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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0544

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528 Fünfter Abschnitt. Das Retabel

Et procurabat tunc Angelus acta Faledrus
Anno Milteno bis centenoque noveno.
Post quadrageno quinto post mille trecenfos
Dandulus Andreas praeclarus honore ducabat,
Nobilibusque viris tunc procurantibus almam
Ecclesiam Marci venerandam jure beati
De Lauredanis Marco Frescoque Quirino
Tunc vetus haec pala geinmis pretiosa novatur.
Unter dem Dogen Ordelafo Falcdro 1105 hergestellt33 wurde sie zum erstenmal
unter dem Dogen Pietro Giani 1209 und dann nochmals unter dem Dogen Andrea
Dandolo (13-15) einer Erneuerung unterzogen.

Französische Retabeln aus der Zeit der Gotik und der Frührenaissance
mit Inschriften der zweiten Klasse sind beispielsweise das ungemein edle spätgotische
Passionsretabel zu Rumilly-lös-Vaudes (Aube), ein sehr beschädigtes gotisches Stein-
retabel im Cluny-Museum, ein geschnitztes spätgotisches Retabel im Museum zu Rouen
und ein ebenfalls geschnitztes Frührenaissanceretabel in der Kirche zu L'Isle-Adam
(Seine-et-Oisc). Die Inschrift auf dem Rctabel zu Rumilly-les-Vaudes ist in die Form
eines Distichon gekleidet und lautet: Parce Dens famulo rectore (sie) Johanni Coleto
— Plebs colat aethereum Romeliana polum t MVCXXXIII. Auf dem Retabel des
Chmy-Museums, das der Franziskanerkirche zu Provins entstammt, lesen wir: L'an
mil quarre cents quarante-et-un fit faire maistre Jehan de Biesme ceste table des
aumousnes de ses bienfaiteurs; priez Dieu pour luy et pour eux. Amen. Auf dein
Retabel im Museum zu Rouen heiflt es: Martin Robert et Michel Lappe, tresoriers
de ceste eglise ont faiet faire ceste table des deniers du tresor soidicette l'an mil cinq
cens trente, auf dem Retabel zu L'lsle-Adam: Gerard Coqueret et Fleury sa femme ont
donne" seste contre-table en l'eglise de seaus(?). Priez Dieu pour eulx. 1558. Bei der
letzten und bei der Inschrift des Retabels im Cluny-Museum hat sich zu der histori-
schen Angabe die Bitte um das Almosen des Gebetes gesellt.

III. RELIGIÖSE INSCHRIFTEN

Die dritte Klasse der Inschriften auf Retabeln des Mittelalters und der
Friihrenaissance umfaßt die Inschriften religiösen Charakters, d. i. alle
jene Inschriften, welche eine Anrufung, eine Bitte, eine Lobpreisung, eine
Mahnung oder eine Widmung zum Ausdruck bringen. Auch diese kommen
allenthalben auf den Retabeln jener Zeit vor, besonders aber begegnen sie
uns bei den deutschen und flämischen Schreinen. Sie richten sich vornehm-
lich an den Heiland und seine hl. Mutter, doch auch an die Heiligen.

Schön sind die Verse, welche auf der Außenseite der äußeren Flügel des Passions-
reiabels der Ferberkapelle in der Marienkirche zu Danzig die Darstellung der Ver-
kündigung begleiten und mit der Lobpreisung Marias eine Mahnung an die Vorüber-
gehenden verbinden, dieselbe gleichfalls zu grüßen: Haec est illa rosa, pulchra nimis
et formosa — Illam rogo salutate —■ Haec est illa graciosa, super omnes speciosa —
Cum transitis salutate. An Gott den Herrn wendet sieb die Bitte, welche auf den
inneren Flügeln über dem Bild der Gattin des Stifters auf einem Spruchband an-
gebracht ist: Weest uwns ghedachtich von hymelric God almachtich1.

Gern fügte man dem Namen der Heiligen ein ora pro nobis bei, und zwar auch
dann, wenn er im Nimbus angebracht war. Im Schrein zu Affcln bei Arnsberg kniet
der Stifter vor dem hl. Lambertus. Auf dem Spruchband, das er in der Hand hält,

Lippis Krönung Marias in der Galleria anlica " Es geschah das zu Konstantinopel; vgl-

in Florenz vgl. „Stimmen aus Maria-Laach" oben S. 294.

LXXXVI (1914) 176. ' Münzenberger-Beissel H, 37.
 
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