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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0677

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Zweites Kapitel. Die Beschaffenheit der Altarschranken 661

diese die Füllung der Zwischenräume bildeten. So verhielt es sich in Italien
wie in Nordafrika, und so waren auch die Schranken beschaffen, deren Überbleibsel
in der altchristlichen Friedhofsbasilika von Teurnia (St. Peter im Holz) zutage
gefördert wurden*. Die Altarschranken des Hochaltares und der linken Seiten-
kapelle hatten den Eingang in der Mitte; in der rechten Seitenkapelle war dagegen
rechts und links zwischen Schranken und Wand je ein Durchgang zum Altarraum
angebracht. Bei aufgemauerten Schranken von der Art der Canceüi in S. Aspreno
zu Neapel fehlten durchgängig Pfosten; sie waren ja auch bei solchen völlig
entbehrlich.

Im späteren Mittelalter wurden die Schranken häufig nicht aus Pfosten im
Wechsel mit Platten, sondern nur aus Platten hergestellt, die freilich deshalb weit
dicker sein mußten als die früher gebrauchten. Als Beispiele nenne ich nur die
Schranken in SS. Nereo ed Achilleo und S. Cesario zu Rom (Tafel 370) sowie die
schönen Schranken in S. Miniato zu Florenz. Altarschrankcn von der Form einer
Dockenbalustrade, d. i. Schranken, die sich aus einer Folge von Süulchen zusammen-
setzen, dürften in alt christlicher Zeit kaum, im Mittelalter nur selten geschaffen wor-
den sein, in der Zeit der Renaissance und des Barocks wurden sie dafür um so belieb-
ter, wenn auch aus Pfosten und Füllungen bestehende noch immer sehr oft hergestellt
wurden. Ein sehr schönes Beispiel von Frührenaissanceschranken, die von einer
rhythmischen Folge von Säulchen und Pfosten gebildet werden, findet sich in der
Basilika zu Aquileja (Tafel 171). Schranken dieser Art aus der Zeit der Spät-
renaissance und des Barocks sind allenthalben so häufig, daß es nicht nötig ist,
Beispiele anzuführen.

Einer eigenartigen Abart der Altarschranken des ersten Typus begegnen wir
zu Venedig und im Venezianischen. Bei ihr sind Schranken nur an den beiden
Schmalseiten des Altares angebracht, so daß dieser also vorn einer Einfriedigung
entbehrt. Dieselben sind nur wenig von dem Altar entfernt, haben die gleiche Höhe
mit ihm und treten vorn entweder gar nicht oder nur wenig über ihn vor.
Gute Beispiele finden sich zu Venedig in S. Marco (Abb. S. 648), in S. Giovanni e
Paolo, in S. Maria Formosa, in S. Canziano u. a.

Der z weite Typus zeigt den ersten um einen aus Säulen und Gebälk (trabs,
pergula, regularis, xeo/ojt!;;3} bestehenden Säulenbau bereichert. Man kann ihn den
Typus der Säulenschranken nennen. Die Säulen sind entweder an Stelle
von Pfosten zwischen den Schrankenplatten eingefügt oder steigen oben von den
Schranken auf.

Ein lehrreiches Beispiel der zweiten Anordnung von bescheidenen Ab-
messungen hat sich in S. Giovanni zu Palombara bei Tivoli erhalten (Tafel 364).
Es stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1170 und steht in einem Nehenchörchen
der Kirche. Auf den am Rahmen und im Mittelfeld mit Kosmatenmosaik reich ver-
zierten Schrankenplatten, zwischen denen sich in der Mitte der Eingang befindet,
erheben sich vier mit attischer Basis und korinthisierendem Kapitell versehene
Säulchen und über diesen als Trägern ein mit zwei Palmettenfriesen, Perlstab und
«idmungsinschrift geschmücktes Gebälk. Andere Beispiele der zweiten Anordnung
gibt es in S. Maria in Valle Polcraneta bei Rosciolo und in S. Pietro zu Albe
Fucense bei Avezzano. Das erstgenannte, eine Schöpfung des 13. Jahrhunderts, ist

Ordnei

I. Egger, Frühchrisll. Kirchen im südl. imperii c. 29 [Mg. 153, 268]; Leo. Grammat.

i HB. Chronographia, De Constantino [Mg. 108, 1156]

'fitfitjs, im klassischen Griechisch = u. a.), wie in der kirchlichen Architektur; vgl.

Gebieter, bezeichnet im späteren Grie- Historia eccl. n. 7 (Revue de l'Oricnt chrgl. X

«lisch öas aut Säulen ruhende, sie verbin- [1905] 311); Mvotixi, Ötiogfa (Mg. 98, 389);

ende und. gleichsam beherrschende Gebälk, Pseudo-Sophron., Commentar. liturg. n. 4 (Mg.

na zwar sowohl in der Profanarchitektur 87, 3084); Simeon Thessal., De sacro templo

^■onstantin. Porphyrog. De caerem. aulae byz. c. IX (Mg. 155, 345).

■ a> c- 15 [Mg. 152, 1039]; De administratione
 
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