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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0444

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XIV. Die Griechischen Vorgänger des Nigidrus.

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hellenistische Zeit. — Der 'Ecpfjc endlich, den Palchos' Gewährsmann
noch nennt, ist sonst unbekannt.1) *4 ■ \ V J, ~T<

Bei Proklos ist als der Titel einer jener ^barbarischen Sphären'
Kupaioc überliefert. Rudolf Schoell hat dafür Kupavoc vermutet,
und es ist sehr wohl möglich, dafs dieser Vorschlag das Richtige
trifft. Koipavoc oder Kupavoc, dessen 'Töchter' die neuerdings von
Mely herausgegebenen Kupavibec oder BißXoi Kupavibec heifsen, er-
scheint in der Uberlieferung als ein Perserkönig. Die uns erhaltenen
Kyraniden berufen sich aber gleich zum Eingang auf Hermes Tris-
megistos, und Synkellos nennt sie neben den TeviKot des Hermes
zweimal als Quelle für ein aus 25 Hundssternperioden zusammenge-
setztes grofses Jahr, also für eine ägyptische Lehre. Aber Baby-
lonisches kommt auch darin vor; Mely glaubt in ihnen die Be-
schreibung des grofsen babylonischen Thurmes entdeckt zu haben.2)
Somit sind die Kyraniden ein charakteristisches Erzeugnis jenes wirren
Synkretismus, der die letzten Jahrhunderte des sinkenden Altertums
erfüllt.3) Das Buch, auf dessen Titel Kupavoc als Traxfip tluv Xöywv
stand, wird vermutlich von der gleichen Art gewesen sein: wir können
es uns ungefähr so aus ägyptischen, babylonischen und vielleicht auch
griechischen Elementen zusammengesetzt denken, wie die uns erhaltenen
Teukrosexzerpte. So kann es natürlich nicht als eine der alten Quellen
für die Kenntnis der Griechen von der babylonischen Sphäre gelten;
es ist nur die späte Frucht eines Baumes, dessen Wurzeln für uns
noch im Verborgenen liegen.

3. Etwas bestimmter können wir den Weg verfolgen, auf dem
die Kenntnis der ägyptischen Sphäre in die griechische Litteratur
gekommen ist. Die Voraussetzung bildet hier wie in Babylon die
Existenz einer astronomisch-astrologischen Litteratur. Ist sie bei den
Ägyptern auch weniger im Vordergrund gestanden als bei den Baby-
loniern, wo schon zu Sargons Zeit das grofse astrologische Werk auf
72 Tafeln entstanden sein soll, so ist doch die Beschäftigung der
ägyptischen Priester mit der Astronomie vollkommen sicher bezeugt.
Unter den heiligen Büchern der Ägypter, die Clemens von Alexandreia

1) Meine Vermutungen Byz. Zs. VIII 526 helfen nicht viel weiter.

2) Vgl. Revue archeol. 37 (1900) S. 412—421 und dazu Jensen, Zs. für
deutsche Wortforschung I 159, 1.

3) II n'est pas douteux pour nous, sagt Mely (Les lapidaires de rantiquite
et du moyen äge, Tom. II (1898) p. IX), que les quatre livres des Cyranides doi-
vent etre compris dans cette litterature physico-medicale dont les produits por-
tent le nom d'Hermes Trismegiste.

Boll, Sphaera barbarica. 24
 
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