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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0223

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Zweites Kapitel. Das Ciborium 207

Auch die Granitsäule in <ler Unterkirchc von S. Maria in Via Lata zu Rom dürfte
der Überrest eines Ciboriums der Karolingerzeit sein. Sie ist 2,30 ra hoch und hat
einen Durchmesser von 23 cm. Ihr Kapitell zeigt den gleichen Typus wie die beiden
Kapitelle von Porto im Lateranensischen Museum. Wie die Ciboriumsäulen im
Atrium von S. Spirito zu Ravcnna weis! sie in halber Höhe ein eingehaltenes Kreuz
eben auf11.

In S. Maria zu Toscanella sind Bogensteine eines Ciboriums des 9. Jahrhunderts
im 13. zur Herstellung des Unterbaues eines Ambon benutzt worden. Ihre ornamen-
tale Ausstattung zeigt den Charakter des Ornaments des Ciboriums von S. Apollinare
ir, Classe und der andern Ciborien gleicher Art.

In der Unterkirche der Kathedrale zu Ferentino bildet ein mit longobardischem
Ornament geschmückter Bogenstein eines um SOO errichteten Ciboriums, der einzige
Überrest desselben, die Front eines Altares. Die Bogenöffnung umrahmt ein mit
riechtwerk verzierter Fries. In den Zwickeln des Bogcns steht ein Pfau, der ein
Blatt im Schnabel hält. Oben ziehen sich als Abschluß zwei Friese hin, von denen
der untere sich aus stehenden dreiteiligen Blättern zusammensetzt, der obere eine
Folge lo ngobardisch er Giebclkrabben darstellt.

Im Baptisterium der Pfarrkirche von S. Leo (I'rov. Pesaro) befinden sich Be-
standteile eines Ciboriums, das nach einer noch vorhandenen Inschrift vom feren-
tinischen Herzog Ursus zur Zeit Johannes' VIII. (872—8S2) und Karls des Dicken,
also zwischen 879 und 882 errichtet wurde. Sie bestehen aus seinen vier Säulen
mit merkwürdig ornamentierten würfelartigen Kapitellen und den Bogen st einen".

In S. Maria zu Grado gibt es Bruchstücke von Bogensteinen eines Ciboriums™,
das wir wohl als das Ciborium betrachten dürfen, welches der Eindringling Patriarch
Johannes d. J. (814—818) dem Chronicon Venctum zufolge über dem Altar der Kirche
errichtete31.

Im Dom zu Cattaro hat sich der Bogenstein eines Ciboriums erhalten, das oben
mit einem Sims abschließt. Die BogenöHnung des Steines ist von einem Flcchtwerk-
fries eingefaßt, der im Bogcnscheitel von einem Kreuz unterbrochen wird. In den
Zwickeln des Bogens sind Bestien dargestellt. Der Sims ist an seiner Schräge mit
einem verderbten Eierstab verziert; an der auffallend hohen Platte trägt er unter-
halb eines von Halbkreisen gebildeten Frieses die Inschrift: Andree saneti ad
honorem sociorumque majorem fM. Das Ciborium, von dem der Bogenstein her-
rührt, stammt seinem Ornament nach, das ausgesprochen longobardischcn Charakter
zeigt, wohl aus der Zeit der Gründung des Domes (809).

Das Museum von S. Donato zu Zara enthält zwei Bogensteine eines Ciboriums,
die jedoch beide stark beschädigt sind. Den Bogen des einen umgibt ein aus Flecht-
werk gebildeter Fries, den des anderen ein longobardischer Rankenfries. Die Bogen-

von Chorschranken 1865 im Fußboden von S. nun est alligatum. Auch in S. Saba zu Rom

Maria in Trastevere fand, und die, wie die finden sich mit einem Kreuzclien versehene

übrigen Stücke, von den Arbeite» Gregors IV. Säule», die von einem Allarritmrium herrühren

(827—844) herrühren (L, P. Vita Gregorii und vielleicht ebenfalls noch ans fca rot in gi scher

". 474 [Duch. II, 80]), können wegen der ge- Zeit stammen. Das Kreuzchen dürlte die Stelle

„ S nicht von einem Altar- bezeichnet habe», an der die Säulen bei der
ciborium stammen. Rohault de Flcury meint Segnung des Ciboriums gesalbt wurden,
allerdings, sie hatten zu einem Ciborium ge- »i Rivoira I, 27S mit Abb. der Kapitelle,
hört, das anl der Mensa seihst sieh erhob, und ober das Ornament der Bogensteine macht dor-
nst dementsprechend eine Rekonstruktion se]),e leider keine Angaben,
dieses angeblichen Mensaüberbaues versucht. „ „ ^ttanco, L'architccture en Italic 262
(ha messe II, 21 und pl. 100.) Allein von der- nebsl Abb
ürtiyen Mtüisaciinirieri vernimmt man niemals "

elwas im Abendland. Die ü.-eusteinc verde:, ll -'»hnim.s d,:»-. Chren. \enel. ad 810 <M. C.

zum Unterbau eine, Aml.on gehörl haben. SS. MI, In): In snuetne I),a gemtnos Manae

" Nach der Legende soll der 3,1. Paulus an Qt'l'll'sla sul'ra il,lare ciborium peregLt.

die Säule angebunden genesen sein. Eine auf " Abb. bei Caltanco a. a. O. 200, bei Rivoira

ihr angebrachte IriseinKt lautet: Verbum Dci 1,234.
 
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