Drittes Kapitel. Abarten des Ciboriums 261
Das zweite Ciboriitm baute sich rechts vor dem Chor über dem Allerheiligen-
altar auf. Im wesentlichen das gleiche Bild, wie das des Gregoriusaltares bietend,
unterschied es sich von diesem vornehmlich dadurch, daß bei ihm der balkonarlige
Vorsprung seiner Plattform unter den vorderen Ecken durch zwei besondere Säulen
gestützt wurde, daß die Reliquienkammer an Stelle eines vierseitigen Zeltdaches ein
viergiebeliges Satteldach mit achtseitigem statt mit vierseitigem Laternenaufsatz
hatte, und daß die Fialen an den Ecken des Daches durch Akroterien ersetzt waren.
Von Gotik zeigte es keine Spur*.
Der Neubau von St. Peter brachte außer vielen anderen unersetzlichen Monu-
menten auch drei Reliquienciborien den Untergang. Eines erhob sich über dem
Andreasaltar vorne im zweiten Seitenschiff zur Linken, das andere über dem
Veronikaaltar zu Beginn des zweiten Seitenschiffes zur Rechten, das dritte über dem
Muttergottesaltar, der vor dem linken Triumphbogenpfeiler stand. Das erste, eine
Schöpfung Pius1 II. (1458—1464), war das einfachste: Vier Säulen, darüber ein
schweres Gebälk, über diesem eine Plattform, in der Mitte der letzteren endlich ein
vierseitiges Tempelchen, das an den Ecken mit Pilastern besetzt war, mit einem
Giebeldach abschloß und das Haupt des hl. Andreas enthielt.
Reicher entwickelt war das Reliquienciborium über dem Muttergottesaltar.
Es wurde von Innocenx VIII. (1484—1492) an Stelle eines älteren von Eugen III.
(1145—1153) erbauten Ciboriums errichtet. Gebälk und Plattform ruhten bei ihm
auf vierseitigen, an den Leibungen mit einem Pilaster besetzten Pfeilern, zwischen
die ein Rundbogen eingesprengt war. Im Innern hatte das Ciborium ein gratiges
Kreuzgewölbe. Auf der Plattform erhöh sich inmitten einer Dockenbalustrade eine
Kammer, der Behälter der Reliquien. Sie war vierseitig und an ihren Ecken mit
einem kannelierten Säulchen besetzt, doch hatte sie ein rundes Kuppeldach mit
kleiner runder Laterne als Bekrönung desselben. Unter den Reliquien, die in ihr
aufbewahrt wurden, befand sich auch die hl. Lanze, welche Innocenz VIII. vom
Sultan Bajasid II. erhielt.
Am berühmtesten war das dritte Reliquienciborium; denn es barg in seinem
Oberbau das Veronikabild, das an bestimmten Tagen von der Plattform herab dem
Volke zur Verehrung gezeigt wurde. Nach der Abbildung zu urteilen, die wir von
ihm haben, wurde es anscheinend im 13. Jahrhundert errichtet. AuE einer von vier,
nach dem Plan des Alfaranus von sechs, kannelierten SiiuU;>i getjagsnea Plattform
saß, umgeben von einer massiven Brüstung, der an den Ecken Pilaster vorgelegt
waren, eine vierseitige vergitterte Kammer, der Behälter des Veronikabildes, Sie
hatte an den Ecken gedrehte Säulchen. Ihre Verdachung bestand aus einer acht-
seitigen Pyramide, die von sechzehn über dem Kranzgesims der Kammer im Achteck
aufgestellten freistehenden Säulchen getragen wurde und eine achtseitige, gleichfalls
von freistehenden Säulchen gebildete Laterne als Abschluß hatte5. Außerhalb Roms
sind mir Reliquienciborien nicht begegnet.
* Abb. der beiden Ciborien nach de Angeiis Ciboricn geben. Die Verschiedenheit der An-
auch bei P. Letarouilly, ßdifices de Romc gaben bezuglich der Zahl der Säulen des Cibo-
(I.iiJge 1853) pl. 309. riums über dem Veronikaaltar dürfte sich viel-
6 Vgl. über die Ciborien J. Ciampini, De leicht dadurch erklären, daß das Ciborium
sacris aedifieiis (Romac 1747) 38 71 75 und die selbst zwar nur aut vier Säulen ruhte, daß aber
nach den Skizzen Grimaldis angefertigten Ab- der über dasselbe vortretende Teil der Platt-
bildungen aut tab. XVIII F, XX A und XXI D, form, von dem die Reliquie gezeigt wurde, aut
welche leider nur eine allgemeine Idee der zwei weiteren Säulen saß.
Das zweite Ciboriitm baute sich rechts vor dem Chor über dem Allerheiligen-
altar auf. Im wesentlichen das gleiche Bild, wie das des Gregoriusaltares bietend,
unterschied es sich von diesem vornehmlich dadurch, daß bei ihm der balkonarlige
Vorsprung seiner Plattform unter den vorderen Ecken durch zwei besondere Säulen
gestützt wurde, daß die Reliquienkammer an Stelle eines vierseitigen Zeltdaches ein
viergiebeliges Satteldach mit achtseitigem statt mit vierseitigem Laternenaufsatz
hatte, und daß die Fialen an den Ecken des Daches durch Akroterien ersetzt waren.
Von Gotik zeigte es keine Spur*.
Der Neubau von St. Peter brachte außer vielen anderen unersetzlichen Monu-
menten auch drei Reliquienciborien den Untergang. Eines erhob sich über dem
Andreasaltar vorne im zweiten Seitenschiff zur Linken, das andere über dem
Veronikaaltar zu Beginn des zweiten Seitenschiffes zur Rechten, das dritte über dem
Muttergottesaltar, der vor dem linken Triumphbogenpfeiler stand. Das erste, eine
Schöpfung Pius1 II. (1458—1464), war das einfachste: Vier Säulen, darüber ein
schweres Gebälk, über diesem eine Plattform, in der Mitte der letzteren endlich ein
vierseitiges Tempelchen, das an den Ecken mit Pilastern besetzt war, mit einem
Giebeldach abschloß und das Haupt des hl. Andreas enthielt.
Reicher entwickelt war das Reliquienciborium über dem Muttergottesaltar.
Es wurde von Innocenx VIII. (1484—1492) an Stelle eines älteren von Eugen III.
(1145—1153) erbauten Ciboriums errichtet. Gebälk und Plattform ruhten bei ihm
auf vierseitigen, an den Leibungen mit einem Pilaster besetzten Pfeilern, zwischen
die ein Rundbogen eingesprengt war. Im Innern hatte das Ciborium ein gratiges
Kreuzgewölbe. Auf der Plattform erhöh sich inmitten einer Dockenbalustrade eine
Kammer, der Behälter der Reliquien. Sie war vierseitig und an ihren Ecken mit
einem kannelierten Säulchen besetzt, doch hatte sie ein rundes Kuppeldach mit
kleiner runder Laterne als Bekrönung desselben. Unter den Reliquien, die in ihr
aufbewahrt wurden, befand sich auch die hl. Lanze, welche Innocenz VIII. vom
Sultan Bajasid II. erhielt.
Am berühmtesten war das dritte Reliquienciborium; denn es barg in seinem
Oberbau das Veronikabild, das an bestimmten Tagen von der Plattform herab dem
Volke zur Verehrung gezeigt wurde. Nach der Abbildung zu urteilen, die wir von
ihm haben, wurde es anscheinend im 13. Jahrhundert errichtet. AuE einer von vier,
nach dem Plan des Alfaranus von sechs, kannelierten SiiuU;>i getjagsnea Plattform
saß, umgeben von einer massiven Brüstung, der an den Ecken Pilaster vorgelegt
waren, eine vierseitige vergitterte Kammer, der Behälter des Veronikabildes, Sie
hatte an den Ecken gedrehte Säulchen. Ihre Verdachung bestand aus einer acht-
seitigen Pyramide, die von sechzehn über dem Kranzgesims der Kammer im Achteck
aufgestellten freistehenden Säulchen getragen wurde und eine achtseitige, gleichfalls
von freistehenden Säulchen gebildete Laterne als Abschluß hatte5. Außerhalb Roms
sind mir Reliquienciborien nicht begegnet.
* Abb. der beiden Ciborien nach de Angeiis Ciboricn geben. Die Verschiedenheit der An-
auch bei P. Letarouilly, ßdifices de Romc gaben bezuglich der Zahl der Säulen des Cibo-
(I.iiJge 1853) pl. 309. riums über dem Veronikaaltar dürfte sich viel-
6 Vgl. über die Ciborien J. Ciampini, De leicht dadurch erklären, daß das Ciborium
sacris aedifieiis (Romac 1747) 38 71 75 und die selbst zwar nur aut vier Säulen ruhte, daß aber
nach den Skizzen Grimaldis angefertigten Ab- der über dasselbe vortretende Teil der Platt-
bildungen aut tab. XVIII F, XX A und XXI D, form, von dem die Reliquie gezeigt wurde, aut
welche leider nur eine allgemeine Idee der zwei weiteren Säulen saß.