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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0149

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ZW EJ TER ABSCHNITT

DIE ALTARVELEN

ERSTES KAPITEL

ALTER UND DAUER DER VERWENDUNG VON
ALTARVELEN

I. DIE ALTARVELEN BIS ZUM ENDE DES MITTELALTERS
Außer der Bekleidung gehörten zur Ausstattung des Altares ehedem auch
Vorhänge, die, um denselben oder neben ihm aufgehängt, eine Art von Ein-
friedigung für ihn bildeten. Die erste zuverlässige Erwähnung finden diese im
Westen in der Vita Sergius' I. (687—701) und Johannes' VI. (701—705). Von
jenem berichtet das Papstbuch: Fecit in eircuitu altaris suprascriptae basi-
licae (St. Peter) tetravela 8, 4 ex albis et 4 a coccino, von diesem: In basilica
beati Pauli apostoli inter columnas altaris dextra laevaque vela alba fecit1.

Aus früherer Zeit liegt aus dem Westen kein sicheres Zeugnis für die Verwen-
dung solcher Altarvelen vor. Denn unter dem velamen altaris, von dem Paulinus
von Nola im Carm. XIX, v. 662 spricht, ist wohl die Altarbekleidung, nicht ein Vor-
hang zu verstehen*. Das coopertum sacramentorura der gallikaniscben Meßerklä-
rung ist ein Vehim, das über die auf dem Altar befindlichen heiligen Geheimnisse
ausgebreitet wurde3, nicht ein Vehim, das rings um den Altar aufgehängt wurde,
wie Schmid irrtümlich meint*. Die velola tria ante altare, unum vermiculum, Valens
solidos duo et illa alia duo, valentia solidos tres, welche Aredius von Atanum (■{■ 591)
in seinem Testament der Kirche des hl. Maximinus hinterließ5, dürften als Altar-
bekleidungen zu deuten sein, die in jener Urkunde erwähnten tribunaüa in basilica,
valentia solidos duodecim et alia quotidiana vaientia solidos sex et alia quotidiana,
quae sunt ante altare, valentia solidos quinque8, aber werden, wie der Name
tribunale besagt, Behänge zum Schmuck des Chores, nicht Aliarvelen gewesen sein.

Auch Corippus redet wohl von einer Bekleidung, mit der man den Altar ringsum
verhüllte und nicht von Tüchern, die um ihn herum aufgehängt wurden, wenn er in
dichterischer Ausdrucks weise bei Schilderung einer Feldmesse, die vor Beginn einer
Schlacht gegen die Mauren gefeiert wurde, in seiner um 546 verfaßten Johannis
schreibt: Hie magnum statuit velans altare sacerdos — Et solito sacris circumdedit
undique peplis — More patrum7. Wenn endlich der hl. Ambrosius in seiner Schrift
De officäis ministrorum sagt: Non enim vident alta mysteriorum, quia operiuntur a
levitis, ne videant, qui videre non debent et sumant qui servare non possunt8, so ver-
steht er unter den levitae, von denen er redet, nach dem Zusammenhang nicht
Diakone, sondern die jüdischen Leviten und unter dem heiligen Geheimnis, welches

1 L. P. n. 162 166 (Duch. I, 375 383). ■ M. 71, 1148.

! Vgl. oben S. 23. ' Ibid. 1147.

' Vgl. oben S. 10. ' M. G. Auct. antig. III, 102.

' Christi. Altar 147. e L. 1, c. 50, u. 250 (M. 16, W).
 
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