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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0180

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164 Zweiter Abschnitt. Die Altarvelen

xtxspfattSf aus denen sich später die Ikonostasis entwickelte, gedenkt. Aus der Mvonny
decogia erfahren wir, daß er damals i^ävco&ey jw &vQäv, also oberhalb der in den
Altarraum führenden Türe der Chorschranken an der über ihr befindlichen Pergula,
angebracht war, nicht aber an dem Ciborium des Altares, das auch sie kennt*-.

Erst um 1200 vernehmen wir, daß man das Altarvelum vordem auch wohl
an dem Ciborium aufgehängt hatte, vorausgesetzt natürlich, daß der Altar mit einem
solchen versehen war. Es ist das Pilgerbuch des Antonius von Novgorod, in dem
sich diese Angabe findet. Dasselbe fügt nämlich seiner Beschreibung des Altares und
des Altarciboriums der Hagia Sophia die Bemerkung an: „Zur Zeit der alten Bischöfe
waren beim Zelebrieren Vorhänge von Zeug am Ciborium angebracht. Wozu das?
Damit der Zelebrierende den Blicken der Frauen und des Volkes entzogen werde*3."
Inwieweit die Mitteilung des Pilgerbuches zuverlässig ist und Glauben verdient,
muß dahingestellt bleiben. Unmöglich ist allerdings nicht, was es erzählt; denn
warum soll man da, wo der Altar mit einem Ciborium versehen war, das Altarvelum
nicht an diesem anstatt an die Chorschranken aufgehängt haben? Indessen berichtet
Antonius von NoYgorod offenbar nur auf Grund von Hörensagen; zu seiner Zeit be-
stand ja der Brauch schon seit langem nicht mehr, am Ciborium das Altarvelum zu
befestigen.

Nach Simeon von Saloniki war das xmanhao,ua an vier Säulen angebracht".
Die vier Säulen eines Ciboriums waren diese jedoch wohl nicht. Denn ein Altar-
eiborium, d. i. einen tempiettoartigen Altarüberbau, kennt er anscheinend nicht,
wenigstens ündet sich bei ihm kein Wort von einem solchen. Wohl spricht er von
einem nlßdotov"; allein er versteht darunter nicht ein Altarciborium, sondern den
unter dem Altar befindlichen Bei iquien beb älter, das Gegenstück zum abendländischen
Altarsepulcrum*9. Die Säulen, an denen das xaraxhaa/ia befestigt war, waren dem-
nach entweder vier Säulen, die eigens zum Aufhängen des Velums um den Altar
herum errichtet waren, oder die BuiärvZa, welche das Bema, den Altarraum, vom
Schiff der Kirche schieden und oben den mit den Bildern des Herrn, Marias, der
hll. Engel, des hl. Johannes d. T. und anderer Heiligen geschmückten vooftfatt;
trugen*7. Für jenes könnte sprechen, erstens daß die fraglichen vier Säulen nirgends
als die Säulen der Bemaschranken bezeichnet werden, und zweitens daß das
xaraxhaa/ia anseheinend den Altar ringsum umzog, weil es als Gegenbild des himm-
lischen Zeltes und als Sinnbild der Engel und Heiligen, welche xtQi xv-Aa de aöioü
xal nesl abtSv den Thron Gottes umgaben, gedeutet wird*3. Für dieses, daß Simeon
weder in c. 101 der Schrift De sacro templo" noch in n. 4—11 des Traktates De
divino templo30 andere Säulen auf dem Bema als die die Mensa des Altares tragen-
den kleinen Säulchen, die hier nicht in Betracht kommen können, und die Staatvia,
die Säulen der Bemaschranken zu kennen scheint. Hätte es außer diesen äiäatvka
noch andere Säulen im Altarraum gegeben, so würde er sie wohl an jenen beiden
Stellen, an denen er die einzelnen Einrichtungsgegenstände des Bema aufzählt, er-
wähnt haben. Außerdem darf man fragen, wozu überhaupt außer den Stdotvla, an
denen das xaiaxhaofia sich leicht und bequem anbringen ließ und auch schon in

" Mg. 98, 398 401. " De sacro templo c. 136 (1. c. 345). Wenn es

" J. P. Richter, Quellen der byzant. Kunst- hier in der Überschrift heißt: 27 tä Sidoivi.a

geschiente (Wien 1897) 6t. arj/iolvet xal 6 bt&ra XdQ(tfftTfi xal io nbilov,

** De sacro templo c. 133 (Mg. 155, 341): so ist statt %b ,-iki/ov ö äpßm- zu lesen, da

T6 xatasihaofta . . . ix reaa&ecov ozii.tor. das Kapitel nach Deutung der Bemaschranken

** De sacro lemplo c. 133 (Mg. 155, 341): nicht von einem ntxl.ov (Vorhang), sondern

332 341). von dem vor den Schranken befindlichen

«Vgl. x. B. c. 126: TtÖsnat Se ino- Ambon handelt.

C»B roS xtß<o- *ä De sacro templo c. 133 139; De div. templo
" (Mg. 155, 341, 348 704).

pi'ov ivroe fieoov x/äv &vo xioVcuv (des

Altartisches) x<5v ngös ävazoi.ag loTafiSvcov;

c. 133: Kai xtßoiQtov vnoxdza tairtfe « Mg. 155, 309.

iti/g Tpwijfi??) . ■ ■ xal &>> abr§ rwv vicig

Xqioiov Tofünm tä Xdipam (ebd. 332 342).

' Mg. 155, 701 s.
 
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