Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0539

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
460

III. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

Manilius aufgehalten7 auf denen seine Übersetzung aus Ibn Esra stellt.
Nur in einem Buch, wenn ich von einer ganz beiläufigen Note bei
Lepsius (Chronol. d. Ag. 82, 1) absehe; finde ich noch eine sogar sehr
ausgiebige Verwendung jener Texte: in Gustav Schlegels Uranographie
Chinoise (La Haje & Leyden 1875). Das gewifs hochgelehrte Werk
ist denn auch, wie sich darnach schon ahnen läfst; in seiner allge-
meinen Tendenz ein direkter Abkömmling von Dupuis' Arbeiten und
verleugnet diese Abstammung auch nicht. Von Dupuis hat Schlegel,
wie sein Vergleichsmaterial; so auch seine Methode zu schliefsen; und
ob der Tierkreis nun von den Ägyptern oder ^on den Chinesen
(so Schlegel p. 582) ums Jahr 14000 v. Chr. erfunden worden ist,
das ist eine Frage, bei der wir gerne auf das Wort verzichten.

Das wirre Echo einer mittelalterlichen Tradition, die durch Aus-
lassungen wie durch Zusätze gleich schwer entstellt ist, braucht uns
nicht weiter zu äffen. An Stelle der c persischen' Sphäre des Ibn
Esra ist der Urtext des Teukros im Exzerpt des Khetorios getreten;
neben ihn ein halbes Dutzend nächstverwandter griechischer Listen,
die vielfach stark variieren. Handschriftliche Basis, Sprache, Versreste,
unzählige Berührungen mit litterarischen und bildlichen Denkmälern
der Griechen und Römer, Ägypter und Babylonier heben uns über
die Frage, ob hier antikes Gut vorliegt, im Ganzen wie im Einzelnen
hinweg. Bei dem Mischcharakter unserer Texte verteilt sich der Ge-
winn nach vielen Seiten; aber die reinliche Scheidung der verschiedenen
Elemente konnte dem ersten Versuch nicht vollständig glücken.

Die Lösung des grofsen Problems einer Geschichte der Stern-
bilder steht nach den Arbeiten des letzten Jahrzehnts näher und
ferner vor uns. Der babylonische Boden hat uns Gaben von höchstem
Werte beschert und wir dürfen neue von ihm hoffen. Aber wie
hier Alles noch in Bewegung ist, so sind wir nicht einmal auf klas-

O O 7________>

sischem Gebiet mit der Arbeit fertig, so reichest 'der Zuwachs, den
uns die mittelalterlichen Hss neuerdings gebracht haben. Idelers grund-
legendes Buch über den Ursprung der arabischen Stei-nnamen wird
aus älteren Quellen erneuert und vertieft und vor allem aus der wert-
vollen bildlichen Tradition bereichert werden müssen. Der indische
wie der ostasiatische Sternhimmel harren neuer Durchforschung.
Die Uberlieferung der Astrologen wird überall gleichberechtigt neben
die streng astronomische treten; und wenn man lange Zeit von
der Vorstellung ausgegangen ist 'Astrologisch, also jung', so wird
 
Annotationen