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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0314

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254 H. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten

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Macrobiusstelle, um zu zeigen, wie leicht aus Tammuz und Gula in dem
Griechisch des Antiochos das gewohnte Paar Adonis und Aphrodite
werden konnte. Ob das Sternbild Tammuz, wie Sayce will, mit dem
Orion identisch ist, kann ich aus Teukros und Antiochos nicht ent-
scheiden; da die nur einmal genannten Sternbilder in der Regel in
der Nähe des betreffenden Tierkreiszeichens liegen, so wäre zunächst
an der Wage benachbarte Sterne zu denken. Vielleicht ist Adonis
mit den ebenfalls unter der Wage verzeichneten Hadessternbildern
zusammenzubringen. Das Wesen des Tammuz als „König der Unter-
welt"1) scheint sehr dafür zu sprechen und wie Hommel bemerkt2),
wird „der Sohn der erhabenen Wohnung" d. h. Hades3) mit Tammuz
identifiziert. — Wenn auf Abu Macsar Verlafs wäre, so wüfsten wir
genau, wo die beiden Köpfe oder vielmehr die ßaMicrcu liegen: näm-
lich unter dem nördlichen Kranz. Aber dergleichen Besonderheiten



v

im Arabischen sind nur dann vertrauenswürdig, wenn sie durch einen
unserer anderen Texte bestätigt, also als altes Gut nachgewiesen
werden, was hier nicht der FalL ist.

3. Der Hirte.

y,^ /th}hj».^j U,- Zwei unserer Exzerpte zeigen an der nämlichen Stelle ein Stern-
Vj bild des Hirten: P, der ausführlichste Vertreter des zweiten Teukros-
j./Ct ( textes, und V3; die bessere Handschrift des Antiochosexzerptes. Die

Y ^"-'-Stellen heifsen so:

lu-fi)ri'v 6$ eujc uoipac ß' f] 'ApyiL fiuKpaviqc Kai Troijuevoc cxiljua P

c^s tJ2s^- jge' Niesern Sternbild, das somit beidemal merkwürdigerweise nicht

-. . . als Hirte schlechtweg, sondern als c Gestalt (oder Sternbild, vgl. oben

(X ,1m _ . . . ....

te*» <k fuTrf-ß- 7971) eines Hirten' bezeichnet wird, darf man mit einiger Bestimmt-
V<J- jw^-eit von babylonischer Herkunft reden. Es ist unbestritten, dafs
Kf.i-^ ^-mindestens ein Sternbild des Hirten keilschriftlich sich nachweisen

In den von Epping und Strafsmaier behandelten Planeten-
t1' 3' Ephemeriden aus der Arsakidenzeit findet sich mehrfach eine Stern-
gruppe Mastnasu sa ri5ü, „die Zwillinge des Hirten". Epping hat
berechnet, dafs dazu der Stern y in unserm Zwillingssternbild ge-
hört4"): „es will scheinen", fügt er hinzu, „als wenn die Babylonier

1) Jeremias a. a. 0. S. 9. 2) Aufs. u. Abb. S. 420, 1.

3) Vgl. oben S. 248. 4) A. a, 0. S. 123.
 
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