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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0473

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398

IH. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

für wahrscheinlicher, dafs Firmicus aus der gleichen Quelle wie Ma-
nilius geschöpft habe. Eine genügende Untersuchung des Verhält-
nisses zwischen Manilius und Firmicus, die trotz vieler Mifsverständ-
nisse des letzteren namentlich für den Text des Manilius von snroJfeer
Bedeutung werden rnüfste, fehlt noch immer.1) Auf Einzelheiten kann
ich mich hier nur insoweit einlassen, als es die Geschichte der Sphaera
barbarica erfordert-, doch werden die neuen Gesichtspunkte, die wir
aus der Kenntnis der griechischen Sphaera barbarica gewonnen haben,
in allen prinzipiellen Fragen über das Verhältnis des Firmicus zu
Manilius, wie ich glaube, die Entscheidung ermöglichen.

Firmicus führt folgende Aufgänge von Sternbildern in den
Kapiteln 6—17 an: zum Widder Navis, 10° Orion, 15° Fuhrmann,
20° haedus (statt haedi), 27° Hyaden, 30° Ziege-, zum Stier 6° Pleiaden
und ohne Gradangabe die fissio ungulae des Stiers; zu den Zwillingen
7° Hase; zum Krebs 1° Jugulae, 20° Argion; zum Löwen 1° Hunds-
gestirn, 30° Becher; zur Jungfrau 5° Krone, 10° Spica; zur Wage
8° Pfeil, 15° Haedus; zum Skorpion 1° Altar, 12° Kentaur; zum
Schützen 5° Arktur, 10° Schwan; zum Steinbock cin primis par-
tibus' Ophiuchos, 8° Delphin, 10° Leier, 15° Kepheus; zum Wasser-
mann 12° Adler, 20° Kassiopeia; zu den Fischen 12° Andromeda,
20° Pegasos (caes' die ed. pr.), cin extremis partibus' Engonasin und
Walfisch; zwischen Fischen und Widder, d. h. zwischen Anfang und Ende
der Welt oder des Himmels, der grofse Bär, dann der Drache zwischen
den Bären und zum Schlufs der später zu erklärende ^Lignus'. Vergleicht
man diese Reihe mit der des Manilius, so ist die Frage, ob ihn Firmicus
benützt hat, ohne Weiteres entschieden. Denn Firmicus bringt nicht
nur die Sternbilder, die Manilius kennt, genau in der gleichen Reihen-
folge und wiederholt damit alle unrichtigen Angaben des Manilius,
sondern er hält auch die von Manilius nicht mit Absicht, sondern
aus Unkenntnis eingemengten Kulminationen und Gegenkulminationen
für Aufgänge; und was die Hauptsache ist, er nimmt auch die ganz
persönlichen Flüchtigkeitsfehler und Willkürlichkeiten unbesehen her-
über, die ihm sein Vorbild bot. Wenn Manilius statt des Perseus

1) Geyza Nemethys Schrift (Quaestiones de Firrnico Materno, Budap. s. a.
p. 17—32) ist abgesehen von ihrer Oberflächlichkeit schon deshalb nicht zu
brauchen, weil er mit Scaligers Rezension, statt mit den Lesarten der Hss,
den Firmicustext vergleicht. Die eigentliche Aufgabe wäre eben die, zu unter-
suchen, ob in unserer Maniliusüberlieferung sich noch eine Gruppe heraushebt,
die dem Maniliuscodex des Firmicus nahekommt, und diese dann auf ihren Wert
genau zu prüfen. — Moore, Jul. Firmicus Maternus der Heide u. der Christ
S. 36 f. und 52 f. giebt nur ein Exzerpt aus jSTeinethy.
 
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