Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 Einleitung

Verhältnismäßig spät kamen als Ausstattung des Altares in Benutzung
die Leuchterbänke und Stufen. Während sich die Entwicklung
der Altarbekleidung und Velen in absteigender Linie vollzog, erfolgte die der
Leuchterbänke und Stufen umgekehrt in aufsteigender.

Sehr alt ist als Schmuck des Altares das sog. Altarciborium, ein
tabernakelartiger, aus vier Säulen und Dach sich zusammensetzender Über-
bau, der sich bereits im 4. Jahrhundert nachweisen läßt. Eine vereinfachte
jüngere Abart desselben, die der das Ciborium kennzeichnenden Säulen als
Stüt2en entbehrt, also nur eine Verdachung darstellt, ist der Altar-
baldachin.

Jüngeren Ursprungs ist auch das seit Ausgang des Mittelalters allgemein
im Westen als Ausstattung des Altares gebräuchliche Retabel, ein auf
oder hinter demselben sich erhebender, Bildwerk umschließender Aufbau
aus Holz oder Stein, selten aus Metall, anstatt dessen jedoch auch wohl hinten
oberhalb des Altares Behänge oder Wandmalereien angebracht
wurden.

Dem Bilderretabel verwandt und oft mit ihm verbunden war das etwas
ältere, mit Reliquienschreinen und anderen Reliquiaren gefüllte Reliquien-
r e t a b e 1, das etwa um die Wende des 1. Jahrtausends als Ausstattung des
Altares sich einbürgerte.

Einer besonderen Einrichtung bedurfte der Altar, wenn er zur. Auf-
bewahrung des All er heiligsten, also als Sakramentsaltar benutzt
werden sollte, wie das seit dem Beginn des 2. Jahrtausends in manchen
Teilen des Westens immer gewöhnlicher wurde. Die Ausstattung, die er
zu diesem Zwecke erhielt, war verschiedener Art, ehe die heute allein mehr
gebräuchliche Form derselben allgemein wurde.

Ein sehr hohes Alter haben die Cancelli, Altarschranken,
die schon im Beginn des 4. Jahrhunderts als Zubehör des Altares ausdrück-
lich bezeugt sind. Sie behaupteten sich als Ausstattung desselben, wenn auch
unter mannigfaltigem Wechsel der Form, bis zur Gegenwart.

Als Ausstattung des Altares kommen demnach in der vorliegenden
Arbeit in Betracht die Altarbekleidung, die Altarvelen, die
Leuchterbank und die Altarstufen, die Altar Über-
dachung, Ciborium und Baldachin, das R e t a b e 1, das
Reliquienretabel, die Vorrichtung zur Aufbewahrung
des heiligsten Sakramentes sowie endlich die Altarschran-
ken. Die Leuchterbank, der Altarbaldachin, das Retabel und das Reliquien
retabel waren und sind nur im Abendlande im Gebrauch, die übrigen da-
gegen mehr oder weniger auch in den Riten des Ostens.

Die Punkte, auf welche bei einer Behandlung dieser Ausstattungsmitte'
des Altares das Augenmerk sich zu richten hat, sind die wechselnden Be-
nennungen derselben, ihr Alter und ihr Ursprung, ihre stoff-
liche Beschaffenheit, ihre formelle Gestaltung, das
Material und die Weise, sie zu verzieren sowie der Charak-
 
Annotationen