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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0017

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EINLEITUNG

I. GEGENSTAND DER ARBEIT
Der Altar ist der liturgische Mittelpunkt des katholischen Gotteshauses,
der Brennpunkt für alle in diesem stattfindenden Kulthandlungen, die
Stätte, auf der sich immer wieder von neuem das unblutige Opfer des Neuen
Bundes vollzieht, der Tisch, von dem aus der Priester im Namen des Hei-
landes das in dem heiligen Opfer bei der Wandlung bereitete Lebensbrot
den Gläubigen zur Speise darreicht. Es kann daher nicht verwundern, wenn
er entsprechend dieser seiner hohen Würde und seiner erhabenen Stellung
im Kultleben mit einer geziemenden Ausstattung versehen wird. Im Gegen-
teil müßte es auf das höchste befremden, wenn das nicht geschähe. Es wäre
ein offenkundiger Mangel, sei es an lebendigem Verständnis für die Be-
deutung des Altares, sei es an der gebührenden Ehrfurcht, wollte man ihn
ohne schmückende Zutat belassen.

Dem Altar eine würdige Ausstattung zu geben, ist deshalb auch, nicht
erst in unseren Tagen in Brauch gekommen. Es war das vielmehr schon in
vorkonstantinischer Zeit üblich, wie Origines bezeugt1. Freilich war die Aus-
stattung, die man dem Altar zuteil werden ließ, in den verschiedenen Zeiten
sehr verschieden. Ein ganz anderes Bild bot sie in altchristlicher Zeit, ja
noch im Beginn unseres Jahrtausends, ein ganz anderes im ausgehenden
Mittelalter und zumal im Barock. Wie der Altar selbst, so hat auch seine
Ausstattung ihre geschichtliche Entwicklung. Sie soll den Gegenstand der
nachfolgenden Blätter bilden, wie der erste Band diejenige des Altares als
solchen darzustellen versucht hat.

Die früheste Ausstattung des Altares bestand in einer ihn schmückenden
Bekleidung. Sie war bald aus mehr oder weniger kostbaren Zeugen
gemacht — und das war das gewöhnlichste —, bald aus kunstvoll gearbeiteten
Vorsatztafeln aus Metall, bald endlich aus Holztafeln, die mit Malereien oder
Schnitzwerk verziert waren. Ihr Überrest ist das Antependium.

Als weitere Ausstattung des Altares begegnen uns, und zwar ebenfalls
schon seit alten ristlich er Zeit, V e 1 e n , Vorhänge, die als Schmuck, im Osten
aber auch aus liturgischen Gründen, entweder um den Altar herum oder
wenigstens vor demselben angebracht wurden. Eine besondere Art dieser
Altarvelen, die während des Mittelalters und vielfach noch lange in nach-
mittelalterlicher Zeit im Westen in Gebrauch stand, ist das sog. Fasten-
v e 1 u m, das jedoch heute, wie die Altarvelen überhaupt, dort nur wenig
mehr zur Anwendung gelangt.

' In Jesu Nave hom. 10, a. 3 (Mg. 12, 881).

Braun, Der christliche Altar II. 1
 
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