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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0615

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Drittes Kapitel. Die Autbewahrung des Allerheiligsten durch Aufhängen 599

demselben befand, ob auf dem Altar, ob hinter ihm, ob in einer Nische, davon
schweigt die Synode1, wahrscheinlich, weil es in bezug hierauf eine einheitliche
Übung nicht gab.

DRITTES KAPITEL

DIE AUFBEWAHRUNG DES ALLERHEILIGSTEN DURCH
AUFHÄNGEN OBERHALB DES ALTARES

Der Altar kann an sich in dreifacher Weise zur Aufbewahrung des hhl.
Sakramentes benutzt werden. Dasselbe wird entweder schwebend über ihm
aufgehängt oder in einem auf der Mensa aufgestellten Behälter, Tabernakel,
geborgen oder endlich in einer im Stipes angelegten Nische untergebracht.
Die dritte Art der Aufbewahrung bleibt hier außer Betracht. Sie mag im
späten Mittelalter, als man den Altar gern mit einer zur Aufbewahrung der
Meßutensilien und Reliquien dienenden Nische versah, hier oder da Brauch
gewesen sein, doch war sie jedenfalls nur Ausnahme und Notbehelf1.

Als Beispiel eines Altares, in dessen Stipes das hhl. Sakrament aufbewahrt
wurde, wird der ehedem hinter dem Hochaltar von Notre-Dame zu Paris liegende
Altar des Ardents genannt. Er wurde 1G99 zerstört. Das hierüber abgefaßte Protokoll
besagt: Dessous etait ce lieu dit le conditoire, fermant ä clef une porte de petits
balustrcs ä jour ä deux battants, dans les armoires duquel 011 servait tout le ministere
de la grande messe et au fond dnquel, dans le milieu, etait un petit tabernacle double
cn dedans de brocard d'or et d'argen t ä fond rouge, 011 on mettait le S a in t- Sa creme nt,
qu'on y portait en ceremonie par le cöte de l'Evangiie, les deux thuriferaires
l'eacensant continuellement marchant ä reculons*.

Die schwebende Aufbewahrung des Allerheiligsten durch Aufhängen über dem
Altare nannte man in Frankreich in nachmittelalterlicher Zeit suspensio,
Suspension. Ob sie diesen Namen dort auch schon im Mittelalter führte, muß
dahingestellt bleiben8.

I. ALTER DES BRAUCHES. SEINE VERBREITUNG IM MITTELALTER.
SEINE DAUER
Der Brauch, das hhl. Sakrament schwebend über dem Altare aufzube-
wahren, ist mit Sicherheit schon für den Ausgang des ersten Jahrtausends be-
zeugt. Erinnert sei an die columba argentea, welche Frodo in der Kathedrale
zu Auxerre hängend über dem Hochaltare anbringen ließ ad corpus D.N. Jesu
Christi conservandum, an die pyxis auro et argento cum corpore Domini,
welche in dem von Bischof Gebhard von Konstanz errichteten Ciborium des
Hochaltares der Petershausener Kirche hing, sowie an die pixis de onichini,
in qua servatur corpus dominicum pendens super altare, welche Heinrich d. Hl.

' Rohault de Fleury gibt (La messe V, Tfl. 661 (.) und Jacobus Goar, Euchotogion (Paris

384) einige runde, aufklappbare, mit Bildwerk 1847) 865 f.

verzierte Kapseln, sog. Panagiae, wieder, in ' Ober die Bestimmung der Lütticher Sy-

denen man, wie er sagt (S. 91), die Eucharistie node von 1287: Corpus Domini in honesto loco

auf Reisen mimahm. Doch ist diese Angabe un- sab altari vel in armariolo custodiatur, vgl.

zutreffend. Es war nicht kouse&riertes Brot, oben S. 5SG, Note 36.

was man in den Kapseln mitführte, sondern ! Jul. Corblct, Hist. du sacr. de I'eucharistie

I1I0O gesegnetes Brot, nicht das hl. Sakrament, 1 {Paris 1885) 553.

sondern nur ein Sakramentale. (Vgl. Simeon ' Dem Glossarium mediae et infimae latini-

Thessal., De sacra preeatione c. 357 (Mg. 155, tatis des Da Cange ist er unbekannt.
 
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