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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0139

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Sechstes Kapitel. Ikonographie der Altarbekleidimg 123

Ein Unikum seiner Art ist der bekannte Palliotto in der Kathedrale zu Salerno.
Er setzt sich aus zwölf länglich rechteckigen Elfenbeintafeln von ca. 10 cm X 22 cm,
achtzehn hochrechteckigen Tafeln von ca. 15 cm X 23 cm, acht kleinen Plättchen
und zwei Friesen, Skulpturen aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, zusammen. Die
zwölf Tafeln enthalten Szenen aus der Genesis, die achtzehn anderen Darstellungen
aus dem Neuen Testament von der Verkündigung an bis zur Sendung des hl. Geistes,
die kleinen Plättchen Brusibilder von Heiligen. Von den beiden Friesen besteht der
eine aus einer Folge von Füllhörnern, der zweite aus Rankenwerk, dem phantastische
Tiergestalten eingefügt sind. Die heutige Zusammensetzung der Tafeln ist weder
ursprünglich noch vollständig; denn es fehlen auf dem Palliotto, wie er jetzt
beschaffen ist, verschiedene Platten, von denen eine in die Sammlung des Louvre
zu Paris gekommen ist, andere in der Kathedrale zu Salerno aufbewahrt werden.
In welcher Weise die Tafeln früher angeordnet waren, ist nicht klar5.

SECHSTES KAPITEL

IKONOGRAPHIE DER ALTARBEKLEIDUNG
I. ZAHL UND ANORDNUNG DER DARSTELLUNGEN

Es erübrigt noch, einen zusammenfassenden Rückblick auf den Bilder-
schmuck der Antependien zu werfen. Dürfen wir das Bildwerk der vestes, von
denen der Liber Ponlificalis berichtet, als typisch für die Ausstattung betrach-
ten, die man in älterer Zeit denselben gab, so waren es in der Regel nur we-
nige Figuren oder Szenen, mit denen man sie verzierte.

Allerdings werden in ihm auch Beispiele aufgeführt, die eine größere Zahl von
Figuren oder mehrere Szenen aufwiesen. So war eine Altarbekleidung, die Leo IV.
für die Muttergotteskirche in vico Sardorum stiftete, einer Kirche, die etwa dreißig
Meilen vor Rom lag, mit der Figur der Gottesmutter und mit Prophetenbildern
geschmückt'. Zwei vestes, mit denen Leo III. den Hochaltar der Peters- und der
Paulusbasilika ausstattete, wiesen Bilder Christi, Marias und der zwölf Apostel auf2.
Eine andere Altarbekleidung, mit welcher derselbe Papst den Petrusaltar zierte, ent-
hielt die Darstellung der Schlüsselübergabe sowie das Martyrium der hll. Petrus und
Paulus3. Gregor IV. ließ für die Peterskirehe eine Altarhekleidung anfertigen,
auf der man den Heiland zwischen Erzengeln und Aposteln sah; auf einer vestis,
mit der er S. Maria Maggiore begabte, war die Geburt des Herrn, seine Taufe,
seine Darstellung im Tempel und seine Auferstehung wiedergegeben4. Eine Altar-
bekleidung, mit der Leo IV. den Hochaltar der Kirche der SS. Quattro Coronati
ausstattete, enthielt die Auferstehung Christi nebst den Bildern der vier Titel-
heiligen*. Indessen bilden derartige vestes im Papstbach durchaus die Minderzahl;
auch handelt es sich bei ihnen meist um Altarbekleidungen für hervorragende
Kirchen. Die größte Zahl von Darstellungen zeigte eine vestis, mit welcher Leo III.
den Hochaltar von S. Apollinare in Classe bei Ravenna ausstattete. Sie wies sechs
Szenen auf, die Verkündigung, die Geburt, die Passion, die Auferstehung, die Himmel-
fahrt und die Sendung des hl. Geistes8. Freilich ist sie auch im Papstbuche eine

5 Vgl. Roh. I, 199 und A. Venturi, Storia ' L. P. n. 499 (Duch. H, 108).

dell' arte ital. II (Milano 1902) G21 s. neust : L. c. n. 382 395 (ebd. 10 15).

Abb. Venturis Annahme, die hochreclitecktgen * L. c. n- 363 (ebd. 2). Eine ähnliche vestis

Tafeln seien unier Hinzufügiing von zwei feh- schenkte auch Leo IV. der Petersbasilika, nur

lenden auf vier Zonen zu verteilen, scheint war auf dieser auch der Stifter abgebildet

unhaltbar, da der Palliotto aui diese Weise <\. c. 540 [ebd. 130j).
eine zu große Höhe erhalten würde. Eine Fest- * L. c n. 466 (ebd. 77 76).

Stellung der ersten Ordnung der Tafeln scheint s L. c. n. 500 (ebd. 109).

heute kaum mehr möglich. * L. c. n. 420 (ebd. II, 32).
 
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