Dekansternen eigen. Auf den beiden Tierkreisen von Esne sind
tierisch-menschliche Gestalten mit Sperber- oder Hunds- oder Widder-
köpfen zu sehen; die auf vorgestreckten Händen kleine Lampen tragen:
f dieux lampadophores' oder bexavoi uexd XauTrdbuuv, ganz wie sie
Teukros beschreibt. Könnte somit der Name beKCtvöc uexd Xaurrdbuuv
für alle Dekane gebraucht werden, so belehrt uns der runde Tier-
kreis von Dendera, dafs auch ein besonderes Sternbild damit be-
zeichnet werden konnte. Unterhalb der Waffe, also bei dem der
Jungfrau zunächst liegenden Zeichen, sieht man eine hundsfüfsige,
geschwänzte Gestalt, die nach Letronne3) in jeder Hand ein Gefäfs
trägt; das dürften wohl nichts anderes als Lampen sein. Es ist
bemerkenswert, dafs zwei Fackeln, ein Attribut, dessen nahe Ver-
wandtschaft mit dem der beiden Lampen einleuchtet, einmal der Jung-
frau im griechischen Tierkreis in die Hände gegeben sind: auf dem
berühmten Zwölfgötteraltar von Gabii; der sich jetzt im Louvre be-
findet4), trägt die Jungfrau in jeder Hand eine Fackel. Ich kenne
nur noch ein antikes Beispiel für dieses Attribut: auf den astrolo-
gischen Münzen von Alexandreia °) stützt die Jungfrau die rechte
Hand auf eine grofse Fackel. Das führt also wieder auf ägyptischen
Boden; vielleicht hat auf die Vorstellung der Jungfrau mit den Fackeln

1) So Maspero, Revue de lldst. des relig. 17, 264; vgl. Drexler bei Roscher II 434.

2) Thes. p. 134.

3) Anal. crit. p. 73.

4) Siehe die Abbildung in Viscontis Monum. Gab. tav. VIII.

5) Siehe die Abbildung zu Svoronos' Aufsatz im Journal d'archeol. numism.
II, taf. Z, n. 14. — Es ist sehr merkwürdig, dafs die scheinbar so singulare
Bildung im äufsersten Asien wiederkehrt. Im zwölfteiligen Zodiacus von Cam-
bodja ist das sechste Tierkreiszeichen, die Jungfrau, mit einer Reisgarbe und
einer Fackel dargestellt. Vgl. A. Leclere, Revue scientif. 1897, II 486.
 
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