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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0279

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II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

von dessen Anblick man lebt"1); eine ähnliche Bezeichnung führt
Chnuni („Herr der Welt des Lebens")2), und wenn Brugsch3) eine
Inschrift aus Pisoped richtig deutet, so würde in ihr der Beiname
neb-anx, Herr des Lebens, für den Gott einer Dekade, d. h. für
ein Dekansternbild bezeugt sein.

Vielleicht nur ein anderer Name für ö KttTexwv tö ttXoiov ist der
Karaceituv oder Kaiacuiuv, der gleichfalls im zweiten Teukrostext zwei
Zeichen später vorkommt:

Q ecuc uoipac e' ö Kcrraceiujv P 6 KaracTTLuv L

Er folgt unmittelbar nach der Argo; sein Zusammenhang mit dem
Meere wird weiterhin auch durch seine astrologische Bedeutnno; be-

.TT. .• ■ ........... ... , .. ■ - - - o ':*":*.-- gj ■ —

stätigt, da er Leute hervorbringt, die vom Mastbaum nach dem Land
oder den Winden spähen oder die Thunfischschwärme von hoher
Warte beobachten. Gehört das Bild demnach zur Argo, so ist es
mit Recht zum Krebs angeführt: dagegen wäre es beim Stier, gleich
Argo und Hundsstern bei Antiochos, zu früh erwähnt.

Ich habe oben bemerkt, dafs die Ausstattung des ttXoiov oder der
Argo mit lebendigen Gestalten auf ägyptische Herkunft weise. Ich
wiederhole hier zum Beweis dafür einen schon angeführten sehr alten
Text, der diese Behauptung rechtfertigen kann. In mehreren Wieder-
holungen ist in thebanischen Königsgräbern nach Brugsch' Über-
Setzung4) Folgendes zu lesen: „Die vier nördlichen (Geister?), das.sind
die vier Götter der Diener. Sie halten ab den Kampf des Gräulichen
(sc. Typhons) am Himmel. Er ist als ein grofser Kämpfer. Sie
erfassen das Vorderseil und ordnen das Hinterseil an dem Schiffe des
Rä, in Gemeinschaft mit den Matrosen, welche sind die nördlichen
axemu-sek, vier Sternbilder. Das Masxeti-Gestirn abgelöst, ist die
Herberge für sie in der Mitte des Himmels an der Seite südlich vom
Sah-Orion und sie wenden sich nach dem westlichem Horizonte zu.
Betreffend das Masxeti-Gestirn, so ist dies der Vorderschenkel des Set
(Typhon). Er befindet sich am nördlichen Himmel." Welche Bedeu-
tung die Worte „das Masxeti-Gestirn abgelöst" haben sollen, weifs ich
nicht, und ebensowenig, wieso die Matrosen nördliche Sternbilder sein

1) Brugsch, Relig. d. alt. Äg. S. 287.

2) Ebenda S. 298.

3) Thes. p. 183; vgl. ebd. S. 179.

4) Thes. p. 122; vgl. auch p. 30. Der Text ist, wie mir DyrotF bemerkt,
offenbar nicht in Ordnung und Brugsch' Ubersetzung nicht überall richtig, ohne
dafs jedoch die obigen Ausführungen in einem wesentlichen Punkte berührt
würden.
 
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