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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 1): Arten, Bestandteile, Altargrab, Weihe, Symbolik — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2141#0089
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Zweites Kapitel. Altare flxum und altare portatile in Gegenwart und Geschichte 71

nicht um das eines Heiligen handle, ließ der hl. Bischof den Altar zerstören45. Daß
die Coemeterialbasilika des hl. Alexander an der Via Nomentana zu Rom und die
Vitalismemorie zu Ravenna im 5. Jahrhundert einen ständigen Altar hatten, be-
weisen die Reste desselben, die sich dort wie hier erhalten haben46.

Es kann keineswegs auffallen, daß der Altar zum altare fixum wurde, seitdem
die Kirche durch Konstantin die Freiheit erhalten hatte, es war das vielmehr durch-
aus natürlich, wie früher gesagt wurde. Wäre der christliche Kult schon früher als
berechtigt anerkannt worden, so wäre der Altar zweifellos bereits damals das ge-
worden, was er rasch allgemein wurde, als der christliche Glaube und die eucharisti-
sche Feier nicht mehr den Mißverständnissen und Verleumdungen seitens der Hei-
den ausgesetzt waren, und die christlichen Kultgebäude, weil nunmehr rechtlich
geschützt, ihre Tore weit öffnen und, ohne Verunehrung befürchten zu müssen, ihr
Inneres aller Welt enthüllen durften, ein stabiler Altar. Sowohl die alles über-
ragende zentrale Bedeutung, welche der Altar im Gotteshause hatte, wie wohl-
begründete Zweckmäßigkeitsrücksichten hätten schon damals zu ständigen Altären
geführt und führen müssen, wenn die äußeren Verhältnisse, unter denen die junge
Kirche lebte und ihren Kult betätigte, solches gestattet hätten.

Dogmatische Anschauungen übten keinen Einfluß dahin aus, daß der Altar
zum altare fixum wurde. Insbesondere wäre es durchaus unzutreffend, wollte man
annehmen, daß dies die Folge einer gesteigerten Betonung des Altarcharakters des
Geräts gewesen sei. Es ist im 4. Jahrhundert ebensowenig von einer solchen
stärkeren Hervorhebung dieses Charakters wie von einer von derselben ausgehen-
den Einwirkung auf die Beschaffenheit des Altares wahrzunehmen. Im Osten wird
dieser sogar damals stabil, obwohl er dort gerade wie noch in der Folgezeit mit
Vorzug als der „heilige Tisch" bezeichnet wurde. Zudem mußte der Altar nicht
nur als Stätte des eucharistischen Opfers, sondern auch als „Herrntisch", sowohl
wegen seiner hervorragenden Bedeutung als mensa Domini wie aus recht ver-
standenen Bequemlichkeitsgründen notwendig zum dauernd dastehenden Ein-
richtungsgegenstand des Gotteshauses werden, sobald die Zeitverhältnisse das er-
laubten. Ein bleibend aufgestellter eucharistischer Tisch war ja im christlichen
Kultgebäude und Kulte genau so natürlich, zweckmäßig und begründet wie ein
stabiler Altar, eine stabile Cathedra, stabile Cancelli u. ähnl. Daher auch später
die Neuerer des 16. Jahrhunderts infolge Leugnung des Opfercharakters der eucha-
ristischen Feier zwar einen Altar verwarfen und verwerfen mußten, einen ständig
angebrachten Abendmahltisch aber beibehielten.

V. DAS ALTARE PORTATILE IN NACHKONSTANTINISCHER ZEIT

Die Entwicklung des altare mobile der ersten Jahrhunderte zum altare
fixum machte einen Tragaltar keineswegs überflüssig. In den Basiliken, den
Memorien und den sonstigen ständig oder wenigstens häufig zum Gottesdienst
benutzten Bauten hatte er freilich seine frühere Bedeutung verloren, da diese
nunmehr mit dauernd und fest aufgestellten Altären versehen waren. In-
dessen kam es auch noch weiterhin oft vor, daß die hl. Geheimnisse aus
'rgendeinem Grunde außerhalb einer Kirche oder Memorie mit feststehendem
Altar gefeiert werden mußten, wie z. B. auf Beisen, im Lager sowie in Land-
Kirchen oder Memorien, die eines ständigen Altares entbehrten. In solchen

lins vaginam hoc loco (in der Cypriansbasilika) *5 Gregor. Turon. De gloria martyr. c. 33

sublimitate divini altaris ornamus; s. 318, n. 1: (Mg. SS: rer. Merov. I, 508).

PhaSnoniTedndiS,° l°co no« ar«m.fecimus ^e- 4. v ,. unten die Abschnitte Tischaltar und

,"u<mo, sed de rehquns Stephani aram Deo. ,. 6.
^ta sunt Deo hmusmodi altaria M. 38, 1425 1437). KasteQaltar-
 
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